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Martin Harnik: "Auf dem Platz will ich immer das Maximale herausholen."[Foto: imago images/Hanno Bode]
Seinen eigentlich noch bis 2021 gültigen Profivertrag beim Bundesligisten SV Werder Bremen löste Martin Harnik (33) vor wenigen Wochen auf. Jetzt geht der 63-malige Nationalspieler von Österreich in seiner Heimatstadt Hamburg für den Oberligisten TuS Dassendorf auf Torejagd. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Harnik über sein Debüt in der 5. Liga, die Bierkiste zum Einstand und seine berufliche Zukunft.
FUSSBALL.DE: Beim 7:1 der TuS Dassendorf beim FC Süderelbe feierten Sie als Einwechselspieler Ihr Debüt in der Oberliga Hamburg. Wie hat es sich angefühlt, erstmals seit Ende Juni wieder auf dem Platz zu stehen, Herr Harnik?
Martin Harnik: Um ganz ehrlich zu sein, habe ich mich während meines Einsatzes eher unwohl gefühlt. Das hatte aber nichts mit dem Spiel selbst und erst recht nichts mit dem Team, sondern mit den für mich ungewohnten Bedingungen zu tun. Wir haben auf einem Kunstrasen der älteren Generation gespielt, auf dem ich mich einfach nicht so bewegt habe, wie es eigentlich sein sollte. Am Ende war ich froh, dass wir dennoch einen souveränen Sieg eingefahren haben und ich verletzungsfrei geblieben bin.
Immerhin hatten Sie unter anderem Pech mit einem Schuss an den Innenpfosten. Wie sehr hat es Sie geärgert, dass es nicht auf Anhieb mit einem Treffer geklappt hat?
"Jetzt möchte ich auf dem Fußballplatz nur noch Spaß und Freude am Spiel und mit dem Team haben"
Harnik: Zugegeben: Es wäre schon ein geiler Einstand gewesen, ein oder zwei Tore zu erzielen. Das hat mich schon gewurmt. Beim Pfostenschuss war es in der Tat Pech. Bei einer weiteren großen Chance habe ich den Ball unterschätzt und zu spät reagiert.
War zum Einstand schon die erste Kiste Bier in der Kabine fällig oder wird das erst beim ersten Treffer nachgeholt?
Harnik: Fällig war die Kiste eigentlich schon, kommt auch demnächst. Ich habe aber schon gehört, dass es damit nicht getan ist, sondern ein Neuer später noch zu weiteren Anlässen bluten muss. Da haben sich die Jungs schon gut abgesichert. (lacht)
Sie haben es schon angedeutet: Die Rahmenbedingungen in der Oberliga sind komplett andere, als Sie es über viele Profijahre gewohnt waren. Wie schwer fällt die Umstellung?
Harnik: Die Motivation ist auf jeden Fall dieselbe. Ob nun Training, Oberliga oder Bundesliga: Auf dem Platz will ich immer das Maximale herausholen und bin ehrgeizig genug, um zu jeder Zeit meine beste Leistung zeigen zu wollen. Das ist so in meiner DNA abgespeichert. Dennoch ist natürlich klar, dass in der Bundesliga oder 2. Bundesliga ein ganz anderer Druck auf dem Kessel ist. Fast von jedem Spiel hängt viel ab - sportlich, vor allem aber auch wirtschaftlich. Abstieg oder Nicht-Aufstieg kosten jede Menge Jobs. Auch deshalb bin ich froh, dieses Kapitel für mich abgeschlossen zu haben. Jetzt möchte ich auf dem Fußballplatz nur noch Spaß und Freude am Spiel und mit dem Team haben.
Haben Sie schon gemerkt beziehungsweise rechnen Sie damit, dass die Gegenspieler gegen einen bekannten Ex-Profi besonders motiviert sind?
Harnik: Ich kenne das ja auch aus meiner Profizeit. Wenn es gegen den FC Bayern oder gegen den BVB ging, dann war jeder bis in die Haarspitzen motiviert, um zu zeigen, dass man auch auf diesem Niveau bestehen oder zumindest mithalten kann. Wenn es beispielsweise im DFB-Pokal gegen höherklassige Gegner geht, will sich jeder besonders beweisen. So wird es wohl auch sein, wenn man auf dem Platz auf Gegenspieler trifft, die mal in höheren Ligen aktiv waren. Damit kann ich aber gut leben, solange es dabei immer fair und respektvoll zugeht.
Mit Ihrer Verpflichtung hatte der Verein für einiges Aufsehen gesorgt. Wie sind insgesamt die Reaktionen auf Ihren überraschenden Schritt ausgefallen?
Harnik: Eines vorweg: So überraschend kam dieser Schritt für mich gar nicht. Vielmehr hatte sich das schon über einige Zeit angedeutet. Umso überraschter war ich zunächst von der Vielzahl der Reaktionen und auch vom medialen Echo, das schon gewaltig war. Das Feedback war aber zu 100 Prozent positiv - sowohl in den Medien, als auch in meinem privaten Umfeld. Dass ich mich trotz einiger Optionen nicht für eine weitere Profianstellung, sondern für den Schritt in den Amateurfußball entschieden habe, kam definitiv gut an.
Haben Sie den Profifußball bereits komplett hinter sich gelassen oder verfolgen Sie das Geschehen noch intensiv?
