Wenn er so weitermacht, hat er die 1000 bald voll. Maik Brömmelhus ist Sammler, die Objekte seiner Begierde sind Torwarthandschuhe. An die 800 Paar hat er inzwischen beisammen, die Liste der prominenten Keeper, die dem 50-jährigen Gelsenkirchener ihr Arbeitsmaterial überließen, ist lang. Selbst stand Maik Brömmelhus für Arminia Hassel, Fortuna Gelsenkirchen, SuS Bertlich, den SC Hassel Resse 08, Hansa Scholven, BV Horst-Süd und Schwarz-Blau Gladbeck im Kasten, seit sechs Jahren ist er Torwarttrainer beim Gelsenkirchener B-Ligisten FC Horst 59. Im FUSSBALL.DE-Interview erzählt der alleinerziehende Vater einer Tochter mit Handicap, wie es mit seiner Sammelleidenschaft anfing und wie er vor einem der legendärsten Revierderbys zwischen Dortmund und Schalke S04-Schnapper Ralf Fährmann mit Handschuhen versorgte.
FUSSBALL.DE: Maik Brömmelhus, wie kamen Sie darauf, Torwarthandschuhe zu sammeln?
Maik Brömmelhus: Ich war ja selbst Torwart und wollte immer auch solche tollen Handschuhe haben, wie die Profitorhüter sie trugen, die ich in der Sportschau , im Sportstudio oder bei Länderspielen gesehen habe. Die gab es aber früher nicht zu kaufen, beziehungsweise ich hatte nicht das Geld dafür, sondern musste mit den billigen Teilen für zehn Mark spielen. (lacht)
Welches war denn Ihr erstes Paar von einem Promi?
"Emiliano Martinez ist ein großer Fan von Jens Lehmann. Sein Manager hat einen meiner Partner kontaktiert und erklärt, dass der Argentinier gerne ein Paar von ihm hätte. Da habe ich gerne getauscht"
Brömmelhus: Das war von Raimond Aumann. Bei einem Altherren-Turnier hatte Hans Herget, der ältere Bruder des früheren Nationalspielers Matthias Herget, Handschuhe des damaligen Bayern-Keepers an. Ich war damals zwölf, habe in der D-Jugend von Arminia Hassel gespielt, und habe Hansi einfach gefragt, ob er mir die schenken würde. Das hat er gemacht – und so ging es los…
Und wie ging es weiter?
Brömmelhus: So oft ich konnte, bin ich mit dem Fahrrad zum Schalke-Training gefahren. Ich wollte unbedingt Handschuhe von Toni Schumacher, aber immer, wenn ich nach ihm gefragt habe, sagte man mir, er sei im Entmüdungsbecken. Später war ich auf Schalke erfolgreicher, habe unter anderem welche von Werner Vollack, Mathias Schober, Fabian Giefer, Lars Unnerstall, Tim Wellenreuther, Christofer Heimeroth, Alex Nübel und Martin Fraisl bekommen. Ich habe sogar ein Paar von Jens Lehmann, das er bei der Heim-WM 2006 getragen hat.
Wer ist Ihr bester "Zulieferer"?
Brömmelhus: Mit weitem Abstand Ralf Fährmann, von ihm habe ich fast 50 Paar. Zum ersten Mal habe "Ralle" 2006 angesprochen, da ist er mit unter anderem Benedikt Höwedes und Mesut Özil Deutscher A-Junioren-Meister geworden, im Endspiel gegen Bayern München mit unter anderem Mats Hummels. Ich habe Ralle gesagt, dass ich Torwarthandschuhe sammeln würde, und dann hat er mir das erste Paar, das er als Profi getragen hat, mit Widmung geschenkt. Seitdem hat er mich regelmäßig versorgt, die meisten sind signiert, das letzte ist von der Aufstiegssaison 2021/2022. Über ihn gibt es auch eine schöne Geschichte…
Erzählen Sie bitte.
Brömmelhus: Das war im November 2017, in der Woche vor dem 4:4 in Dortmund. Ich bin zum Schalker Training gefahren und hatte drei oder vier Paar, die er mir zuvor geschenkt hatte, zum Unterschreiben dabei. Darunter war ein aktuelles Modell mit weißem Innenbelag. Nach der Einheit hat mich Ralle gefragt, ob wir tauschen könnten, er hätte nur noch Handschuhe mit grünem Belag. Kein Problem, habe ich gesagt – und so stand er mit "meinen" Handschuhen beim legendären Derby, als Naldo kurz vor Schluss das 4:4, nach 0:4-Rückstand, geköpft hat, im Schalker Kasten.
Einmalig!
Brömmelhus: Fast! Ich habe danach noch einmal einen Profitorhüter mit Handschuhen versorgt. Das war zu Beginn von Corona. Michael Rensing war zu der Zeit Keeper von Fortuna Düsseldorf, sein Ausrüster hatte aufgrund der Pandemie Lieferschwierigkeiten, sodass er für das erste Spiel nach dem Lockdown nur noch ein Paar zur Verfügung hatte. Über einen Partner wurde ich kontaktiert, ob ich aushelfen könne. Das habe ich gerne getan, bin ins Düsseldorfer Quarantänehotel gefahren und habe dort ein Paar aus meiner Sammlung abgeliefert.
Wo bekommen Sie die anderen Handschuhe her, Sie können ja sicher nicht immer irgendwo beim Training am Zaun stehen?
Brömmelhus: Nein, das geht natürlich aus zeitlichen Gründen nicht. Ich habe inzwischen ein gutes Netzwerk und komme so an Exemplare, von denen man kaum zu träumen wagt. So war es auch bei Emiliano Martinez. Einer meiner Kontakte in der Fußballszene hat mir gesteckt, dass der Argentinier großer Fan von Jens Lehmann sei und gerne ein Paar von ihm hätte. Da habe ich gerne getauscht.
Wo befindet sich Ihre Sammlung?
Brömmelhus: In meinem "Safe". (lacht) In Wahrheit sind das ganz normale Kisten, die ich aufeinandergestapelt habe, damit alles reinpasst. Meine Lebenspartnerin sagt natürlich, dass ich bekloppt bin, aber das wusste sie ja schon, bevor wir zusammengekommen sind. (lacht)
Autor/-in: Günter Schneider