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Michelle Richter: "Beim Fußballspielen kann ich mein Herz auf dem Platz lassen und mein Team unterstützen."[Foto: Germania Zündorf]
In der Inklusionsmannschaft von Germania Zündorf aus Köln spielt auch Michelle Richter. Die Geschichte der 31-Jährigen ist ganz besonders, weil sie zur Fortbewegung auf eine Gehhilfe angewiesen ist. Michelle Richter ist trotzdem fester Bestandteil des Teams und kickt auch trotz Rollator mit riesiger Leidenschaft. Was bedeutet es ihr, dank des Fußballs Teil einer Gemeinschaft zu sein? Im FUSSBALL.DE-Interview spricht sie darüber.
FUSSBALL.DE: Michelle Richter, was bedeutet es Ihnen, in der Inklusionsmannschaft des FC Germania Zündorf Fußball spielen zu können?
Michelle Richter: Alles! Damit ist für mich ein Traum wahr geworden. Beim Fußballspielen kann ich mein Herz auf dem Platz lassen und mein Team unterstützen. Ich bin meinem Team unendlich dankbar, dass sie mich trotz meiner Behinderung in ihre Gemeinschaft aufgenommen haben. Seit vier Jahren bin ich jetzt Teil von Germania Zündorf.
Haben Sie vorher auch schon Fußball spielen können?
Richter: Nein, in Zündorf habe ich offiziell mit dem Fußball angefangen. Ich habe früher auf dem Schulhof etwas gespielt. Auch mit meinem Pflegevater war ich sehr viel auf Plätzen in der Gegend unterwegs. Er ist oft mit mir an der Hand und dem Ball am Fuß über den Rasen gelaufen. Das war früher mein Fußball. Heute bin ich Teil einer Mannschaft. Das war immer mein großer Wunsch. Aber dieser Wunsch ist lange nicht in Erfüllung gegangen, weil es früher nur sehr wenige Vereine gab, die Inklusionsfußball anbieten. Heute ist das besser geworden.
Wie sind Sie beim FC Germania Zündorf aufgenommen worden?
Richter: Sehr herzlich und mit offenen Armen. Ich hatte damit gar nicht gerechnet. Der Kontakt kam über unseren Trainer Gökhan Erdek zustande. Ich habe ihn angeschrieben und direkt gesagt, was bei mir Sache ist. Er war der zweite Trainer, der sofort zugesagt hat, dass ich selbstverständlich bei ihm Fußball spielen kann, wenn ich das möchte. Ich kann gar nicht beschreiben, wie glücklich ich darüber bin.
"Es war gefühlt das erste Mal, dass man mich nicht auf meine Einschränkungen und meinen Rollator reduziert hat - hier hat man mich als Mensch gesehen"
Seit wann hatten Sie diesen Traum, trotz Ihres Handicaps selbst Fußball spielen zu wollen?
Richter: Schon immer. Diese Leidenschaft für den Fußball habe ich schon als kleines Kind gehabt. Lange konnte ich sie nicht aktiv ausleben. Deshalb musste ich auf die Konsole ausweichen und dort FIFA spielen. Da hatte ich auch ein Schlüsselerlebnis: In FIFA 2011 gab es in der Playliste ein Lied, das mein Leben prägt - "Blackout" von Linkin Park. Dieser Song hat mir geholfen, weiter zu träumen und für meine Ziele zu kämpfen.
Und dann kam irgendwann der große Tag, an dem Sie erstmals bei Germania Zündorf mittrainiert haben. Wie war das?
Richter: Unbeschreiblich. Es war zunächst ein Probetraining. Wir wollten herausfinden, ob es für beide Seiten so funktioniert, wie wir es uns erhofft hatten. Ich war überhaupt nicht nervös, ich habe nur Freude gespürt. Es war gefühlt das erste Mal, dass man mich nicht auf meine Einschränkungen und meinen Rollator reduziert hat. Hier hat man mich als Mensch gesehen, niemand hat mich komisch angeschaut. Ich war einfach nur stolz, dass ich es tatsächlich geschafft hatte und mit einer richtigen Mannschaft trainieren konnte. Und dann kamen ja bald auch schon die ersten Spiele und Turniere…
Sind Sie schon Ihr ganzes Leben auf die Gehhilfe angewiesen?
Richter: Ja, seit ich denken kann, ist das der Fall. Für mich ist das völlig normal, für viele andere leider nicht. Das Ballführen mit dem Rollator habe ich mir früher selbst beigebracht. Es ist ja auch so, dass mir das Fußballspielen körperlich sehr hilft. Nach dem Training geht es mir direkt immer viel besser, ich kann dann besser laufen. Mein Ziel ist es, den Rollator zumindest für kurze Strecken irgendwann nicht mehr zu brauchen. Aber das ist noch ein weiter Weg, da wartet noch viel Arbeit auf mich.
Wie wichtig ist Gökhan Erdek als Trainer für Sie, der gleichzeitig auch Inklusionsbeauftragter des Fußball-Verbandes Mittelrhein ist?
Richter: Extrem wichtig. Gökhan hat mir das alles ermöglicht. Dafür werde ich ihm für immer dankbar sein. Menschen wie Gökhan machen es Menschen mit Handicap erst möglich, Fußball spielen und ihrer Leidenschaft nachgehen zu können. Bei Germania Zündorf haben wir ein starkes Trainerteam, das sich voll für unsere Belange einsetzt. Wir haben alle verschiedene Einschränkungen und somit unterschiedliche Stärken und Schwächen. Das macht dieses Team aus. Wir ergänzen uns hervorragend.
Sind Sie während der vergangenen vier Jahre auf eine Fußballerin oder einen Fußballer getroffen, die oder der ebenfalls auf eine Gehhilfe angewiesen ist?
Richter: Nein, leider nicht. Ich bin meines Wissens nach die Einzige, die das macht. Aber das ist eine Mission: Ich möchte andere Menschen mit einer Einschränkung, wie ich sie habe, dazu ermutigen, ebenfalls Fußball zu spielen oder auch einen anderen Sport zu treiben. Es gibt einem einfach unfassbar viel. Der Sport kennt keine Grenzen. Diejenige, die die Grenzen setzen, sind immer die Menschen, die sagen: "Du kannst das nicht! Du schaffst das nicht!" Aber wir können das, wir schaffen das. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Ich habe dafür gekämpft, mein Ziel zu erreichen. Und ich habe es geschafft. Dann schaffen das andere auch.
Spielen Sie nur gerne Fußball oder sind Sie auch Fan einer Mannschaft?
Richter: Natürlich bin in das. Vom 1. FC Köln. Ich komme aus Köln, bin hier geboren, da bin ich logischerweise FC-Fan. Köln ist meine Heimat. Irgendwann möchte ich Mitglied beim FC werden. Wir sind damals zu Erstligazeiten auch mit den FC-Spielern mal ins RheinEnergieStadion eingelaufen. Gegen den VfB Stuttgart war das. Ich war dem Schiedsrichter-Assistenten zugeteilt. Und...
... ja...?
... wir haben schon viel über Träume gesprochen. Einen weiteren Traum habe ich nämlich noch: Ich möchte gerne mit Florian Kainz mal auf den Rasen laufen. Vielleicht schaffe ich das ja auch noch.
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