Harnik: Um ganz ehrlich zu sein, war ich auch zu meiner aktiven Profizeit außerhalb des Jobs nie ständig "auf Sendung" und auch nicht immer über alles informiert, sondern konnte eigentlich schon immer ganz gut Abstand gewinnen. Das hat mir jetzt auch geholfen. Dass es nach wie vor Kontakte zu ehemaligen Teamkollegen gibt, versteht sich aber von selbst.
Vermissen Sie vielleicht auch etwas am Profigeschäft?
Harnik: In der Zeit, in der ich vereinslos war, habe ich definitiv das Spiel und die Gemeinschaft auf dem Platz und in der Kabine vermisst. Das habe ich in Dassendorf jetzt ja wieder. Von daher fehlt mir nichts. Ich muss aber zugeben, dass mein Herz bei vollen Stadien sicherlich etwas mehr bluten würde. Aktuell weiß aber niemand, wann das auch nur annähernd wieder der Fall sein wird. Von daher war die Corona-Zeit vielleicht genau der perfekte Zeitpunkt, um mich aus dem Profifußball zurückzuziehen.
Die TuS Dassendorf ist noch unbesiegt, belegt aktuell Platz zwei. Wie groß ist der Ehrgeiz, bereits zum siebten Mal die Oberliga-Meisterschaft zu holen?
Harnik: Das Team war schon vor meiner Verpflichtung der Favorit auf die Meisterschaft. Selbstverständlich haben wir jetzt umso mehr das Ziel, am Saisonende den Titel zu holen. Dass es am Saisonende Play-off-Spiele geben soll, macht es für mich noch reizvoller. Ich hoffe, dass ich spätestens dann auch voll im Saft stehe. (lacht)
Ihr Vertrag läuft zunächst über drei Jahre. Könnten Sie sich gegebenenfalls auch vorstellen, den Schritt in die Regionalliga Nord zu gehen, falls sich der Verein im Gegensatz zu den Vorjahren für einen möglichen Aufstieg entscheiden sollte?
Harnik: Das kommt auf die Rahmenbedingungen an. Ich habe mich ja nicht zuletzt für den Amateurfußball entschieden, weil der Aufwand deutlich überschaubarer ist. Wenn sich das Konzept in der Regionalliga nicht großartig verändern würde, könnte ich mir das sicher vorstellen. Wenn es aber in eine andere Richtung gehen würde, wäre das nichts mehr für mich. Das hatte ich lange genug.
Ihr Schwager Mattia Maggio führt aktuell mit sechs Saisontreffern die Torjägerliste in der Oberliga an. Wird es ein Familienduell um die Krone geben?
Harnik: Dafür müsste ich ja überhaupt erst einmal wieder das Tor treffen. (lacht) Aber Spaß beiseite. Mattia hat aktuell einen sehr guten Lauf und neben seinem Tor gegen Süderelbe auch noch vier Treffer aufgelegt. Auch bei meinem Pfostenschuss war er der Vorbereiter. Wenn er so weitermacht, würde es definitiv schwierig, ihn einzuholen. Wir spielen aber ganz bestimmt nicht für Dassendorf, um uns Konkurrenz zu machen und um Platz eins in der Torschützenliste zu kämpfen. Vielmehr suchen wir uns eher. Wir wollen Spaß haben und möglichst gut performen. Ich bin selbst gespannt, wie es laufen wird.
Wie sehr treibt auch Sie die Sorge um, dass die steigenden Corona-Infektionszahlen erneut noch größere Konsequenzen für den Amateurfußball haben könnten?
Harnik: Das wäre sehr schade, liegt aber nicht in unserer Hand. Ich hoffe sehr, dass der Amateurfußball weiter betrieben werden kann, denn er ist für so viele Menschen auch der Ausgleich für Stress und Frust auf der Arbeit, leistet wichtige Beiträge zum gesellschaftlichen Zusammenleben und zur Integration. Allerdings ist auch klar, dass die Gesundheit der Menschen an erster Stelle steht und stehen muss. Das übersteigt die Bedeutung des Fußballs bei weitem.
Wie gehen Sie persönlich mit der Infektionsgefahr und der Unsicherheit um?
Harnik: Von Beginn an hat die Pandemie die Sinne geschärft. Ich tue alles, um potenziellen Gefahren aus dem Weg zu gehen und mich an alle Regeln zu halten. Wir müssen aus meiner Sicht jetzt einfach akzeptieren, dass Corona zu unserem Leben dazugehört, und versuchen, unter Berücksichtigung der Umstände und der notwendigen Maßnahmen ein möglichst normales Leben zu führen.
Haben Sie sich schon festgelegt, wie Ihre berufliche Zukunft aussehen wird?
Harnik: Noch nicht. Aktuell liegt mein Fokus auf unserem Hausbau, den ich intensiv begleite. Wenn meine Präsenz dort nicht mehr so benötigt wird, werde ich mich verstärkt auch um meine Geschäfte kümmern. Ich bin zwar Gesellschafter einiger Unternehmen, aber längst nicht so in die Abläufe integriert, wie ich es mir für die Zukunft wünsche.
Würde Sie denn nicht auch eine andere Funktion im Fußball reizen?
Harnik: Ich könnte mir eine Rolle im medialen Bereich gut vorstellen: Vielleicht als TV-Experte, aber auch im Bereich Printmedien oder Internet. Das wäre eine tolle Sache. Man soll zwar im Fußball niemals nie sagen. Aber eine Tätigkeit als Trainer oder Manager würde ich für mich nahezu ausschließen.
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