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Links: Axel Roos beim Training in seiner Fußballschule. Rechts: Der Ex-Profi beim gemeinsamen Foto mit seiner Band "Carpe Diem - Unerhört".[Foto: Fußballschule Axel Roos/privat, Collage: FUSSBALL.DE]
Mit dem 1. FC Kaiserslautern wurde Axel Roos zweimal Deutscher Meister und zweimal DFB-Pokalsieger. Aktuell arbeitet der ehemalige Profi als Jugendtrainer und engagiert sich in sozialen Projekten. Im Interview spricht der 55-Jährige über das Musizieren in einer inklusiven Band, Gefängnisbesuche und über die Arbeit in seiner Fußballschule.
FUSSBALL.DE: Herr Roos, Sie haben scheinbar nicht nur eine Leidenschaft für Fußball, sondern auch für die Musik. Am 22. November treten Sie mit der inklusiven Band "Carpe Diem – Unerhört" im SWR-Studio auf. Wer ist alles Teil der Band?
Axel Roos: Der Leader der Band ist Achim Pauli, der die Band vor 25 Jahren ins Leben gerufen hat. Ich selbst bin seit ungefähr sechs Jahren dabei. Die genaue Anzahl der Bandmitglieder kann variieren, da es nie auszuschließen ist, dass diejenigen mit einer größeren Behinderung auch mal krankheitsbedingt ausfallen. Aber wir bekommen immer mindestens acht bis zehn Leute zusammen, die auf der Bühne sitzen oder stehen. Die behinderten Menschen liegen auch teilweise in ihren Rollstühlen, weil sich der ein oder andere kaum bewegen kann. Wir haben zum Beispiel jemanden, der spastisch gelähmt, aber mit dem Kopf voll da ist. Der bewegt dann mit den Füßen ein bisschen das Glockenspiel. Zwei Mädels trommeln ein wenig im Rhythmus mit, ein anderes spielt Keyboard. Der ein oder andere ist zudem noch bei der Moderation mit dabei.
Was gefällt Ihnen besonders gut an dem Projekt?
"Da merkt man, dass so etwas besser ist als sich zum Beispiel über irgendwelche Schiedsrichterentscheidungen aufzuregen"
Roos: Ich finde es einfach eine schöne Sache, mit Behinderten zusammen zu musizieren. Das ist schon etwas Tolles, wenn man danach nach Hause geht und weiß, dass man etwas Gutes getan hat. Da merkt man, dass so etwas besser ist als sich zum Beispiel über irgendwelche Schiedsrichterentscheidungen aufzuregen.
Wie kam es dazu, dass Sie ein Mitglied der Band wurden?
Roos: Ich unterstütze schon seit meiner aktiven Zeit die Reha Westpfalz, eine Behinderteneinrichtung in Landstuhl, die das Projekt organisiert. Dort bin ich einmal gefragt worden, was mein Traum wäre. Spaßeshalber habe ich da gesagt, dass ich gerne mal mit "Carpe Diem – Unerhört" auf der Bühne stehen würde, da ich ja Klavier, Gitarre und die Duduk spiele. Achim Pauli hatte das mitbekommen und mich daraufhin eingeladen. Seitdem bin ich dabei.
Haben Sie eigentlich schon während Ihrer aktiven Karriere die Idee gehabt, sich sozial zu engagieren?
Roos: Zu meiner Profizeit hatte ich immer einen guten Draht zu Norbert Thines, Kaiserslauterns damaligem Präsidenten. Norbert Thines hatte sich auch immer sozial engagiert. Er hat damals zu mir gesagt, wenn man in der Öffentlichkeit steht, ist es immer gut, wenn man auch soziale Projekte unterstützt. Das habe ich mir zu Herzen genommen und das auch so weitergeführt. Ich war mit ihm zum Beispiel auch in der Reha Westpfalz zu Besuch. Da habe ich damals schon gemerkt, dass ein Engagement in dem Bereich dafür sorgt, dass man auf dem Boden bleibt und das eigentlich jeder so etwas machen müsste.
Auch für die Sepp-Herberger-Stiftung sind Sie im Einsatz, um Haftanstalten zu besuchen.
Roos: Mittlerweile kennen mich die Leute in der Jugendstrafanstalt Schifferstadt schon ganz gut, weil der Besuch zwei-, dreimal im Jahr stattfindet. Bei den Treffen sind dann einige Auserwählte dabei, die sich während ihres Aufenthalts gut benommen haben. Die dürfen mir dann ein paar Fragen stellen, zum Beispiel wie es generell zu meiner Karriere gekommen ist. Im Anschluss trainieren wir meistens noch eine Dreiviertelstunde mit den Inhaftierten. Je nach Wetter sind wir dann entweder draußen oder in der Halle. Das macht dann immer richtig viel Spaß und wir wollen damit bei der Resozialisierung der Häftlinge helfen. Wenn sie rauskommen, werden viele ja rückfällig, da sie eben die Bindung nicht haben. Und da bietet die Sepp-Herberger-Stiftung einiges an, zum Beispiel auch die Schiedsrichterausbildung für Häftlinge, damit diese wieder Fuß fassen können.
Was erzählen Sie den Häftlingen und was können diese auch aus dem Fußball mitnehmen?
