Für Daniel Noske gilt offenbar in Abwandlung, was einst Walter Frosch von sich behauptete. „Ein Walter Frosch spielt nur in der A-Nationalmannschaft oder in der Weltauswahl“, sagte der beinharte Verteidiger des FC St. Pauli einst. Und ein Daniel Noske spielt eben nur in der Nationalmannschaft oder in der B-Kreisliga. Der Kapitän der Sportfreunde Hehlrath pendelt zwischen 9. Liga und Einsätzen im Nationaltrikot. Der Zeitsoldat aus Aachen spielt als einziger Kreisligakicker in der Bundeswehr-Nationalmannschaft – obwohl die eigentlich nur Fußballer von der Verbandsliga an aufwärts sucht.
„Es geht schon ein bisschen körperbetonter zu, die ziehen einem fast das Trikot aus“
„Das Niveau entspricht bei uns ungefähr dem der fünften Liga“, sagt Noske. Bei einem Turnier war er den Talentspähern der Bundeswehr vor zwei Jahren aufgefallen und wurde zum Sichtungstraining eingeladen. Nach einem Testspiel gegen den damaligen Drittliga-Tabellenführer Preußen Münster wurde Noske ins Team aufgenommen. „Es hat offenbar gereicht“, sagt der Soldat. „Man merkt keinen Klassenunterschied“, meint Daniel Johnen, Torwart der Bundeswehr-Nationalmannschaft über seinen Teamkameraden. „Daniel könnte deutlich höher spielen.“
Rückkehr zum Heimatverein
Aber der in Aachen stationierte Noske kickt bewusst nur noch in der Kreisliga B. Vor zwei Jahren wurde der ehemalige Landesliga-Spieler Vater einer Tochter und entschloss sich, künftig mehr Zeit zu Hause zu verbringen. Nun läuft er nur noch aus Spaß gemeinsam mit seinem Bruder und seinem Schwager für seinen Heimatklub Hehlrath („Ein kleiner Dorfverein“) auf. Und nebenbei eben für die Nationalmannschaft, für die zu Wehrdienstzeiten sogar Bundesliga-Profis wie Stephan Salger (1. FC Köln) oder Oliver Unsöld (Wattenscheid 09) spielten.
Mit der Bundeswehr-Auswahl hätte Stürmer Noske in dieser Woche eigentlich auf Dienstreise sein sollen. In der Nähe von London steigt an diesem Mittwoch am 100. Jahrestag das Wiederholungsspiel des legendären „Christmas Truce“. Am 17. Dezember 1914 ließen deutsche und englische Soldaten an der Front des Ersten Weltkriegs die Waffen ruhen, um im Niemandsland zwischen den Schützengräben Fußball zu spielen. Das Spiel gegen eine britische Militär-Auswahl findet im 7000 Zuschauer fassenden Stadion von Aldershot statt. Noske hat sich jedoch kurz vor der Abreise verletzt. „Das wird natürlich etwas Besonderes“, freut sich dagegen Daniel Johnen auf das historische Duell auf der Insel. Der Torhüter steht normalerweise in der Mittelrheinliga beim SV Eilendorf zwischen den Pfosten. „Es macht schon einen Unterschied, ob vor dem Spiel die Nationalhymne gespielt wird oder nicht“, sagt Johnen, der sein erstes Länderspiel bei der Europameisterschaft im November in Frankreich absolvierte. Nach zwei Niederlagen und einem Unentschieden war das deutsche Team allerdings früh ausgeschieden.
Auch Hauptfeldwebel Noske war bei der EM dabei - eine gehörige Umstellung zur Kreisliga. „Ich brauche im Spiel schon ein paar Minuten, um reinzukommen“, sagt Noske. „Es geht schon ein bisschen körperbetonter zu, die ziehen einem fast das Trikot aus. Es ist schon ein Unterschied, ob man in der Kreisliga die Verteidiger umkurvt oder bei der EM aufläuft.“
Autor/-in: Arne Leyenberg