Versprochen ist versprochen! Der langjährige Bundesligaprofi Konstantin Rausch löst seit dieser Saison ein altes Versprechen ein. Noch bevor seine steile Karriere begann, die ihn unter anderem zu 246 Bundesligapartien für Hannover 96, den VfB Stuttgart, den SV Darmstadt 98 und den 1. FC Köln führen sollte, hatte "Kocka" Rausch seinem fünf Jahre älteren Bruder Alex ein Versprechen gegeben: Eines Tages würden die beiden Brüder gemeinsam auf dem Platz stehen.
Was lange Zeit nur "Zukunftsmusik" zwischen den Rausch-Brüdern war, ist jetzt Realität. Denn der 32 Jahre alte Konstantin, der noch bis vor wenigen Wochen beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg unter Vertrag stand, beendete nach 14 Jahren seine Profikarriere und setzt seine aktive Laufbahn jetzt in den Niederrungen des Amateurfußballs fort. Um genau zu sein: Bei der zweiten Mannschaft des SC Vorwerk Celle , die in der 3. Kreisklasse in Celle auf Punktejagd geht. In der elften Liga kickt er - natürlich - gemeinsam mit seinem Bruder Alex.
Vier Treffer beim Debüt
"Es war etwas ganz Besonderes, als 'Kocka' erstmals bei uns den Platz betrat", sagt sein neuer Trainer Viktor Flemer im Gespräch mit FUSSBALL.DE und erinnert sich gerne an den Tag der ersten Trainingseinheit zurück. "Einen solchen Zugang im Team gibt es schließlich nicht jeden Tag."
"Obwohl ich eigentlich der Trainer des Teams bin, ist deutlich zu spüren, dass Kocka viel mehr weiß als ich"
Welche Ausstrahlung der ehemalige russische Nationalspieler Konstantin Rausch, der insgesamt neun Länderspiele für sein Heimatland bestritt und unter anderem gegen Weltstars wie Lionel Messi, Sergio Ramos oder Kylian Mbappé im Einsatz war, zu seiner neuen Mannschaft mitbringt, wurde bereits in den ersten beiden Begegnungen für seinen unterklassigen Klub deutlich. Bei "Kokas" Debüt gewann der SC Vorwerk II gegen die dritte Mannschaft des TuS Hermannsburg souverän 10:1. Konstantin Rausch, der in 14 Profijahren 22 Treffer erzielt hatte, entdeckte ganz neue Torjägerqualitäten und steuerte auf Anhieb vier Treffer zum Erfolg seiner neuen Mannschaft bei.
Dabei wusste der frühere Nationalspieler nicht nur seine Gegenspieler einzuschüchtern. "Er hat es nicht nur geschafft, dass die gegnerischen Spieler schon fast erstarrten, sondern hat auch dafür gesorgt, dass seine Mitspieler mindestens eine Schippe draufgelegt haben", freut sich Spielertrainer Flemer.
Im zweiten Spiel für Vorwerk Celle II zeigte sich aber schon, warum es für den 32-Jährigen nicht mit dem Profifußball weitergehen konnte. Immer wieder hatten ihn während seiner Laufbahn Verletzungen zurückgeworfen. An Leistungssport war aus diesem Grund zuletzt nicht mehr zu denken. So kam es auch, dass es für Konstantin Rausch in der abgelaufenen Zweitligasaison für den 1. FC Nürnberg gerade einmal zu vier Kurzeinsätzen mit insgesamt 30 Minuten Spielzeit gereicht hatte.
Auch in der zweiten Begegnung für Celle stoppte ihn eine Oberschenkelzerrung, die er sich gleich zu Beginn der Partie zugezogen hatte. Zunächst biss "Kocka" noch auf die Zähne und erzielte sogar den Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1. Nur kurz nach seinem Tor musste er jedoch nach rund 30 Minuten ausgewechselt werden. Ohne ihn ging die Begegnung bei der zweiten Mannschaft des SV Nienhagen 1:7 verloren. Wohl noch schlimmer als die hohe Niederlage ist allerdings, dass Konstantin Rausch seinem neuen Team in den nächsten zwei bis drei Wochen nicht mehr zur Verfügung stehen wird.
"Von Kocka können wir nur lernen"
Dennoch ist Trainer Flemer logischerweise sehr froh über den Zugang. "Konstantin Rausch sieht man seine Erfahrung deutlich an. Obwohl ich eigentlich der Trainer des Teams bin, ist deutlich zu spüren, dass er viel mehr weiß als ich", schwärmt Viktor Flemer. "Es ist schwierig zu beschreiben, wie es ist, mit einem langjährigen Profifußballer zusammenzuarbeiten. Es fühlt sich aber toll an, einen solchen Spieler in den eigenen Reihen zu haben. Von ihm können wir nur lernen und uns dadurch verbessern."
Für Konstantin Rausch geht es dabei nicht ausschließlich auf dem Platz weiter. Nebenher drückt 246-malige Bundesligaprofi auch die Schulbank. Mit seinen 32 Jahren treibt er den Erwerb seiner Trainerscheine voran und will demnächst die Karriere nach der Karriere einleiten. Um im besten Fall eines Tages als Trainer in den Profifußball zurückzukehren.
Autor/-in: Filippos Kounelis/MSPW