Der Mann, der beim TSV Dorfen die Kommandos gibt, galt Anfang der 90er Jahre als kommender Libero der Nationalmannschaft. Ein heutiger Stammzuschauer der Oberbayern schaffte als Trainer zur gleichen Zeit den Durchmarsch von der Bayern- in die Bundesliga. Und auch zwei Spieler der ersten Mannschaft in Dorfen besitzen bekannte Namen. Verrückter TSV.
Wie aber kommt es zu dieser ungewöhnlichen Mischung bei einem Bezirksligisten? "Um das zu erklären, bräuchte ich schon eine halbe Stunde", sagt Michael Kostner zu Beginn des Gesprächs. Dorfens Trainer wählt dann aber die Kurzfassung der jüngeren Vereinsgeschichte.
"Werner Lorant und ich kennen uns schon seit vielen Jahren. Er ist sehr direkt und eckt damit auch mal an. Mir gefällt diese Art"
Der gebürtige Münchner erhielt 2012 ein Angebot vom TSV. Dem Klub gefiel offensichtlich Kostners Vita. Dort stehen immerhin 105 Bundesliga-Spiele für Eintracht Frankfurt, den Hamburger SV, den 1. FC Saarbrücken und den 1. FC Köln, ein DFB-Pokalsieg mit der Eintracht sowie ein legendärer Satz von Peter Neururer. "Er ist der beste Libero Deutschlands", sagte Kostners langjähriger Coach während der gemeinsamen Zeit in Saarbrücken.
Coach mit A-Lizenz
Neururers Zitat dürfte Dorfens Vorstand jedoch kaum beeindruckt haben. Eher schon die Tatsache, dass Kostner die A-Lizenz besitzt. Auch Kostners Bekenntnis, sich verstärkt um einheimische Spieler zu bemühen, kam an. So überredete er unter anderem Timo Lorant, ihn nach Dorfen zu begleiten.
"Wir kannten uns aus gemeinsamen Zeiten beim TSV Ampfing. Timo ist ein sehr talentierter Spieler und gleichzeitig ein Dorfener Junge. Deshalb hat es gepasst", erklärt Kostner. Mit die Verpflichtung des Abwehrspielers lockte der Verein auch einen prominenten Zuschauer an die Ludwig-Thoma-Straße: Werner Lorant. Der frühere Coach von 1860 München verfolgt regelmäßig die Spiele seines Sohns.
Wenn der 66-Jährige am Platz auftaucht, dürfte so mancher Fan von 1860 München wehmütig werden. Schließlich steht Lorant für die glorreichen Zeiten der "Löwen". Für den Durchmarsch in die Bundesliga, für Derbysiege über den FC Bayern und für Champions-League-Qualifikationsspiele gegen Leeds United.
Aktuell ist Lorant vereinslos. Dafür hat er Zeit, nach den Spielen mit Dorfens Trainer über Fußball zu diskutieren. "Werner und ich kennen uns schon seit vielen Jahren. Er ist sehr direkt und eckt damit auch mal an. Mir gefällt diese Art", betont Kostner.
Aus Österreich nach Dorfen
In der Vorsaison hatte Zuschauer Lorant wenig Grund zum Meckern. Da feierte der TSV die Meisterschaft in der Kreisliga Donau/Isar - auch dank Kevin Kostner. Der war 2013 vom österreichischen Klub FC Braunau nach Dorfen gewechselt. "Wir kennen uns auch schon einige Jahre. Das war bei den Verhandlungen sicher ein Vorteil", sagt Kostner senior im Scherz.
Mit seinem Sohn, der es kürzlich in die oscarreife Schauspielertruppe auf FUSSBALL.DE geschafft hatte , erlebte er im vergangenen Sommer ein packendes Saisonfinale. Dorfen lag vor dem letzten Spieltag einen Punkt hinter dem TSV Erding. Dann verlor der Konkurrent und parallel gab es einen eigenen 4:0-Erfolg.
Nach dem Last-Minute-Aufstieg brauchte das Team wenig Zeit, sich in der Bezirksliga zurechtzufinden. Dorfen überwinterte auf Platz fünf. Timo Lorant gehört zu den Stützen in der Abwehr, Kevin Kostner hat seinen Stammplatz im zentralen Mittelfeld.
Durchmarsch kein Thema
Trotz der guten Leistungen bis zum Winter ist ein Durchmarsch à la Werner Lorant in Dorfen kein Thema. "Für uns zählt weiterhin einzig und allein der Klassenerhalt", sagt auch der Sportliche Leiter Markus Listl.
Er hat sich dieses Ziel auch für die kommende Saison gesetzt. Wie Trainer Kostner bleibt auch der Spieler Kostner dem TSV erhalten. Auch Timo Lorant hat für eine Spielzeit zugesagt. Was bedeutet: Ein prominenter Fan hält dem Verein ebenfalls weiterhin die Treue.