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Ron Kiesewetter (r.): "Mir geht es beim Fair Play darum, sich im Rahmen der Regeln zu bewegen."[Foto: Dr. Karl Lehmann]
Sucht man im Duden die Bedeutung des Wortes "Fair Play", findet sich dort der Begriff "Fairness", auch Synonyme wie "Anstand", "Anständigkeit" und "Aufrichtigkeit" werden aufgeführt. Ron Kiesewetter, Spieler des SV Rot-Weiß Werneuchen, füllte diese Begriffe im vergangenen Sommer mit Leben. Für seine außergewöhnliche Geste wurde er in Brandenburg mit dem Fair Play-Preis ausgezeichnet.
"Ich habe das Gefühl, die Jungs und Mädels in diesem Land haben wieder richtig Bock auf Fußball"
Was geschah an jenem 14. August 2020? Im Kreispokalspiel zwischen der SG Union Klosterfelde und dem SV Rot-Weiß Werneuchen lag der Gast aus Werneuchen mit 0:1 zurück. Ron Kiesewetter erinnert sich an die Situation: "Mitte der ersten Halbzeit spielte sich Klosterfelde bis zu unserem Tor durch. Der Stürmer, technisch beschlagen, stand frei vor unserem Torwart, wollte ihn umkurven und dann den Ball ins Tor schießen. Ich hatte eine gute Sicht auf die Situation und sah, wie unser Torwart beim Versuch den Ball mit den Händen wegzuspielen, dem gegnerischen Spieler ins Bein griff und dieser zu Fall kam. Für mich war die Situation sofort eindeutig, Verhinderung einer klaren Torchance und Elfmeter."
Der Schiedsrichter hatte die Situation jedoch nicht so gut im Blick und entschied auf Weiterspielen. Kiesewetter verleitete dies zu einer bemerkenswerten Aktion: Er ließ sich vom Torwart anspielen und nahm den Ball in die Hand, um Klosterfelde den Elfmeter zu schenken. "Das war eine sehr spontane Aktion und ich habe auch nicht darüber nachgedacht. Ich habe in dem Moment nur die Situation wahrgenommen und empfand es als ungerecht gegenüber unseren Gegnern", so Kiesewetter.
"Mit dem späteren Pokalgewinn der Klosterfelder schloss sich dann der Kreis – man stelle sich vor, sie wären an dem Tag wegen einer solchen Entscheidung ausgeschieden. Für viele Amateurkicker ist so ein Titel möglicherweise der größte Erfolg ihrer Fußballerkarriere." Kiesewetter spricht da aus eigener Erfahrung: Eine Ungerechtigkeit nahm ihm den möglichen Gewinn einer Berliner Meisterschaft – diese Enttäuschung hallt bis heute nach.
Bei der Frage, was Fair Play für Kiesewetter bedeute, wird schnell klar, warum er die Entscheidung auf dem Platz getroffen hat: "Mir geht es beim Fair Play darum, sich im Rahmen der Regeln zu bewegen. Dazu gehört auch, dem Schiedsrichter und Linienrichter zu helfen oder dem gegnerischen Team etwas zuzugestehen. Jeder kann mal einen schlechten Tag haben und eine nachweislich falsche Entscheidung treffen. Wenn man dann aber selbst dazu beitragen kann, dass das Spiel gerechter wird – dann ist es für mich Fair Play."
Es sollte nicht bei dieser einen Szene bleiben: In diesem besonderen Kreispokalspiel kam es zu einer weiteren kuriosen Szene. Wieder stand Kiesewetter im Mittelpunkt. Kurz vor Schluss, beim Stand von 4:2 für Klosterfelde, gab es einen Eckball für Werneuchen. Dieser wurde abgefangen und Klosterfelde konterte. Wieder stand der Klosterfelder Stürmer frei vor dem Torwart, doch Kiesewetter grätschte dazwischen. "Ich habe den Ball mit der Grätsche klären können, danach auch den Spieler getroffen. Es war riskant, aber meiner Meinung nach fair und kein Foulspiel", so Kiesewetter.
Der Schiedsrichter sah es anders und entschied auf Elfmeter - was wiederum die Klosterfelder auf den Plan rief: Sie verschossen den Elfmeter absichtlich. "Ich empfinde es als große Wertschätzung für die Aktion in der ersten Halbzeit, was den Fair Play-Gedanken schließlich noch ein Stück weitergetragen hat. Durch die beiden Aktionen hatte das Spiel eine positive Wirkung auf beide Mannschaften, was den Umgang mit derlei Situationen angeht", sagt Kiesewetter.
Für die Aktion wurde der 33-Jährige nun mit dem "Fußball-Landesverband-Brandenburg Fair Play-Preis" ausgezeichnet. Ob er das Spiel, das letztlich mit 4:2 für Klosterfelde endete, als Niederlage einschätzt? "Ich hätte selbstverständlich gerne gewonnen und es bleibt sportlich eine Niederlage. Die Fair Play-Aktion ist für mich aber unabhängig von Gewinnen oder Verlieren. Sie hatten es in dem Moment einfach verdient, den Elfmeter zu bekommen. Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, ob meine Mannschaftskollegen sauer sind, aber da muss ich ein großes Kompliment aussprechen: Ich habe nie Vorwürfe bekommen. Meine Mitspieler haben großartig reagiert, außer, dass es ab und an mal einen Spruch gab", lächelt er.
Dass Fußball für ihn etwas Emotionales ist und bleibt, hat er durch die lange Corona-Pause noch einmal deutlich gespürt. "Man freut sich, die Mannschaftskollegen endlich wieder sehen zu können, auf das gemeinsame Training, oder nach dem Spiel noch zusammenzusitzen und Zeit miteinander zu verbringen. Man freut sich sogar auf die Auswärtsfahrten und tollen Sportanlagen in Brandenburg. Es ist einfach ein schöner Ausgleich zum manchmal stressigen Alltag. Das höre ich nicht nur in meiner Mannschaft, sondern von vielen Leuten", so Kiesewetter. "Ich habe das Gefühl, die Jungs und Mädels in diesem Land haben wieder richtig Bock auf Fußball."
Abschließend erklärt Kiesewetter, was er sich für die Zukunft wünscht: "Wenn sich jeder in Zukunft ein bisschen zurücknimmt, die Schiedsrichter*innen und Linienrichter*innen unterstützt, dankbar ist, dass sie jedes Wochenende auf dem Platz stehen und ihre Zeit dort verbringen, dann finde ich das einfach nur richtig. So kann jeder von uns zeigen, dass man sich gegenseitig respektiert. Auf der anderen Seite wünsche ich mir aber auch, dass Schiedsrichter*innen eine größere Sensibilität zeigen. Sie können mit ihren Entscheidungen großen Einfluss auf das Spiel und die Emotionalität nehmen. Wir sind alle dazu aufgerufen, das Spiel sauber und fair zu halten. Nur so bleibt Fußball weiterhin die schönste Nebensache der Welt."
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