Roos: Ich erkläre ihnen vor allem, dass sie, wenn sie wieder aus dem Gefängnis rauskommen, eine vernünftige Ausbildung machen sollten. Dort sind auch viele mit Migrationshintergrund und denen sag ich immer: Hört zu, ihr habt doch einen Vorteil dadurch, dass ihr eine zweite oder sogar dritte Sprache sprechen könnt. Gerade im Hinblick auf den Fußball. Da gibt es viele Spieler, die kein Deutsch können. Da brauchen wir doch jemanden, der ihnen beiseitesteht, ein bisschen hilft und dolmetscht. Es gibt zig Möglichkeiten, draußen in der Wirklichkeit wieder Fuß fassen zu können. Und das versuche ich ihnen mitzuteilen. Ich erzähle ihnen auch, dass es ähnlich ist wie im Fußball. Wie im echten Leben geht es dort auch nur mit Willen, mit Einsatz. Man hat natürlich auch Rückschläge, die man aber verkraften muss. Man muss aufstehen, damit es weitergeht. Das sind die Punkte, die ich versuche zu vermitteln.
Neben Ihrem sozialen Engagement leiten Sie auch Ihre eigene Fußballschule. War für Sie schon als Spieler klar, dass Sie später als Trainer arbeiten würden?
Roos: Das ist mir erst klar geworden, als ich mit dem Fußball aufgehört habe. Da hat mich Hans-Peter Briegel angerufen und gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mit nach Albanien zu gehen, um die Nationalmannschaft zu trainieren. Da ich gerne im Fußballgeschäft bleiben wollte, habe ich zugesagt. Später ging Hans-Peter Briegel dann zu einem türkischen Klub und da meine Buben damals noch so klein waren, habe ich mich dazu entschlossen, stattdessen in Deutschland zu bleiben. Hier habe ich dann gesehen, dass es in meiner Region so etwas wie eine Fußballschule gar nicht gab. Also habe ich eine gegründet und fünf, sechs Jahre später haben sich die Eltern dann zusammengetan und gefragt, ob man nicht auch eine Mannschaft gründen könnte. Eigentlich hatte ich das gar nicht vorgehabt, weil ich den anderen Vereinen ja nicht die Spieler wegnehmen wollte. Doch die Eltern haben mich dann so lange gelöchert, bis ich es dann doch gemacht habe. Mittlerweile ist die Fußballschule Partner des SFC Kaiserslautern , der eigentlich jedes Jahr drei, vier Jugendliche zu Nachwuchsleistungszentren bringt.
An wen richtet sich Ihre Fußballschule und was wollen Sie den Kindern dort mit auf den Weg geben?
Roos: Die Fußballschule richtet sich vor allem an die jüngeren Spieler, von der F- bis zur D-Jugend. Ich appelliere immer an die Jungs und an die Eltern, dass es ganz wichtig ist, dass sie nicht nur auf die Karte Fußball setzen. Ein vernünftiger Abschluss in der Schule ist sehr wichtig. Ich habe auch mein Abitur gemacht, trotz der Verlockung des großen Fußballs. Beim Training ist meine Philosophie, den Kleinen schon taktische Sachen wie Spielsysteme beizubringen, auch wenn sich das im ersten Augenblick eher schwierig anhört. Aber die können das schon im jungen Alter verstehen. Natürlich gibt es auch Kinder, die vielleicht weniger Talent haben als andere. Die Eltern wissen dann auch, dass die es nicht nach ganz oben schaffen werden. Aber sie sind trotzdem froh und stolz, bei mir in der Fußballschule mittrainieren zu dürfen.
Hat sich die Art und Weise des Trainings mit Kindern und Jugendlichen im Laufe der vergangenen Jahre verändert?
Roos: Es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre. Man sollte schon mit der Zeit gehen. Es gibt ja immer wieder neue Studien, über die ich mich auch informiere. Ich habe zum Beispiel gute Kontakte zu Arne Güllich von der TU in Kaiserslautern. Von ihm gibt es auch eine Studie, die besagt, dass Kinder oder Jugendliche, die zu früh unter Leistungsdruck geraten, später stagnieren. Außerdem kommen Kinder, die mehrere Sportarten betreiben und damit koordinativ besser geschult sind, in ihrer Paradedisziplin viel weiter. Das ist auch ein bisschen mein Ansatz. Ich lege unglaublich viel Wert auf koordinative, spieltechnische und spieltaktische Sachen.
Würden Sie sagen, dass ein möglichst professionelles Training bereits in der Kindheit notwendig ist, um später einmal den Schritt in den Profifußball zu schaffen?
Roos: Ich kann jetzt nur von mir sprechen. Mein Vater war auch Fußballspieler und ist mit dem FK Pirmasens dreimal Meister der Oberliga Südwest, der damals höchsten Spielklasse, geworden. Der hat mich damals als Jugendlicher trainiert. Ich finde es ganz wichtig, dass man gerade auch im unteren Bereich Ex-Profis oder geschulte Trainer hat, die den Kindern viele Sachen mitgeben können. Das, was man als Kind so richtig lernt, das kann man heute noch. Natürlich müssen wir dabei auch aufpassen, dass wir den Kindern immer noch ihre Kindheit lassen.
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