Der Bonner SC gehörte in der vergangenen Saison zu den positiven Überraschungen in der Regionalliga West. Der Aufsteiger beendete die Spielzeit auf Platz neun und lief nie Gefahr, in die Nähe der Abstiegsplätze zu geraten. Wenn in gut zwei Wochen mit dem Auswärtsspiel beim Wuppertaler SV die neue Runde beginnt, will auch Joran Sobiech wieder dabei sein. Er ist der jüngere Bruder des St.-Pauli-Profis Lasse Sobiech – die neueste Folge unserer Serie Familienbande.
Im März hatte sich Joran Sobiech einen Mittelfußbruch zugezogen und war drei Monate ausgefallen. Jetzt ist er wieder fit und greift beim ambitionierten Bonner SC voll an. Schließlich ist für ihn mit seinen 21 Jahren der Zug zum Profifußballer noch nicht abgefahren, auch wenn Joran Sobiech zweigleisig plant. „Ich studiere im vierten Semester Sport und Wirtschaftswissenschaften an der Uni beziehungsweise der Sporthochschule Köln. Es ist schließlich wichtig, neben dem Fußball ein zweites Standbein zu haben“, sagt der 1,90-Meter-Mann.
Aufgewachsen in Schwerte mischt Joran Sobiech schon mit drei Jahren bei den Minikickern des VfL Schwerte mit. Hier spielt schon sein Bruder Lasse, der den Klub aus dem östlichen Ruhrgebiet aber mit zwölf verlässt und den großen Sprung zu Borussia Dortmund wagt. Joran macht es eine Nummer kleiner und wechselt in der C-Jugend zum TSC Eintracht Dortmund , dem Klub mit der zweitgrößten Jugendabteilung in der Westfalenmetropole und nur einen Steinwurf vom Signal Iduna Park entfernt gelegen. „Als das Angebot von Eintracht kam, habe ich gemerkt, dass ich wohl ganz gut kicken kann“, sagt Joran Sobiech und lacht. Bis dahin spielt er noch Rechtsaußen, doch dann kriegt er einen Wachstumsschub und wandert auf dem Platz nach hinten in die Abwehr.
Joran Sobiech: "Überragendes Verhältnis"
"Wir hatten schon früh ein großes Trampolin im Garten, einer war der Torwart und der andere hat drauf geschossen"
Kurz vor der Volljährigkeit steht für ihn ein Ortswechsel an. Die Familie zieht nach Erftstadt in der Eifel und Joran Sobiech findet beim TSC Euskirchen eine neue Heimat – zunächst in der U 19 in der Mittelrehinliga und dann in der ersten Mannschaft in der Oberliga. Nach zwei Jahren in Euskirchen schließt er sich dem Bonner SC an, bei dem er noch einen bis 2018 laufenden Vertrag hat. „Das ist ein toller Verein, der eine super Entwicklung hinter sich hat“, ist Joran Sobiech begeistert. „Daher kann ich mir gut vorstellen, hier auch länger zu bleiben.“
Beim Bonner SC ist noch nicht das Vollprofitum eingezogen, hier können die Spieler Fußball auf höchstem Amateurniveau mit ihrer Ausbildung oder ihrem Beruf gut verbinden. Joran Sobiech ist realistisch und verfällt nicht in Träumereien, was eine mögliche Profikarriere angeht. Falls sich für den robusten und kopfballstarken Innenverteidiger in Zukunft eine Möglichkeit ergibt, noch eine Etage höher anzugreifen, wird er sicher nicht Nein sagen.
Tipps, wie er seine Stärken auf dem Platz noch verbessern kann, holt er sich gerne beim Bruder – der aber auch von ihm. Schließlich haben die beiden schon als Kinder auf dem Bolzplatz oder in jeder freien Minute im elterlichen Garten gekickt. „Mein Vater und ich gegen Lasse“, erinnert sich Joran Sobiech. „Wir hatten auch schon früh ein großes Trampolin im Garten, wo einer der Torwart war und der andere aufs Trampolin geschossen hat.“ Natürlich ist der große Bruder ein Vorbild. „Wir haben ein überragendes Verhältnis und telefonieren eigentlich jeden Tag miteinander. So oft es geht, besuchen wir uns gegenseitig, fahre ich nach Hamburg oder er kommt zu mir nach Köln“, erzählt Joran Sobiech.
Europameister mit Kimmich und Brandt
Neben Lasse Sobiech hat übrigens noch ein weiteres Mitglied der Familie den Sprung in den Profifußball geschafft und darf sich sogar Europameister nennen: Felix Lohkemper ist ein Cousin von Lasse und Joran Sobiech, sein Vater Wolfgang ist der Bruder von Gudrun Sobiech, geborene Lohkemper. Der 22-Jährige steht aktuell beim Drittligisten 1. FC Magdeburg unter Vertrag und hat 2014 mit Deutschland den Titel bei der U 19-EM in Ungarn geholt. Im Team von DFB-Trainer Marcus Sorg standen unter anderem die beiden aktuellen Confed-Cup-Sieger Joshua Kimmich und Julian Brandt sowie die amtierenden U 21-Europameister Niklas Stark, Marc-Oliver Kempf, Davie Selke und Levin Öztunali. Felix Lohkempers Brüder Lukas und Justus hingegen spielen nach wie vor in ihrem Heimatverein Kickers Büchig bei Karlsruhe, wo auch Felix Lohkemper einst den Ball für sich entdeckte.
Der Sport gehörte in der Familie Sobiech schon immer zum Leben, allerdings sind die Interessen breit gefächert. „Unser Opa hat im Verein Faustball gespielt, unser Vater Herbert war Leichtathlet und ist Sportlehrer an einer Schule in Schwerte. Unsere Mutter Gudrun und unsere ältere Schwester Raika haben Handball gespielt“, berichtet Joran Sobiech. Jedes Jahr an Weihnachten und Ostern trifft sich die Familie Sobiech/Lohkemper bei der Oma – dann geht es natürlich vor allem um ein Thema: Fußball.
Autor/-in: Heiko Buschmann