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Besonders im Winter weit verbreitet unter den Amateurkickern: die sogenannte Männergrippe.[Foto: imago/Michael Eichhammer]
Fußball-Weisheit #55 „Bremen war ein Alptraum. Es muss die kälteste Stadt auf dieser Erde sein. Ich habe immer gefroren, ich habe niemanden verstanden, und es ging mir schlecht.“ (Der Brasilianer Junior Baiano über seine Zeit in der Hansestadt.)
Da klimpert’s kräftig im Phrasenschwein. Einem Südamerikaner fällt die deutsch-winterliche Akklimatisierung besonders schwer. Da kann er schon mal emotional werden, wobei die Bremen-Rezension von Sportsfreund Baiano doch etwas zu vernichtend ausfällt. Ob ihn die Hansestadt in seinen schlimmsten Träumen verfolgt, kann nur er selbst wissen. Dass das durchschnittliche Nordlicht dem Portugiesischen nicht mächtig ist, überrascht jedenfalls kaum. Auch über die potenziellen Minusgrade hierzulande hätte sich der Brasilianer bereits im Vorfeld informieren können. Die für ihre angenehme Nüchternheit bekannten Bremer werden Baiano im Nachhinein als „Schönwetterfußballer“ belächelt haben.
Wer nicht aus dem passenden Holz geschnitzt ist, wird in diesen Breitengraden nur schwer glücklich. Den Südamerikanern aber fehlende Kaltwetter-Resistenz zu unterstellen, liegt mir fern. Zwar mögen die brasilianischen Kicker in Moskau, Donezk oder Kiew auch gutes Geld verdienen, allerdings würden hier viele andere Spieler mit ähnlich lukrativen Angeboten streiken: Bei zweistelligen Minusgraden über die russischen Sportplätze tingeln – da gehört schon etwas zu, egal wie dick man auch eingepackt sein mag.
Selbst im vermeintlich so hartgesottenen Amateurbereich wird es momentan kaum Spieler geben, die sich über den fröstelnden Ex-Werderaner lustig machen. Bei den derzeitigen Minustemperaturen, die bundesweit für Schnee und Glätte sorgen, lassen sich die Wenigsten ehrlich für das Training unter freiem Himmel begeistern. Nach einem stressigen Arbeitstag lächelt dich das Sofa einfach mehr an als der durchgefrorene Rasen. Der Kampf gegen den inneren Schweinehund ist bei der Kälte noch unerbittlicher als ohnehin schon. Geht er verloren, braucht es allerdings eine passende Ausrede, um das kurzfristige Fernbleiben vom Sportplatz zu erklären. Die Ergebnisse sind meist kreativ, dafür bedenklich unglaubwürdig: das „Best of Kreisliga-Trainingsabsagen – Winter Edition“.
"Mich hat es leider schlimm erwischt"
Der Autofreak: Jeder Pendler kennt das Problem: Wenn es über Nacht gefroren hat, braucht er morgens mindestens fünf bis zehn Minuten länger, um die Karre erstmal vom Eis zu befreien. Diese Problematik machen sich auch die faulen Amateurkicker zunutze. Eine Viertelstunde vor Trainingsbeginn ploppt ihre Nachricht in der WhatsApp -Mannschaftsgruppe auf: „Leute, ich packe es heute leider nicht mehr. Ich müsste jetzt erst noch das komplette Auto freikratzen und bei der Glätte könnte ich ja nur Schritttempo fahren. Da käme ich viel zu spät…“ Verständnis bringt dafür kein Kamerad auf, was vor allem daran liegt, dass der Fernbleiber geschlagene 300 Meter vom Platz entfernt wohnt und zehn Minuten zuvor in seinem wohltemperierten Wagen von der Arbeit nach Hause kam. Kratzen kann man sich da maximal am Kopf.
