Mutlu Özil, Fabian Süle oder Niklas Ginter: Drei ehemalige oder noch aktive Amateurkicker, die eins gemeinsam haben. Ihre Brüder sind deutsche Nationalspieler und werden in ihrer Karriere von ihnen beraten. So ist es auch beim Stuttgarter Profi Andreas Beck und dessen Bruder, dem früheren Großaspacher Oberliga-Fußballer Arthur Beck – die neueste Folge unserer Serie Familienbande.
Mehr als fünf Saisons ist es mittlerweile her, seit er noch selbst auf dem Platz um Punkte kämpfte. Beim TSV Rudersberg , nicht weit von Stuttgart entfernt, hängt der Verteidiger mit Ende 20 seine Fußballschuhe an den Nagel. „Ich hatte einfach kaum noch Zeit, selbst Fußball zu spielen, sondern wollte mich mehr um meine berufliche Karriere kümmern“, berichtet Arthur Beck.
Ende der 80er zieht die Familie Beck von Kemerowo in Sibirien nach Baden-Württemberg. Die beiden Jungs im Haus finden in der neuen Umgebung schnell Anschluss – sie können nämlich richtig gut kicken. „Andi und ich haben immer draußen Fußball gespielt. Wir waren richtige Straßenfußballer und haben viel auf dem Schulhof unserer Grundschule, der Talschule, gekickt“, erzählt Arthur Beck. „Natürlich war 'der Kleine' immer mit uns Älteren dabei, er konnte ja schon gut mithalten, obwohl er drei, vier Jahre jünger als die meisten anderen Jungen war.“
Ihr erster Verein ist die DJK Wasseralfingen, Arthur tritt mit neun Jahren ein, Andreas ist erst fünf. Als Arthur in der C-Jugend zum SVH Königsbronn wechselt, einem Vorort von Heidenheim und war etwa 35 Kilometer von Wasseralfingen entfernt, darf „der Kleine“ gleich mit. „Eigentlich wollten die nur mich, aber wir haben Andi einfach zum Training mitgenommen und er war so gut, dass er sofort da bleiben sollte“, erinnert sich Arthur Beck. „Trotz unseres Altersunterschieds haben wir dann anfangs sogar in einer Mannschaft gespielt.“
"Andi und ich haben immer draußen Fußball gespielt. Wir waren richtige Straßenfußballer"
Damit die Eltern nicht drei- oder viermal in der Woche von Wasseralfingen nach Königsbronn fahren müssen, bietet der Klub einen Fahrservice an. Es dauert aber nicht lange, bis sich – zumindest auf dem Platz – die Wege der Beck-Brüder trennen. Arthur spielt weiter bei der DJK Königsbronn, ehe er im Seniorenbereich ein wenig auf Wanderschaft geht: Sportfreunden Dorfmerkingen, SV Lichtenberg 47 und schließlich SG Sonnenhof-Großaspach heißen seine Stationen.
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Derweil wird Andreas Beck im Nachwuchsleistungszentrum des VfB Stuttgart auf eine mögliche Profikarriere vorbereitet – erfolgreich, am 11. Februar 2006 feiert der Rechtsverteidiger sein Debüt in der Bundesliga. Zweieinhalb Jahre später mischt der Blondschopf mit Aufsteiger 1899 Hoffenheim die Liga auf und wird sogar Nationalspieler, ehe er nach über 200 Bundesliga-Einsätze zum ersten Mal ins Ausland wechselt und mit Besiktas Istanbul auf Anhieb zweimal hintereinander türkischer Meister wird.
Den Deal mit Besiktas stielt sein Bruder ein. Nach einem Selbstversuch an der Uni – zwei Semester BWL – will Arthur Beck den Fußball mitgestalten. „Schon während meiner aktiven Zeit in Sonnenhof-Großaspach habe ich einen ersten Einblick in die Branche gewonnen und mich später mit meiner eigenen Agentur selbstständig gemacht“, verrät Arthur Beck.
Dass er die Interessen „des Kleinen“ vertritt, ist für beide nur logisch. „Ich kann sagen, dass wir nicht nur Brüder, sondern beste Freunde sind“, nickt Arthur Beck und führt aus: „Ich bin sehr stolz darauf, was er im Fußball erreicht hat: Bundesliga, Europa League, Champions League, Nationalelf: Mehr geht kaum! Und dass er jetzt wieder beim VfB Stuttgart spielt, ist natürlich noch einmal eine besonders schöne Geschichte.“
Die ja noch nicht zu Ende ist. Dort, wo seine Karriere in der Jugend richtig Fahrt aufgenommen hat, will Andreas Beck noch ein wenig länger spielen. Die Geschäfte dahinter führt – wie bei Weltmeister Mesut Özil, Niklas Süle und „Matze“ Ginter eben der Bruder.
Autor/-in: Heiko Buschmann