Weltenbummler |23.03.2017|14:30

Scharkowski: Als Amateurfußballer um die Welt

Nick Scharkowski im Trikot seines aktuellen Vereins Victoria Hamburg (rechts) und mit dem Jersey seins schwedischen Ex-Klubs Härnösands FF. [Foto: Fotos Jensen; Collage FUSSBALL.DE]

Kaum ein Amateurfußballer bringt so viel internationale Erfahrung mit wie er. Nick Scharkowski spielte bereits in Schweden, in Griechenland und auf Zypern. Nun ist er nach Deutschland zurückgekehrt, um für den Oberligisten SC Victoria Hamburg aufzulaufen. Gut möglich, dass ihn schon bald wieder das Fernweh packt.

Ein Leben lang für einen Verein spielen? Das käme für Nick Scharkowski nicht in Frage. Der Stürmer hat seine zwei Hobbys unter einen Hut gebracht: Fußball und Reisen. In den letzten zweieinhalb Jahren war er in vier unterschiedlichen Ländern aktiv. „Es ist toll, neue Kulturen kennenzulernen und dafür nichts zahlen zu müssen. Ich habe einfach nur Fußball gespielt und das Leben in diesen Ländern genossen“, sagt er im Gespräch mit FUSSBALL.DE . Das Fernweh liegt offenbar in der Familie. Auch sein Cousin William Amamoo, der ein Länderspiel für die Nationalmannschaft von Ghana absolviert hat, kam in Europa ordentlich herum. Im Jahre 2013 spielte er für den schwedischen Regionalligisten Härnösands FF. So konnte er Nick Scharkowski, damals 21 Jahre alt und Oberliga-Spieler vom Niendorfer TSV , ein Probetraining vermitteln. „Der Verein war als Sprungbrett für junge Talente bekannt. Einige Spieler von Härnösands haben später in der 1. und 2. Liga gespielt“, erzählt Scharkowski.

Dank der guten Verdienstmöglichkeiten konnte sich Scharkowski voll auf den Fußball konzentrieren. Jeden Tag standen ein bis zwei Trainingseinheiten an. Das Highlight war ein Pokalspiel gegen Helsingborgs IF, den siebenmaligen schwedischen Meister. „Da war richtig was los. Wir hatten bei diesem Heimspiel 30.000 Zuschauer im Stadion“, erzählt er. „Wir haben uns gut geschlagen und die ersten 20 Minuten richtig gut dagegen gehalten. Aber als wir den ersten Gegentreffer bekamen, brachen wir ein. Letztendlich haben wir 0:4 verloren.“

Traum Regionalliga-Aufstieg

"In Griechenland ist es ganz normal, dass der Präsident vor dem Spiel in die Kabine kommt und sagt: Wenn ihr nicht gewinnt, kriegt ihr euer Geld nicht"

Scharkowski spielte rund 14 Monate lang in Skandinavien, ehe er wieder die Koffer packte. Diesmal lockte der zyprische Verein Chalkanoras Idaliou. „Als das Angebot von diesem Zweitligisten kam, dachte ich vor allem an die schöne Sonne“, erzählt er lachend. Ein Spielerberater hatte ihm ein Probetraining vermittelt. „Die Spiele wurden dort teilweise sogar im Fernsehen übertragen. Alles war sehr professionell“, erzählt er. Nach einem halben Jahr war das Abenteuer wieder beendet. Im Januar 2015 kehrte er nach Deutschland zurück. Der Regionalligist Eintracht Norderstedt bot ihm ein Vertrag an. Nicht zuletzt weil er in Hamburg einen Sohn hat, der heute fünf Jahre alt ist, willigte er ein. „Leider bekam ich nur wenig Einsätze“, erinnert er sich. „Selbst wenn alle anderen Stürmer ausfielen, hat mich der Trainer nicht eingesetzt. Ich war wohl nicht sein Spieler-Typ.“ Die Folge: Scharkowski packte wieder die Reisekoffer.

Erst kehrte er für eine Saison zu Härnösands FF zurück. Dann ging es nach Griechenland zu AO Zevgolatiou. Dort lockte nicht nur das schöne Wetter, sondern auch ein dickes Gehalt. „In der 3. Liga kann man dort gutes Geld verdienen. Die Frage ist nur, ob man das dann auch wirklich bekommt. Wie es im Süden häufig ist, wurde das Gehalt nicht regelmäßig überwiesen“, erzählt er. Es war kein Zufall, dass der Lohn zeitgleich mit der ersten Niederlage ausblieb. „In Griechenland ist es ganz normal, dass der Präsident vor dem Spiel in die Kabine kommt und sagt: Wenn ihr nicht gewinnt, kriegt ihr euer Geld nicht. So kam es dann auch. Manchmal kam das Geld verspätet, manchmal war die Summe geringer als vereinbart. Würde man dagegen angehen, wird man nicht mehr eingesetzt.“ Diese Unsicherheit führte ihn zurück nach Deutschland.

Seit Februar ist Scharkowski Spieler des Hamburger Oberligisten SC Victoria. „Es wäre mein Traum, mit diesem Verein in die Regionalliga aufzusteigen“, erzählt er. Sportdirektor Jean-Pierre Richter ist glücklich über die Verpflichtung: „Mit seiner internationalen Erfahrung ist er eine gute Verstärkung. Nick ist nicht nur der Strafraum-Stürmer, der die Tore knipst, sondern hat auch einen guten Blick für die Mitspieler.“ Unklar allerdings ist, wie lange er sich an den Fähigkeiten von Scharkowski erfreuen kann. Der Offensivspieler hat zwar bis Sommer 2018 unterschrieben. Doch die Reiselust steckt noch immer in ihm: „Ich würde gerne einmal in Spanien spielen. Schönes Wetter, tolle Kultur, guter Fußball – das würde passen.“

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