Am Samstag war noch alles in Ordnung. Damantang Camara spielte 75 Minuten für den Berliner SC beim 2:2 gegen Stern 1900 in der sechstklassigen Berlin-Liga. Es war ein durchschnittliches Spiel für den hochveranlagten Stürmer, der sonst fast immer zu den Besten zählt. Und sein letztes. Am Dienstag kollabierte Camara beim Training seines Klubs in Wilmersdorf und konnte nicht mehr wiederbelebt werden. Er wurde nur 24 Jahre alt.
"Er hätte es bis in die Bundesliga schaffen können"
Viele Berliner Vereine und Spieler reagierten mit großer Anteilnahme. Mitglieder des SV Tasmania starteten eine Spendenaktion für Camaras Familie. Das Spiel des Berliner SC am kommenden Samstag gegen den BFC Preussen wurde bereits abgesagt. Der Berliner Fußball-Verband bittet alle Vereine, am Wochenende eine Schweigeminute einzulegen.
Die genauen Umstände des tragischen Todesfalles sind noch nicht bekannt. Camara litt jedoch unter einem angeborenen Herzfehler. 2014 musste er seine Karriere beim FC Viktoria 89 in der viertklassigen Regionalliga beenden. Nachdem er mehrfach umgekippt war, wurde bei ihm eine Verdickung der Herzwand diagnostiziert. Den Traum von der Profikarriere musste Camara aufgeben, das Risiko war einfach zu groß.
Vom Fußball konnte er aber nicht lassen. Schon in seiner Heimat Guinea, die er als Jugendlicher in Richtung Berlin verlassen hatte, war der Sport seine große Leidenschaft. Also machte er eine Ausbildung als Physiotherapeut und betreute verschiedene Mannschaften bei Viktoria. Doch nur zuzugucken, das war ihm irgendwann zu wenig. Es juckte wieder. Dami, wie er von den meisten genannt wurde, konnte nicht mehr ohne den Ball und begann wieder selbst zu spielen. "Die Ärzte können mir keine hundertprozentige Sicherheit geben. Es kann sein, dass sie sagen: Das war’s mit Fußball. Aber Fußball ist mein Leben", sagte Camara der Berliner Zeitung vor einem Jahr.
Eine Höchstbelastung wie in der Regionalliga, wo meist zweimal am Tag und mit hoher Intensität trainiert wird, war zwar nicht mehr möglich. Die 6. Liga traute Camara, der inzwischen Vater eines kleinen Sohnes geworden war, seinem Körper aber zu. Und es lief ja auch gut. Mit SD Croatia wurde er Dritter der Berlin-Liga. Dann wechselte er zum Berliner SC und traf fast wieder wie in seinen besten Zeiten.
"Er war ein Riesenfußballer und ein toller Typ", sagt Felix Sommer, Geschäftsführer von Viktoria. Immer freundlich, überall beliebt – und seine fußballerischen Qualitäten waren sowieso überragend. Bei Viktoria war er eines der größten Talente der Regionalliga. "Er hätte es bis in die Bundesliga schaffen können", sagt Sommer. Sein Herz ließ es nicht zu.
Dieser Text ist am 14. März zuerst auf tagesspiegel.de erschienen.
So äußert sich der BFV:
Gerd Liesegang, Vize-Präsident des Berliner Fußball-Verbandes (BFV) sagt: "Der plötzliche Tod von Damantang Camara macht uns alle fassungslos. Durch eine Minute des Schweigens und Innehaltens wollen wir unserer Trauer und unserem tiefen Mitgefühl mit seiner Familie, seinen Sportkameradinnen und Sportkameraden und dem Berliner SC Ausdruck verleihen. Im Namen des gesamten Berliner Fußball-Verbandes wünschen wir ihnen viel Kraft in dieser schwierigen Zeit."
Autor/-in: Julian Graeber/Tagesspiegel