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Piotr Trochowski (rechts) ist seit seinem Vertragsende beim FC Augsburg vereinslos, sein älterer Bruder Arkadiusz hat mit dem Fußball bereits aufgehört. [Foto: Fotos Getty Images, privat; Collage FUSSBALL.DE]
Es ist noch keine sieben Jahre her, dass Piotr Trochowski im WM-Halbfinale gegen Spanien für die deutsche Nationalmannschaft auf dem Platz stand. Heute ist er froh, wenn er überhaupt wieder halbwegs schmerzfrei Fußball spielen kann. Seit seinem Vertragsende beim FC Augsburg im vorigen Sommer ist Piotr Trochowski ohne Verein, musste sich im Herbst aufgrund eines abermaligen Knorpelschadens einer erneuten Knieoperation unterziehen und schuftet in der Reha für ein mögliches Comeback in der neuen Saison. Dabei drücken ihm seine drei Brüder Arkadiusz (35), Slawomir (33) und Christoph (26), allesamt ebenfalls gute Kicker, natürlich die Daumen – die neueste Folge unserer Serie Familienbande.
1989 zieht die Familie vom polnischen Tczew nach Norddeutschland. Im Hamburger Stadtteil Billstedt finden die Trochowskis schnell Anschluss – vor allem auch dank des Sports. „Der damalige Jugendkoordinator der Sportvereinigung Billstedt-Horn hat uns einige Tage draußen kicken sehen und unseren Vater angesprochen, ob wir nicht im Verein Fußball spielen wollen“, erinnert sich Arkadiusz Trochowski. „Vorher in Polen haben wir zwar auch schon, seit wir kleine Jungs waren, Fußball gespielt, aber nicht im Verein. Wir waren immer Straßenfußballer und in meinem ersten Spiel wusste ich nicht, was Abseits ist. Ich stand bestimmt 30 Mal im Abseits. Der Trainer und mein Vater fuchtelten mit den Händen, aber ich wusste gar nicht, was die von mir wollten. Heute lache ich darüber.“
Er lernt schnell, auf dem Platz und in seiner neuen Umgebung. „Als wir nach Deutschland gekommen sind, war der Fußball die beste Integration. So haben wir schnell die Sprache gelernt und waren bei den anderen Jungs rasch anerkannt, weil wir alle gut kicken konnten“, sagt Arkadiusz Trochowski und verrät: „Mir hat es sehr geholfen, dass ich in Billstedt-Horn bei einem ein Jahr älteren Jahrgang gespielt habe.“ Auch zu Hause ist immer der Ball dabei, Papa Wieslaw trainiert jeden Tag mit seinen Jungs. Über Concordia Hamburg führt Arkadiusz' Weg zum FC St. Pauli, mit ihm folgen auch die jüngeren Slawomir und Piotr ans Millerntor.
"Piotr hat immer davon profitiert, dass er zwei ältere Brüder hatte, gegen die er sich auf dem Platz durchsetzen musste. Das war die beste Schule"
Das Talent der Trochowski-Brüder ist nicht zu übersehen, obwohl sie mit einem entscheidenden Nachteil zu kämpfen haben – alle sind recht klein gewachsen. „In der B-Jugend bin ich schon mehrmals bei den A Junioren eingesetzt worden. Mein erstes Spiel war gegen Braunschweig und mein Gegenspieler war zwei Köpfe größer als ich“, erinnert sich Arkadiusz Trochowski lachend.
Ausgewachsen misst er 1,72 Meter, Piotr und Christoph sind mit 1,69 beziehungsweise 1,68 Meter sogar noch ein paar Zentimeter kleiner. Nur Slawomir schlägt mit 1,78 Meter aus der Art. „Piotr und ich haben im Spiel immer viel mit Tricks und Finten gearbeitet. Vom Körperbau und Bewegungsablauf wurde uns nachgesagt, dass wir uns ähnlich sind, obwohl ich Linksfuß bin. Piotr hat außerdem immer davon profitiert, dass er zwei ältere Brüder hatte, gegen die er sich auf dem Platz durchsetzen musste. Das war die beste Schule. Er war schon als Kind sehr begabt, aber nicht nur im Fußball, sondern eigentlich in allen Sportarten.“
Als Arkadiusz mit St. Pauli in der höchsten Spielklasse spielt, will er natürlich Profi werden, doch dann wirft ihn ein Kreuzbandriss im letzten A-Juniorenjahr aus der Bahn. Er versucht es beim ASV Bergedorf 85 in der Verbandsliga, kehrt noch einmal für zwei Jahre zum FC St. Pauli zurück und spielt dort in der U 23. Weitere Stationen sind Altona 93, der SV Henstedt-Ulzburg und Vorwärts/Wacker Billstedt. „In Henstedt-Ulzburg war mir klar, dass der Traum vom Profifußball vorbei ist. Bei Vorwärts Wacker hatte ich dann die besten Jahre im Fußball, weil ich zum ersten Mal ohne den Druck Profi zu werden, mit Freunden und meinem Bruder Sławomir spielen konnte“, blickt Arkadiusz Trochowski zurück.
In der Zeit trifft er die wohl beste Entscheidung seines Lebens: Er verlässt Hamburg und sammelt im Ausland wertvolle Erfahrungen. Im Jahr 2008 wird ihm über Oliver Madejski, einem früheren Mitspieler von Piotr, ein Sport-Stipendium in den USA angeboten. Arkadiusz Trochowski geht für insgesamt dreieinhalb Jahre nach Rocky Mount in North Carolina und lernt viel über verschiedene Sportarten, nicht nur Fußball. Zwischendurch fliegt er immer wieder nach Hamburg und bringt in der Fußballschule des HSV Kindern das Kicken bei. „Danach war ich noch einmal für ein halbes Jahr in Sevilla und habe dort beim FC ein Praktikum im Trainerteam der U 19 absolviert. Die Auslandserfahrung war sehr wichtig für mich, um meinen Horizont zu erweitern“, sagt Arkadiusz Trochowski.
Zurück in Deutschland arbeitet er ein Jahr lang als Berufschullehrer in einer Flüchtlingsklasse und spielt weiter Fußball – zunächst beim SC Europa Hamburg und noch einmal bei V/W Billstedt, wo er auch Jugendtrainer war, bevor er vor fast sechs Jahren mit Ende 20 ganz mit dem Vereinsfußball aufhört. „Das war der Zeitpunkt, an dem ich gesagt habe: Du hast in deinem Leben genug Fußball gespielt“, macht Arkadiusz Trochowski klar.
Inzwischen ist er als Sportpädagoge an einer Grundschule in Hamburg tätig, an der er Kindern Fußballtraining gibt, und arbeitet zudem als Personal-Trainer. Auch Slawomir hat die aktive Karriere längst beendet, nur Christoph, der nebenbei als Zauberer auftritt, kickt noch gelegentlich im Verein, bei Hamm United in der Hamburger Kreisliga. Für Piotr hingegen soll das Kapitel Fußball noch längst nicht beendet sein. Für einen wie ihn, der viele Jahre auf höchstem Niveau gespielt hat, ist es viel schwerer als für seine Brüder, mal eben mit dem Fußball aufzuhören.
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