Der frühere Bundesligaprofi Axel Bellinghausen, der viele Jahre für Fortuna Düsseldorf (225 Spiele) am Ball war, wird in der kommenden Saison den SC Unterbach in der Kreisliga A trainieren. Für den 41-Jährigen ist es der erste Job als Cheftrainer. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Bellinghausen über seine neue Aufgabe, die Saisonziele und seine früheren Trainer.
FUSSBALL.DE: Sie haben Ihre aktive Karriere 2022 beim SC Unterbach beendet, werden dort in der nächsten Saison den Trainerposten übernehmen. Wie kam es dazu, dass Sie nun die Seiten wechseln, Herr Bellinghausen?
Axel Bellinghausen: In vielen Gesprächen ist bei mir der Gedanke an eine künftige Trainerkarriere beim SC Unterbach gereift. Der Verein hatte im Vorfeld alles klar abgesteckt und mich am Ende des Prozesses gefragt, ob ich mir diese Aufgabe vorstellen könnte. Die räumliche Nähe zum Sportplatz hat meine Entscheidung erleichtert. Zu Fuß benötige ich nur fünf Minuten, um auf der Platzanlage zu sein. (lacht)
Wie läuft der Austausch mit Noch-Trainer Dimitrios Thoidis, der Ihnen in der nächsten Saison als Sportlicher Leiter zur Seite stehen wird?
Bellinghausen: Obwohl ich mir das 4:2 gegen den Rather SV vor Ort angeschaut hatte, halte ich mich noch ein wenig zurück. Ab Ostern werde ich mir einige Trainingseinheiten anschauen. "Dimi", der die Mannschaft zusammengestellt hatte und mit dem Team aktuell den sechsten Tabellenplatz belegt, wird die Saison sauber zu Ende bringen und hat bis dahin den Hut auf.
Als Sie noch selbst für den SCU noch am Ball waren, spielte der Klub in der Bezirksliga. Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Verein?
Bellinghausen: Ganz ehrlich: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Erst am Ende der Vorbereitung werde ich die Saisonziele formulieren. Aber jeder, der mich kennt, der weiß genau, dass ich unglaublich ehrgeizig bin. Ich freue mich darauf, die Jungs richtig kennenzulernen, gehe die Aufgabe mit großer Vorfreude an und will immer das Maximum mit dem Team herausholen.
Bei Ihrem ersten Halt in Unterbach schlossen Sie eine Karriere als Chefcoach noch kategorisch aus. Wie kam es zum Sinneswandel?
Bellinghausen: Das zeigt doch nur, dass man im Fußball niemals nie sagen sollte. (lacht) Ich möchte gerne meine Erfahrung an die jungen Spieler weitergeben. In dem einen Jahr in der Bezirksliga konnte ich wunderbar die Brücke zwischen Profi- und Amateurfußball schlagen, habe diese Zeit unglaublich genossen.
Was reizt Sie grundsätzlich am Amateurfußball?
Bellinghausen: Nach einem langen Arbeitstag kommen die Jungs abends zusammen, flachsen in der Kabine und gehen mit Freude in jedes Training. Der Spaß sollte in den unterklassigen Ligen immer im Vordergrund stehen. Ich möchte etwas zurückgeben, habe richtig Bock auf die Rückkehr zu den eigenen Wurzeln.
Sie machen körperlich immer noch einen ausgesprochen fitten Eindruck. Wie sehr juckt es bei Ihnen noch in den Füßen?
Bellinghausen: Gar nicht, das ist auch nicht Sinn und Zweck der Geschichte. Einen Spielertrainer Axel Bellinghausen wird es beim SC Unterbach nicht geben. Im Training kann ich den Jungs bei Passübungen noch etwas zeigen. Alles andere geht aufgrund von Knieproblemen nicht mehr.
Nach Ihrer Profikarriere sammelten Sie als Co-Trainer von Fortuna Düsseldorf erste Erfahrungen im Trainerteam von Friedhelm Funkel. Wie sehr hat er Sie gefördert?
