Plötzlich in der 3. Liga am Ball: Für drei Spieler aus der zweiten Mannschaft des SV Meppen ging mit dem 0:0 bei Spitzenreiter 1. FC Magdeburg ein Traum in Erfüllung. Das Trio aus der Bezirksliga schnupperte nach einem Corona-Ausbruch beim Drittligateam erstmals Profiluft. Leon Kugland (22) stand sogar in der Startelf. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der Debütant über einen überwältigenden Tag.
FUSSBALL.DE: Wie haben Sie eigentlich davon erfahren, dass Sie in der Drittligapartie beim 1. FC Magdeburg erstmals im Kader stehen, Herr Kugland?
Leon Kugland: Beim Training mit der zweiten Mannschaft am Mittwochabend hat Trainer Tobias Bartels drei Spieler von uns zur Seite genommen. Er fragte uns, ob wir Lust haben, mit nach Magdeburg zu reisen. Da musste ich nicht lange überlegen.
Was war Ihre erste Reaktion darauf?
"Mit der Nominierung für die Startelf ist dann ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen"
Kugland: Ich war überrascht, aufgeregt und hatte niemals damit gerechnet.
Und als Sie erfuhren, dass Sie sogar in der Anfangsformation stehen?
Kugland: Das war dann komplett surreal, ich konnte es gar nicht glauben. Ich wäre bereits sehr glücklich über einen Kurzeinsatz gewesen. Mit der Nominierung für die Startelf ist dann ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen.
Sie sagten nach der Partie, dass Sie zuvor vor allem gerne einmal in Magdeburg spielen wollten. Weshalb?
Kugland: Nach dem Aufstieg des SV Meppen in die 3. Liga war ich mit einem Kumpel als Zuschauer gegen den 1. FC Magdeburg im Stadion. Es war eines der ersten Heimspiele der Saison. Mein Freund schwärmte von den Magdeburger Fans und der Atmosphäre in ihrem Stadion. Dass ich dort jetzt selbst auf dem Platz stand, ist unglaublich.
Die Partie lief für den SV Meppen trotz der Personalprobleme mit dem 0:0 beim Tabellenführer auch noch überraschend erfolgreich. Wie haben Sie das Spiel erlebt?
Kugland: Es war definitiv ein großer Erfolg für uns. Ich denke, dass nicht viele damit gerechnet haben, dass wir mit so vielen personellen Ausfällen den 1. FC Magdeburg vor solche Probleme stellen können. Vermutlich auch der Gegner nicht. Ein Dank gilt auch unseren Fans, die uns in Magdeburg hervorragend unterstützt und richtig Lärm gemacht haben. Das hat uns enorm gepusht.
Gab es ein Feedback zu Ihrer Leistung von Trainer Rico Schmitt?
Kugland: Ja, und das war überwältigend für mich. Bei meiner Auswechslung hat er mich in den Arm genommen und mir das Gefühl gegeben, dass ich im Spiel vieles richtig gemacht habe. Das war ein sehr besonderer Moment. Er hat mir auch nach dem Spiel noch viele positive Dinge mitgegeben. Da ich aber so überwältigt von der Situation war, kann ich Ihnen gar nicht mehr genau sagen, was er alles gesagt hat. (lacht) Es war insgesamt ein Tag, den ich niemals vergessen werde.
{{photo.caption}}
{{photo.copyright}}
Erhoffen Sie sich nun weitere Einsatzzeiten in der 3. Liga?
Kugland: Es wäre schön, wenn ich mich weiter beweisen dürfte. Aktuell weiß ich aber noch nicht, wie es für mich im Profikader weitergeht. Ich gehe erst einmal davon aus, dass es zurück auf den Bezirksligaplatz geht.
Was war für Sie der größte Unterschied zwischen der Bezirksliga und der 3. Liga?
Kugland: Erst einmal die gewaltige Atmosphäre im Stadion. Sonst kenne ich nur Platzanlagen mit maximal einer Tribüne. Diesmal waren es mehr als 15.000 Zuschauer*innen in einer großen Arena. Das war Wahnsinn. Auch das Spieltempo in der 3. Liga ist natürlich nicht mit dem in der Bezirksliga zu vergleichen. Vieles läuft über schnelles Kurzpassspiel, anstatt über "Langholz" nach vorne. (lacht)
Wie viele Freunde haben sich nach dem Spiel bei Ihnen gemeldet?
Kugland: Mein Handy ist fast explodiert vor lauter Nachrichten. Auf dem Rückweg von Magdeburg nach Meppen war ich fast die gesamte Zeit nur damit beschäftigt, sie zu beantworten. So richtig realisieren konnte ich den Tag auch erst am nächsten Morgen, als sich alles etwas beruhigt hatte.
Gibt Ihnen die Partie jetzt auch einen Boost an Selbstvertrauen für das "Tagesgeschäft" in der Bezirksliga?
Kugland: Auf jeden Fall. Das Spiel hat mir gezeigt, dass ich auch mit Profis mithalten kann. Und das alles möglich ist und man nie aufgeben darf.
Verfolgen Sie denn grundsätzlich noch den Traum, Profi zu werden?
Kugland: Wie die meisten Fußballer will ich so hoch wie möglich spielen. Und klar: Nach meinem Debüt in der 3. Liga denke ich jetzt mehr denn je an die Chance, Profi zu werden. Wenn ich das beim SV Meppen schaffen sollte, würde mich das extrem glücklich machen. Ich spiele seit der D-Jugend hier und habe einen starken persönlichen Bezug zum Verein.
Zunächst einmal sind Sie aber noch Spieler in der Bezirksliga. Wie sehen Ihre beruflichen Pläne aus?
Kugland: Ich habe im vergangenen Jahr meine Ausbildung zum Erzieher abgeschlossen und arbeite mittlerweile bei einer Kinder- und Jugendhilfe für Wohngruppen mit minderjährigen Flüchtlingen. Dort kümmern wir uns um junge Geflüchtete aus Kriegsgebieten, unter anderem aus Syrien und Afghanistan. Solange ein Durchbruch im Fußball ausbleibt, ist das definitiv ein Job, der mich glücklich macht und erfüllt.
Autor/-in: Christian Knoth/MSPW