Fast 13 Jahre spielt Timo Enzenhofer schon für den FV Dudenhofen. Doch so etwas hat er noch nie erlebt. "In den letzten Wochen bin ich ständig auf dieses Spiel angesprochen worden und ob ich noch Karten besorgen könnte", verrät der 32-Jährige. Gemeint ist das Halbfinale im Südwest-Verbandspokal am kommenden Mittwoch gegen den 1. FC Kaiserslautern. Für den Verbandsligisten Dudenhofen ist es nicht weniger als das größte Spiel aller Zeiten.
5780 Einwohner hat Dudenhofen. Am Mittwoch wird das Dorf vor den Toren Speyers in der Pfalz ausgestorben sein, denn dann sind (fast) alle in Ludwigshafen. Im Südweststadion fordert der kleine FV Dudenhofen um 19.30 Uhr den früheren Bundesligisten Kaiserslautern heraus. "Wir haben über 6000 Karten verkauft", berichtet der Sportlicher Leiter des Sechstligisten Florian Kober voller Stolz. Wahnsinn in Dudenhofen!
330 Leute waren beim letzten Heimspiel da, als der FV auf seiner heimischen Anlage an der Iggelheimer Straße den souveränen Tabellenführer SV Gonsenheim im Spitzenspiel zu Gast hatte. Eine normale Kulisse für den Verbandsligisten. "Wir hätten natürlich auch gegen den FCK gerne hier bei uns gespielt, aber das ging aufgrund der Sicherheitsbestimmungen leider nicht", verrät Kober. "Der Heimvorteil ist so natürlich ein bisschen weg, aber auch in Ludwigshafen werden wir jede Menge Unterstützung haben."
FCK bringt 2000 Anhänger mit
2Für uns ist es das größte Spiele in der gesamten Vereinsgeschichte"
Etwas mehr als 2000 Tickets hat der 1. FC Kaiserslautern für seine Anhänger geordert, davon 1100 Stehplätze. Das bedeutet, dass der unterklassige Klub auf den Rängen des inzwischen nur noch 6400 Zuschauer fassenden Südweststadions gegen den Deutschen Meister von 1998 sogar in der Überzahl ist. "Für uns ist es das Spiel des Jahres, ja sogar das größte Spiel in der gesamten Vereinsgeschichte", gibt Kober zu. Das Duell David gegen Goliath zieht immer, gerade im Pokal.
In der vergangenen Saison kickte der 1920 gegründete FV erstmals in der Oberliga. Nach der Hinrunde stand Dudenhofen mit nur zehn Punkten abgeschlagen am Tabellenende, dann folgte eine unglaubliche Aufholjagd und der Underdog beendete die Serie mit 40 Punkten immerhin als Sechstletzter. Dann begann das Zittern. Weil sowohl Südwest-Meister 1. FC Saarbrücken (gegen 1860 München) als auch der Zweite Waldhof Mannheim (gegen den KFC Uerdingen ) in der Aufstiegsrelegation zur 3. Liga scheiterten und folglich in der Regionalliga blieben, fiel eine Etage tiefer ein Dominostein gleich mit um: Dudenhofen ging wieder runter in die Verbandsliga.
Zweimal kurz vor dem DFB-Pokal
Vom Glück verfolgt ist der kleine Klub auch im Pokal nicht. Zweimal schaffte es der FV Dudenhofen bis ins Finale des Landescups und stand somit kurz vor dem Einzug in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals. "Wir haben zweimal knapp gegen den FK Pirmasens verloren, einmal sogar durch ein Tor in der Nachspielzeit der Verlängerung", erinnert sich Dudenhofens Sportlicher Leiter.
Um erneut ins Finale einzuziehen, müsste der Verbandsligist nun am Mittwoch über sich hinauswachsen. Für Timo Enzenhofer ist es gar keine Frage, dass die Mannschaft alles dafür tun wird, um den Traum vom Endspiel und dann möglicherweise dem Einzug in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals wahr zu machen. "Ich sehe uns nicht komplett chancenlos", meint der Sechser und erklärt: "Wenn wir lange die Null halten können, wird sich nach vorne immer etwas ergeben."
Er kommt aus Speyer, hat in der Jugend beim Karlsruher SC gespielt und ist dann 2006 in seine Heimat zurückgekehrt. "Dudenhofen war damals Landesligist, aber dann sind wir direkt aufgestiegen", berichtet Timo Enzenhofer. "Es war die absolut richtige Entscheidung, hierhin zu kommen, denn für einen kleinen Verein sind wir ziemlich erfolgreich."
Auch in dieser Saison. Mit 52 Punkten aus bisher 22 Spielen steht der FV Dudenhofen mit deutlichem Abstand nach oben und unten auf Tabellenplatz zwei, der am Ende der Serie zur Aufstiegsrelegation in die Oberliga berechtigt. "Es läuft gut", findet Enzenhofer. "Obwohl im Hintergrund immer das Spiel gegen Kaiserslautern stand, haben wir uns in der Liga nicht ablenken lassen." Die sofortige Rückkehr in die Oberliga hat für den FV Dudenhofen zwar Vorrang, aber deswegen muss man ja das andere große Ziel nicht vernachlässigen, oder? "Wir würden gerne beides mitnehmen, den Pokal und den Aufstieg", kündigt Enzenhofer lachend an.
Autor/-in: Heiko Buschmann