Helft uns dabei, FUSSBALL.DE weiterzuentwickeln!
Welche Funktionen nutzt du auf FUSSBALL.de gerne? Was ärgert oder nervt dich an der Seite? Mach' bis Mittwoch bei unserer Umfrage mit und gewinne ein Trikot!
Mehr lesen
Aktuell technische Probleme bei FUSSBALL.DE.
An der Lösung des Problems wird mit Hochdruck gearbeitet.
Wir bitten um euer Verständnis.
Benjamin Backes: "Es rollt noch kein Ball, da fallen schon 100.000 Euro pro Jahr an."[Foto: Getty Images/Christof Koepsel]
Der DFB ist der weltweit größte Sportverband. 24.159 Vereine sind unter seinem Dach und über die Landesverbände registriert. Doch wie sieht es bei ihnen im Einzelnen aus: Welche Geschichte bewegt sie, welche Gegenwartsthemen und was bringt die Zukunft? Wir haben fünf Vereine aus den fünf Regionalverbänden besucht und Geschichten gesammelt: über die richtige Dicke von Pommes in Herne, Regenschirm-Mythen in Ostfriesland, die Kraft der Geschichte in Leipzig, Frauen-Power aus Wörrstadt und Monopoly-Scheine im Odenwald. Fünfter Verein der Deutschland-Reise ist Westfalia Herne.
Eigentlich hat Benjamin Backes gerade gar keine Zeit. Der 30-Jährige, den auf dem Vereinsgelände von Westfalia Herne, im Herzen des Ruhrpotts gelegen, alle "Benny" nennen, sieht ziemlich abgekämpft aus. Die Saison ist noch jung, der Aufwand zum Start in die Spielzeit war enorm. Vor allem das Catering macht dem Vorstand zu schaffen. Der dafür zuständige Ehrenamtler hatte einen Autounfall.
Der Verlust wiegt schwer, als wäre es nicht schon schwer genug. Nachbarvereine wie die Bundesligisten aus Bochum, Dortmund und Gelsenkirchen werfen ihre Schatten auf den Verein am Schloss Strünkede, der auch mal so groß war. Ist lange her, sehr lange. Westfalia Herne, 1904 gegründet, auf ewig verbunden mit Spielern wie Hans Tilkowski, Helmut Benthaus oder Filmregisseur Sönke Wortmann, war 1959 Westdeutscher Meister, 1975 Westfalenmeister, 1959 und 1960 nahm der Sportclub an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft teil, von 1974 bis 1979 spielte er in der 2. Bundesliga. Nicht von ungefähr passen ins Stadion 32.000 Menschen. Zum Saisonauftakt kamen 200. Im Mai, als Herne im Abstiegskampf der Oberliga versank, waren es sogar nur 80. Um jeden Einzelnen von denen zu kämpfen und andere zurückzugewinnen, ist deshalb überlebenswichtig.
"Aus Tradition wird Zukunft"
Das Catering spielt dabei eine entscheidende Rolle. In vorderster Front: die berühmte Stadionwurst. Was woanders mitunter romantisch verklärt wirkt, hat im Ruhrpott einen ernsten Hintergrund. Herne-Fans sind Gourmets, die Würste stammen deshalb vom vermeintlich besten Anbieter Deutschlands. Das müsse so sein, sagt Backes, der erzählt, dass auch die Pommes keine Ramschware sein dürfen. "Neulich hatten wir einen Engpass." Es fiel sofort auf, dass die im Supermarkt nachgekauften nur sieben anstatt zehn Millimeter dick waren. "Das gab Unmut."
Für Hernes Vorständler, vier an der Zahl, und die Handvoll Ehrenamtler sind das keine Bagatellen. Es zählt schließlich jeder Euro, um die Ausgaben zu decken, die Westfalia wie viele andere Amateurvereine stark herausfordern. Strom, Wasser, ein hauptamtlicher Rasenpfleger, Kleidung, Hütchen, Trainer, Instandhaltung, Reiseaufwand – das kostet alles. "Es rollt noch kein Ball", sagt Backes, "da fallen schon 100.000 Euro pro Jahr an."
Auswege sind ein erstklassiger Imbiss – und erstklassige Schlagzeilen für Sponsoren. Da trifft es sich, dass es neben dem Abstieg vorige Saison und der Insolvenz vor drei Jahren auch die Ü 40 und die Ü 50 des SC Westfalia gibt. Zwei Teams, die oben mitspielen in ihrer Altersklasse, deutschlandweit. Zum ersten Mal haben sich beide Mannschaften zusammen als Westfalenmeister für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft im Herbst in Berlin qualifiziert.
Vier Spieler beider Teams – André Dohm, 52, Dirk Laudien, 52, Michael Baum, 42, und Thomas Wienroth, 53, – sitzen im "Container", einer Art VIP-Kasten mit kleiner Bar und Fenstern auf das Kunstrasenspielfeld, wo Bilder vom alten Glanz an der Wand hängen. Darunter auch welche vom DFB-Pokalspiel gegen Erzgebirge Aue 2006 (1:2). Baum etwa war dabei, als Herne mal wieder bei den "Großen" mitspielte. Edin Terzic, heute Trainer von Borussia Dortmund, auch. Der Erfolg sei hausgemacht, sagen sie, mit ganz einfachen Mitteln. "Zusammenhalt", wie Dohm sagt, "Leidenschaft für Fußball", wie Wienroth ergänzt.
Trainiert wird jeden Montag. Die Männer meinen es ernst mit dem, was sie tun, trotz schmerzender Gelenke und pfeifender Lungen. In diesem Jahr soll endlich die erste Deutsche Meisterschaft nach Herne kommen, damit der Slogan draußen am Container keine Floskel bleibt. Auf dem Blechschild, lesbar von allen Winkeln des Vereinsgeländes, steht: "Aus Tradition wird Zukunft".
Lieber Fußballfreund,
du möchtest gern einen Beitrag, z.B. Musik, Fotos, Videos, Daten oder einen Zeitungsartikel (nachfolgend „Inhalte“) hochladen? Wir möchten dich an dieser Stelle gern nochmal daran erinnern, dass die Verantwortung für die von dir hochgeladenen Inhalte bei dir liegt. Bitte vergewissere dich also zunächst, ob die Inhalte unseren Vorgaben entsprechen (siehe die ausführlichen Bestimmungen unter „Community-Spielregeln“) und insbesondere ob du über die entsprechenden Nutzungsrechte an den Inhalten verfügst. Diese liegen in der Regel bei Dritten und nicht bei dir, wenn du Inhalte aus dem Internet (z.B. Fotos bekannter Personen, Videos oder Zeitungsartikel) kopierst und hochlädst.
Bitte beachte: Wenn du die Nutzungsrechte an den Inhalten nicht berücksichtigst, kann es zu kostspieligen Abmahnungen und weiteren Forderungen gegen dich kommen. Sofern wir hiermit direkt konfrontiert werden, sind wir berechtigt, deine Daten zum Zwecke der Rechtsverfolgung herauszugeben und mögliche Forderungen an dich weiter zu berechnen.