Für die Sportfreunde Dorfmerkingen, die zwei Spieltage vor dem Saisonende mit fünf Punkten Vorsprung die Tabelle der Landesliga Württemberg vor dem 1. FC Heiningen anführen, ist im Saisonendspurt das Double möglich. Das Team von Trainer und Ex-Profi Helmut Dietterle (früher VfB Stuttgart) steht nämlich nicht nur unmittelbar vor dem Aufstieg in die Verbandsliga, sondern bestreitet auch am Donnerstag (ab 12.45 Uhr, live in der ARD) am Finaltag der Amateure das Endspiel um den Verbandspokal gegen den Südwest-Regionalligisten Stuttgarter Kickers, der dabei vor eigenem Publikum antreten darf.
Bereits zum zweiten Mal steht der kleine Klub im Verbandspokal-Endspiel. In der Saison 1997/1998 qualifizierten sich die Sportfreunde Dorfmerkingen mit einem 1:0 gegen die zweite Mannschaft des damaligen Zweitliga-Aufsteigers SSV Ulm 1846 in Heidenheim für den DFB-Pokal.
"Die Vorfreude auf das Endspiel ist bei uns riesengroß"
Kurios: In der ersten Hauptrunde trafen die Sportfreunde vor 19 Jahren ausgerechnet ebenfalls auf den jetzigen Finalgegner Stuttgarter Kickers , mussten sich dem damaligen Zweitligisten 0:3 geschlagen geben. Trainer bei Dorfmerkingen war damals wie heute Helmut Dietterle. Der inzwischen 65-Jährige arbeitete nach seinem ersten Engagement in Dorfmerkingen viele Jahre (bis 2011) in verschiedenen Funktionen für den heutigen Drittligisten VfR Aalen. Über die Stationen beim 1 FC Normannia Gmünd und beim TSV Essingen (beide Verbandsliga) kehrte Dietterle im September 2015 nach Dorfmerkingen zurück.
„Die Vorfreude auf das Endspiel ist bei uns riesengroß“, sagt Thomas Wieser, erster Vorsitzender des Siebtligisten, im Gespräch mit FUSSBALL.DE . „Mit insgesamt zwölf Bussen werden wir die Reise in das 90 Kilometer entfernten GAZI-Stadion antreten. Ungefähr 550 Fans werden uns lautstark unterstützen“, kündigt Wieser an.
Schon im Halbfinale gegen die TSG Balingen , den Tabellenvierten der Oberliga Baden-Württemberg , hatte die Mannschaft von „Trainerfuchs“ Dietterle mit einem 2:1-Erfolg für eine Riesenüberraschung gesorgt. Torjäger Niklas Weissenberger, der für die Sportfreunde in dieser Spielzeit 17 Treffer erzielte (11.) und Daniel Nietzer (20.) hatten den Dorfklub früh in Führung gebracht. Am Ende brachte Dorfmerkingen den knappen Vorsprung über die Zeit. Die Sportfreunde haben damit auch die Ehre, gemeinsam mit dem VfR Hausen aus Südbaden der klassentiefste Verein beim Finaltag der Amateure zu sein.
Sportfreunde Dorfmerkingen
Gründungsjahr: 1922
Mitgliederzahl: 350
Liga-Zugehörigkeit: Landesliga
Trainer: Helmut Dietterle
Top-Torjäger: Niklas Weissenberger (17 Saisontreffer)
Größter Erfolg der Vereinsgeschichte: Teilnahme am DFB-Pokal (1997/1998)
Weg ins Finale: TSV Neu-Ulm (4:0), SV Ebersbach/Fils (2:0), 1. FC Heiningen (6:3 n.E.), VfB Neckarrems Fußball (4:1), 1. FC Normannia Gmünd (2:0), TSG Balingen (2:1)
Gastgeber Stuttgarter Kickers geht als klarer Favorit in das württembergische Pokalfinale. Schließlich spricht nicht nur der Heimvorteil im GAZI-Stadion auf der Waldau für den ehemaligen Bundesligisten. Gleich drei Spielklassen trennen die beiden Kontrahenten voneinander. Von den 20 Finalbegegnungen, die am Himmelfahrtstag ausgetragen werden, befindet sich nur noch der Drittligist Hansa Rostock gegen den Verbandsligisten MSV Pampow in einer ähnlich klaren Favoritenrolle.
Die glorreichen Zeiten des Sportvereins aus dem Stuttgarter Stadtteil Degerloch liegen lange zurück. In den Spielzeiten 1998/1989 sowie 1991/1992 gehörten die Kickers noch der 1. Bundesliga an. Neben der deutschen Vize-Meisterschaft 1908 erreichten „die Blauen“ 1987 als Zweitligist sogar das Finale im DFB-Pokal. Vor 76.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion musste sich die Mannschaft des damaligen Trainers Dieter Renner dem Hamburger SV 1:3 (1:1) geschlagen geben. Auf dem Weg ins Finale machte der damalige Spielausschuss-Vorsitzende Walter Baresel auf sich aufmerksam, als er bei der Auslosung zur ersten Hauptrunde versehentlich das Los der Stuttgarter Kickers unter den Tisch fallen ließ, ohne dass dies jemand bemerkte. Als zum Schluss Tennis Borussia Berlin kein Gegner zugelost werden konnte, musste die Prozedur nach einem Protest der Kickers wiederholt werden. Kurios: Beim zweiten Versuch wurde erneut TeBe Berlin als Gegner gezogen.
Die bekanntesten Spieler, die für die Stuttgarter Kickers am Ball waren, sind die beiden Weltmeister Jürgen Klinsmann und Guidio Buchwald. Auch Karl Allgöwer und Europameister Fredi Bobic standen am Anfang ihrer Karriere am Degerloch unter Vertrag.
Das aktuelle Kickers-Team konnte mit dem 2:0 am letzten Spieltag bei der TSG 1899 Hoffenheim II gerade noch den drohenden Abstieg in die Oberliga verhindern. Trainer Tomasz Kaczmarek, der noch einen Zwei-Jahres-Vertrag besitzt und vor wenigen Wochen seine Ausbildung zum Fußballlehrer abgeschlossen hatte, soll die Mannschaft trotz leichter Etatkürzungen weiterentwickeln und den Verein in der nächsten Saison wieder in ruhigeres Fahrwasser führen. Als erste Konsolidierungsmaßnahme hatten die Kickers ihre zweite Mannschaft zur neuen Saison vom Oberliga-Spielbetrieb abgemeldet. Gerade in dieser Situation kämen dem Klub zusätzliche Pokaleinnahmen gerade recht.
Stuttgarter Kickers
Gründungsjahr: 1899
Mitgliederzahl: 2270
Liga-Zugehörigkeit: Regionalliga Südwest
Trainer: Tomasz Kaczmarek
Top-Torjäger: Luca Pfeiffer (neun Saisontreffer)
Größter Erfolg der Vereinsgeschichte: Aufstieg in die erste Bundesliga (1988 und 1991), Deutscher Pokalfinalist (1987)
Weg ins Finale: Spvgg Grömbach (15:1), Spvgg Freudenstadt (3:0), FC Gärtringen (2:0), SSV Ehingen-Süd (4:1), FSV 08 Bissingen (2:0), FV Ravensburg (5:2)