Bellinghausen: Wenn man von heute auf morgen die Seiten wechselt, steht man am Anfang eigentlich auf komplett verlorenen Posten. (lacht) Es war für mich eine sehr spannende und lehreiche Zeit. Friedhelm Funkel verfügt über einen unglaublichen Erfahrungsschatz, von dem auch das gesamte Trainerteam profitierte. Aber auch Thomas Kleine, der als erster Co-Trainer im Trainerstab tätig war, hat mir sehr geholfen. In der kompletten Trainingsgestaltung, in der Nachbearbeitung und der Mannschaftsführung habe ich von beiden viel gelernt. Für mich war das ein totaler Glücksfall.
"Wenn man von heute auf morgen die Seiten wechselt, steht man am Anfang eigentlich auf komplett verlorenen Posten"
Welcher Trainer in Ihrer Laufbahn hat Sie am meisten beeindruckt?
Bellinghausen: Mein damaliger A-Juniorentrainer Thomas Flath, unter dem ich bei Fortuna Düsseldorf den Sprung in den Profibereich schaffte, hat mich sehr geprägt. Bei den Profis hat mich die Arbeitsweise von Jos Luhukay, den ich während meiner Zeit beim FC Augsburg als Trainer hatte, besonders beeindruckt. Im Grunde habe ich aber von jedem Trainer etwas mitgenommen.
Sie haben während Ihrer Laufbahn 76 Bundes- und 218 Zweitligapartien für Fortuna Düsseldorf, den 1. FC Kaiserslautern und den FC Augsburg absolviert. An welche Spiele erinnern Sie sich besonders gerne?
Bellinghausen: Meine emotionalste Partie war 2007/2008 das Abstiegsendspiel mit dem 1. FC Kaiserslautern gegen den 1. FC Köln. Ich war Kapitän am "Betze", und wir mussten gewinnen, um drinzubleiben. Zum Glück hatten wir damals mit einem 3:0 den Klassenverbleib geschafft. Besonders war auch der Bundesligaaufstieg mit Fortuna Düsseldorf, den wir mit dem 2:1-Auswärtserfolg bei Dynamo Dresden klargemacht hatten.
Wie sehr vermissen Sie die große Fußballbühne?
Bellinghausen: Überhaupt nicht, weil ich in meinem neuen Job bei Fortuna Düsseldorf das große Glück habe, in meiner Tätigkeit als Manager Marketing und Sponsoring bei jedem Heimspiel im Stadion sein zu dürfen.
Zuletzt standen sich der 1. FC Kaiserslautern und Fortuna Düsseldorf in der 2. Bundesliga direkt gegenüber. Schlugen da zwei Herzen in Ihrer Brust?
Bellinghausen: Auf jeden Fall. Ich bin bei Fortuna großgeworden, deshalb wird das immer mein Verein sein. Dennoch drücke ich auch meinem früheren Klub aus Kaiserslautern für den Saisonendspurt die Daumen. Daher tat die Niederlage für die Fortuna nicht ganz so weh, wie es sonst bei verlorenen Spielen der Fall ist.
Neben dem Fußball sind Sie auch im Pferderennsport als Mitbesitzer aktiv. Wie kam diese Leidenschaft für die Vierbeiner zustande?
Bellinghausen: Das habe ich meiner Frau Silly zu verdanken. (lacht) Sie ist mit Pferden aufgewachsen und hat mich zu diesem Sport gebracht. Beim ersten Fortuna-Renntag auf der Galopprennbahn in Düsseldorf-Grafenberg hatte ich damals als Pate von Mighty Mouse einen Sieg geholt. Danach haben wir eine Besitzergemeinschaft gegründet. Aktuell haben wir mit Danelo ein aktives Rennpferd, das am 1. Mai auf der Galopprennbahn in Hannover seinen nächsten Start absolvieren wird.
Autor/-in: Peter Haidinger/MSPW