1991 wurde er mit dem 1. FC Kaiserslautern sensationell Deutscher Meister, später war er Kapitän bei Hertha BSC, spielte zudem für Waldhof Mannheim in der Zweiten Bundesliga und erreichte 1998 mit Eintracht Trier das DFB-Pokal-Halbfinale. Dem Fußball ist Thomas Richter auch heute noch verbunden – allerdings auf ganz anderem Niveau.
Der 48-Jährige ist nochmal an den Anfang zurückgekehrt: Beim FSV Trier-Tarforst ist er an der Seite von Trainer André Thielen Assistent der F-Jugend. Sein acht Jahre alter Sohn Tom – der älteste Richter-Sprössling vor Ben (6) und Marie (kam im November zur Welt) - spielt in dieser Mannschaft. An vorderster Front will er trotz der Erfahrung aus 21 Bundesliga-Einsätzen, 90 Zweitligaspielen und 45 Partien in der Regionalliga selbst hier nicht agieren: „Wenn man den eigenen Sohn trainiert, ist das ja nicht immer ganz unproblematisch“, sagt Richter.
Mit Rat und Tat steht er Coach Thielen zur Seite – und achtet mit darauf, dass die Tarforster Youngster die Basics erlernen: „Beidfüßigkeit, ein ordentliches Passspiel und eine entsprechende Raumaufteilung sind auch für Sieben- und Achtjährige schon wichtig.“ Die Tarforster eilen in der Trier-Saarburger Kreisklasse, Staffel I, von Sieg zu Sieg, offiziell geführt werden die Ergebnisse in der sogenannten „Fair-Play-Liga“ aber nicht. Der Spaß am Spiel soll im Mittelpunkt stehen. Und auch Richter weiß: „Es geht darum, dass sich möglichst alle in der Mannschaft weiter entwickeln. Eine Niederlage kann den Lernprozess auch schon mal forcieren.“
Arbeit im Fitnessstudio
"Wenn man den eigenen Sohn trainiert, ist das ja nicht immer ganz unproblematisch"
Seit Mitte 2014 hilft der aus Oberfranken stammende und im Trierer Stadtteil Tarforst mit seiner Familie lebende Richter bei der Entwicklung der Talente mit, fühlt sich „in einem Verein mit Riesenpotenzial“ sehr wohl. Mehr als 1600 Mitglieder hat der Mehrspartenklub, dessen erste Mannschaft mit vielen in den eigenen Reihen ausgebildeten Kräften in der Spitzengruppe der Rheinlandliga mitmischt. „Sehr stolz“ ist denn auch FSV-Vorsitzender Werner Gorges, dass mit Thomas Richter ein solch namhafter Fußballer in der Trainerriege mitwirkt: „Beide Seiten profitieren – die Kinder von seiner Ausstrahlung und seinem Know-how, er selbst sammelt auch weitere Lebenserfahrungen.“
Trainer Thielen ist ebenfalls froh über die prominente Hilfe, zumal er als Student und Aktiver der ersten Mannschaft eine Entlastung schon mal ganz gut gebrauchen kann. Dankbar ist der 21-Jährige auch, wenn Richter seine eigenen Spiele in der Rheinlandliga verfolgt und ihm wertvolle Tipps geben kann. Dem professionellen Fußball hat Richter zwar aktuell entsagt, mit dem Gesamtpaket kann er aber gut leben: Einerseits ist er Sportlehrer an der St. Maximin Realschule plus in Trier, außerdem arbeitet der staatlich geprüfte Fitnessfachwirt noch halbtags in einem Fitnessstudio in der Moselstadt.
Der rechte Abwehr- und Mittelfeldspieler hatte einst nach den Anfängen bei seinem Heimatklub ATS Hof-West Anfang der neunziger Jahre beim seinerzeit viertklassigen Bayern-Landesligisten VfB Helmbrechts auf sich aufmerksam gemacht. Über den früheren Nürnberger Profi Herbert Heidenreich war der Kontakt zu Christoph Daum und dem 1. FC Köln hergestellt. Das Probetraining am Rhein verlief erfolgreich, wie sich Richter erinnert: „Sie wollten mich gleich da behalten. Doch irgendwie ging mir alles da zu schnell.“
Mit Mario Basler in Trier
Die Anfrage vom 1. FC Kaiserslautern sagte ihm schon eher zu – seine damalige Freundin studierte in der Pfalz, wo es ähnlich beschaulich zugeht, wie in seiner fränkischen Heimat. Die „Franken-Bayern-Connection“ mit Bernhard Winkler, Uwe Scherr und Thomas Renner erhöhte den Wohlfühlcharakter am Betzenberg ebenso, wie der spätere Meistermacher Karl-Heinz Feldkamp, der „wie ein Vater zu mir war“, so Richter im Rückblick. Verletzungen warfen ihn beim FCK jedoch immer wieder zurück; in der Saison der Deutschen Meisterschaft (1990/1991) kam er auf 13 Einsätze, in der Spielzeit danach auf gar keinen, 1992/1993 auf acht. Drei turbulente Jahre mit zahlreichen Trainerwechseln bei der Berliner Hertha folgten, dann eine knappe Saison in Mannheim.
In Trier schlug Richter während seiner Zeit bei der Eintracht Wurzeln – und fand auch nach dem Zwangs-Aus wegen anhaltender Sprunggelenks-Probleme den Einstieg ins Trainermetier: Den Luxemburger Viertligisten Jeunesse Biewer führte er 2006/2007 überraschend bis ins Pokal-Viertelfinale des Großherzogtums. Als die Trierer Eintracht nach zwei Abstiegen hintereinander im Neuaufbau war, bewarb er sich – und war erst an der Seite von Werner Weiß, dann bei Mario Basler Co-Trainer. Der emotionale „Super Mario“ und der coole Richter ergänzten sich gut; Anfang 2010 war für Basler nach einer Negativserie aber Schluss, auch Richter musste gehen. „Es ist doch ganz normal im Fußball, dass das gesamte Trainerteam mitgehen muss“, blickt Richter nicht im Groll auf sein vorläufiges Ende bei der Eintracht zurück.
Zumindest den sporadischen Kontakt zum „großen“ Fußball hält Richter über seine Einsätze bei der Lauterer Traditionsmannschaft, in der er 15 bis 20 Mal pro Jahr mit anderen Ex-Profis wie Thomas Riedl, Marco Reich und Alex Bugera kickt. Ein Trainerengagement zumindest bei einer ambitionierten Amateurmannschaft will er nicht kategorisch ausschließen, sagt aber auch: „Es muss beruflich und familiär passen.“ Vorerst will er den F-Junioren des FSV Tarforst erhalten bleiben – und das Team um seinen Sohn Tom weiter fördern.