Seit 2008 verleiht die Stadt Monheim am Rhein den Integrationspreis für besondere Verdienste im gesellschaftlichen Miteinander. Zum ersten Mal wurde nun ein Fußballverein ausgezeichnet: der 1. FC Monheim, genau gesagt die Jugendabteilung des Oberligisten. Einer, der sich seit Jahren für Projekte einsetzt, um Kids von der Straße oder aus der Wohnung auf den Platz zu holen, ist Wolfgang Eisenblätter. Er ist der Jugendleiter des 1. FC Monheim – und unsere etwas andere Kultfigur der Woche.
Wolfgang Eisenblätter ist keiner, der das Wochenende auf dem Sportplatz verbringt und dort Eintrittskarten oder Bratwurst verkauft. Er schaut auch nicht nach, ob alle Spielerpässe da sind oder der Schiedsrichter den Weg gefunden hat. "Wenn das nicht vorher organisiert worden ist, dann ist es zu spät", macht er klar. Vor 15 Jahren ist der gebürtige Bottroper nach Monheim gezogen, das liegt zwischen Düsseldorf und Leverkusen. Natürlich hat er seine Kinder im örtlichen Fußballverein angemeldet, schließlich hat er früher selbst mal gekickt. Seine Tochter wurde sogar die erste Jungschiedsrichterin beim 1. FC Monheim. "Und dann hat mich einer gefragt, ob ich nicht mal eben einspringen könnte", erinnert sich Wolfgang Eisenblätter lachend.
Obwohl seine Kids nicht mehr beim 1. FC Monheim spielen, bleibt er der Jugendabteilung der Blau-Weißen bis heute treu. Gemeinsam mit Alexandra Bartel und Willi Spennes erarbeitet er Konzepte, wie sie Kinder und Jugendliche aus der Umgebung für den Verein begeistern können. "Wir denken über den Fußball hinaus und möchten den Kindern ein Lächeln schenken", verdeutlicht Wolfgang Eisenblätter. "Jeder ist bei uns willkommen, unabhängig von seiner Herkunft oder sozialen Stellung."
Internes Coaching statt Strafen
"Jeder ist bei uns willkommen, unabhängig von seiner Herkunft oder sozialen Stellung"
Er knüpft Netzwerke, geht auf die Stadt und andere Institutionen wie das Haus der Jugend zu, um den 1. FC Monheim bei den Familien vor Ort präsent zu machen. "Das erste Projekt mit der Stadt waren die Offenen Stadtmeisterschaften", berichtet Wolfgang Eisenblätter. Monheim ist eine finanziell gut ausgestattete Kommune, nachdem der junge parteilose Bürgermeister Daniel Zimmermann vor ein paar Jahren die Gewerbesteuer drastisch senkte, kamen etliche Unternehmen an den Rhein. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig, dennoch gibt es auch in Monheim soziale Herausforderungen.
Wenn eine Familie den Mitgliedsbeitrag beim 1. FC Monheim nicht zahlen kann, dann unterstützt der Verein und berät bei der Beantragung der entsprechenden Fördermittel, zum Beispiel der sozialen Teilhabe. Und wenn ein Jugendlicher mal beim Spiel über die Stränge schlägt, dann wird er nicht gleich vor die Tür gesetzt, sondern quasi intern "gecoacht" – zum Beispiel bei der Einbindung in organisatorische oder sportliche Aufgaben. "Wenn es der Entwicklung hilft, empfehlen und fördern wir auch Qualifikationsmaßnahmen des Fußballverbandes Niederrhein", erklärt Wolfgang Eisenblätter. Das Monheimer Motto lautet: "Jeder erhält bei uns eine zweite Chance. Schließlich sind das ja alles junge Menschen und wir selbst haben früher in dem Alter vielleicht auch nicht immer alles richtig gemacht."
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Sepp-Herberger-Preis
Für sein soziales Engagement ist der 1. FC Monheim bereits vor einigen Jahren vom DFB mit dem Sepp-Herberger-Preis für besonders bemerkenswerte Jugendarbeit gewürdigt worden. Der Integrationspreis der Stadt Monheim ist nun eine weitere schöne Anerkennung für die ehrenamtliche Arbeit, die hier in der Mitte der Gesellschaft ankommt.
Ein noch recht junges Projekt ist der "Friendship-Cup". Kinder und Jugendliche aus den Partnerstädten Atasehir in der Türkei, Bourg-la-Reine in Frankreich, Tirat Carmel in Israel, Malbork in Polen, Wiener Neustadt in Österreich und Delitzsch in Sachsen kamen 2018 erstmals nach Monheim, um dort mit dem Nachwuchs des 1. FC zu kicken.
Eine schöne Veranstaltung, genau wie die Frauen-Mini-WM, die im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft der Frauen in Frankreich am 1. Juni beim 1. FC Monheim vorweg gespielt wird. An der Mini WM nehmen 24 Mannschaften teil. Angelehnt an den Originalspielplan der WM kicken WM-Teams – besetzt durch Nachwuchskicker – aus dem regionalen Umfeld von Monheim gegeneinander. "Dann wird es bei uns richtig international, wenn Deutschland gegen die USA spielt", berichtet Wolfgang Eisenblätter. Möglich wird das Turnier durch die Kooperation des Vereins mit dem lokalen Anzeigenblatt und einem Hauptsponsor.
Doch auch nach der Frauen-Mini-WM gibt es beim 1. FC Monheim wieder viel zu tun. "Spaß macht es immer noch", sagt Wolfgang Eisenblätter. Auch wenn aus einem "Kannst du mal eben..." vor 15 Jahren eine Dauerbeschäftigung geworden ist: Er und seine Mitstreiter aus der preisgekrönten Monheimer Jugendabteilung freuen sich schon auf die nächsten Aufgaben.
Autor/-in: Heiko Buschmann