Der gute Nachbar: Auch er lässt an erster Stelle die Vorsicht walten. Wenn es um eine willkommene Trainingsabsage geht, wird er zum fürsorglichsten Nachbarn der Straße: „Moin Coach, ich kann heute leider nicht zum Training kommen. Im Wetterbericht haben sie Blitzeis vorausgesagt und in meinem Mietvertrag steht, dass ich den Bürgersteig dann unverzüglich zu streuen habe.“ Normalerweise gehen ihm seine Nachbarn, die er bis heute nicht beim Namen kennt, obwohl er schon seit zwei Jahren in dem Mehrfamilienhaus lebt, am Allerwertesten vorbei. Dass diese ihm zum Dank für den Streudienst auf Abruf ein paar Kekse vorbeibringen, ist auch nicht anzunehmen. Im Gegenteil: Um 23.30 Uhr stehen die Nachbarn mit zwei Polizisten vor der Tür, da der Trainingsschwänzer spontan ein paar Kumpels zu einer kleinen (aber lautstarken) Party eingeladen hat: „Ähh, Entschuldigung, Frau Nachbarin Dings, das kommt nicht wieder vor…“
Der Tierliebe: Natürlich hat das Wohlbefinden von Lebewesen Priorität vor dem stumpfen Ballgeschiebe auf dem Sportplatz. Daher kann es durchaus passieren, dass der Trainer mal auf einen vermeintlichen Lebensretter in seinen Reihen verzichten muss: „Sorry Coach, aber ich habe zu Hause einen kleinen Notfall. Unser Gartenteich ist mittlerweile zu tief zugefroren und ich muss jetzt unbedingt meine Goldfische retten, sonst sind die hin.“ Wie er sich zu den armen Fischen durchkämpft, weiß er noch nicht genau: In der Garage bewaffnet er sich mit Eispickel, Heizlüfter, Brennholz und einer Flex. Weitere Details seines edlen Rettungsversuches ersparen wir Euch an dieser Stelle.
Der Erkrankte: Dieser Schlag von Trainingsabsagern ist zu jeder Jahreszeit aktiv, allerdings nimmt er im Winter besonders dreiste Ausmaße an. Die Männergrippe stellt bei Schnee und Eis natürlich eine glaubhaftere Ausrede dar als im Hochsommer, was bis an die Grenze der Glaubhaftigkeit – und weit darüber hinaus – ausgereizt wird: „Mich hat es leider schlimm erwischt.“ „Ich kriege kaum Luft, also schone ich mich besser, um nicht richtig krank zu werden.“ „Auf Arbeit geht gerade die Erkältungswelle rum, und nun habe ich auch schon so ein leichtes Kratzen im Hals.“ Die Liste könnte noch seitenweise fortgesetzt werden. Unsere feste Annahme: Die großen Pharmaunternehmen generieren Dreiviertel ihrer Jahresumsätze über ihre an Amateurkicker verkaufte Erkältungsmedikamente.
Der Umweltaktivist: Er hat sich die Rettung des Planeten auf die Fahnen geschrieben. Jedes grüne Fleckchen Erde soll deshalb bestmöglich gehegt und gepflegt werden. Wenn der Sportplatz nun vom Frost beansprucht ist, weigert er sich strikt gegen das Betreten des Rasens. Wenn bei diesen Bedingungen gegrätscht wird, würden die Grashalme schließlich brechen und der Boden komplett umgepflügt werden. Nein, das bekommt er nicht mit seinem Gewissen vereinbart, da ist die Trainingsabsage alternativlos. Sobald der Platz wieder bespielbar ist, steht er aber gern wieder pünktlich auf dem Platz – mit seinen fünf Zentimeter Eisenstollen unter den Bolzern, versteht sich.
Die Ausreden der Anti-Wintersportler sind vielfältig. Der Trainer weiß natürlich genau, wie wenig Wahrheit hinter jeder dieser Geschichten steckt. Ein bisschen Genugtuung erfährt er immerhin dann, wenn er mit den hartgesottenen und übriggebliebenen Spielern kurzerhand ein kleines Turnier in der benachbarten Soccerhalle als Trainingsersatz veranstaltet. Wenn er die Fotos vom lockeren Hallenkick in den Mannschafts-Chat lädt, ärgern sich die Frostbeulen zuhause ein zweites Loch in den Gartenteich. Immerhin hilft das den armen Goldfischen, die doch keinen Platz im warmen Indoor-Aquarium erhalten haben.
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
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