Als kleiner Junge begleitete Cédric Mferi seinen Vater zum Fußball. Mit der Neugründung des Afrika FC haben er und seine Mitstreiter sich einen Traum erfüllt. Der Verein bereichert ab sofort die Kölner Kreisliga D und gewann direkt die ersten fünf Saisonspiele. Und beim Fünf-gegen-Zwei im Training spielt auch schon mal Profistürmer Anthony Ujah (früher Mainz, Köln, Bremen, heute China) mit.
Für kurze Zeit war Anthony Ujah wieder "’ne kölsche Jung". Der ehemalige Stürmer des 1. FC Köln, mittlerweile beim Liaoning FC in China aktiv, nutzte Mitte August fünf freie Tage für eine Rückkehr in die Domstadt. Allerdings schaute der 25-Jährige nicht etwa bei den ehemaligen Kollegen am Geißbockheim vorbei. Nein, sein Ziel war die Bezirkssportanlage Bocklemünd am nordwestlichen Stadtrand. Während nebenan die Footballer der Cologne Crocodiles trainieren, steuert Ujah, siebenmaliger Nationalspieler Nigerias, zielsicher auf einen jungen Mann im schwarzen Poloshirt zu und umarmt ihn freudig.
"Früher wurde viel geredet, aber wenig gemacht. Jetzt müssen hier alle anpacken"
„Tony und ich sind sehr gut befreundet, haben in seiner Zeit beim FC viel zusammen unternommen“, sagt Cédric Ayibiga Mferi, der junge Mann im schwarzen Polo. Der 26-Jährige hält seinem Kumpel ein grünes Trikot hin, die Fußballschuhe hat Ujah selbst mitgebracht. Er ist an diesem Abend als Letzter zum Training des Afrika FC erschienen, muss beim Fünf-gegen-Zwei darum natürlich in die Mitte. Starbonus gibt es nicht bei den Hobbykickern, die sichtlich Spaß an der gemeinsamen Trainingseinheit mit dem Profi haben. 25 Spieler umfasst der Kader des Afrika Fußball Club Köln , dem neuesten Mitglied des Fußballkreises Köln.
Knapp zwei Jahre hat es gedauert, bis aus einer immer konkreter werdenden Idee schließlich eine erfolgreiche Vereinsgründung wurde. „Es gab zwar einige Rückschläge, aber letztlich haben wir die Vereinsgründung zum Glück doch über die Bühne bekommen“, sagt Mferi. Gerade noch rechtzeitig, um in dieser Saison am Spielbetrieb in der Kreisliga D teilzunehmen. „Dieser Verein ist nicht nur für mich eine Herzensangelegenheit“, betont der Vereinsvertreter. Für ihn und viele seiner Mitspieler geht mit der Gründung des Afrika FC ein Kindheitstraum in Erfüllung. „Wir waren früher immer mit unseren Vätern am Platz und wollten später unbedingt alle zusammen für den Afrika Sportclub spielen“, erinnert sich Mferi junior.
Auch der Afrika Sportclub spielte vor 15 Jahren auf der Bezirkssportanlage Bocklemünd. Gegründet wurde der Verein damals unter anderem von Jakob Mferi, der vor 36 Jahren aus Gabun nach Köln kam. In einem Jahr schaffte der erste afrikanische Fußballverein Kölns sogar den Aufstieg in die Kreisliga B, dann fiel die Mannschaft mangels gefestigter Strukturen jedoch auseinander und der Verein wurde aufgelöst. „Ich wünsche mir, dass unsere Kinder erfolgreicher sind als wir es damals waren. Das Potenzial ist auf jeden Fall da“, sagt Mferi senior, der im Vorstand des neuen Vereins sitzt und am ersten Spieltag sogar den Trainerposten übernahm, weil Aris Guizani, der eigentlich für die Mannschaft verantwortlich ist, im Urlaub weilte.
Der Zuspruch für den neuen Verein ist jedenfalls groß. „Wir haben im ersten Training mit zehn Jungs begonnen. Mittlerweile erhalten wir auf und neben dem Platz aber immer mehr Unterstützung“, erklärt Cédric Mferi, der als Geschäftsführer und Mannschaftskapitän viel Verantwortung trägt und aus Fehlern, die in der Vergangenheit beim Afrika Sportclub gemacht wurden, die richtigen Lehren ziehen will: „Früher wurde viel geredet, aber wenig gemacht. Jetzt müssen hier alle anpacken.“
Anpacken will auch Anthony Ujah, der das Projekt seines Kumpels gerne unterstützt. Unter anderem hat er die grünen Auswärtstrikots besorgt. „Ich habe Cédric im Vorfeld gewarnt, dass es nicht leicht ist, einen Verein aufzubauen, gerade weil es bei uns Jungs aus Afrika auch mal chaotischer zugehen kann. Aber klasse, dass er es geschafft hat“, lobt der Profi, der beim gemeinsamen Trainingskick mit viel Spaß bei der Sache ist.
Viel Spaß hat auch Cédric Mimbala, wenn er bei den Jungs vom Afrika FC zu Gast ist. So oft es der Spielplan der dritten Liga zulässt, besucht der Innenverteidiger von Fortuna Köln die Spiele des neugegründeten Vereins. „Ich habe Cédric im Fitnessstudio kennengelernt. Er hat mir von seinem Projekt erzählt, das ich natürlich gerne unterstütze“, erklärt der zweite Profi mit afrikanischen Wurzeln, der dem neuen Verein wohlgesonnen ist. Neben dem Bereitstellen von Trainingsutensilien haben Mimbala und Mferi auch schon über die gemeinsame Zusammenarbeit bei einer Aktion für Flüchtlinge gesprochen. „Denn natürlich ist Integration bei uns ein großes Thema“, bestätigt Mferi, der Jungs aus insgesamt 14 Nationen im Kader weiß.
Ob es die prominente Unterstützung oder das Training mit Ujah war, das die Hobbykicker besonders beflügelt, ist nicht abschließend geklärt. Fest steht aber, dass dem Afrika FC ein perfekter Start in die Saison geglückt ist. Fünf Siege holte das neuformierte Team aus den ersten fünf Partien und bewies mit 17 erzielten Treffern seine offensiven Qualitäten, ist derzeit Tabellenzweiter.
Das erste Tor in der Geschichte des neuen Vereins war sogar ein besonders sehenswertes: Aus knapp dreißig Metern nahm Gloria Kiakiau im Eröffnungsspiel gegen Zollstock II Maß und setzte den Ball perfekt in den Winkel. „Ich habe einfach abgezogen, ein Traumtor“, sagt der Schütze in der Hoffnung, dass noch viele Saisontore folgen. Denn im Sommer, da sind sich alle Beteiligten einig, soll der direkte Aufstieg in die Kreisliga C geschafft sein.
An diesem Sonntagnachmittag aber steht erstmal das Heimspiel gegen den Tabellenachten Spvg Arminia 09 Köln II an.
Hier unser Video-Interview mit Geschäftsführer Cédric Mferi:
Autor/-in: Stefan Kühlborn