Am Wochenende sorgte ein außergewöhnliches Eigentor von Stuttgarts Ron-Robert Zieler für Aufsehen. Der VfB-Keeper war beim Einwurf seines Mannschaftskollegen Borna Sosa für einen kurzen Moment unaufmerksam, sodass er den Einwurf nicht mehr annehmen konnte und der Ball über die eigene Torlinie rollte.
Fassungslosigkeit auf den Rängen, schließlich hatte es solch ein Eigentor in knapp 55 Jahren Bundesliga nicht gegeben. Doch was wäre passiert, hätte Zieler den Ball nach dem Einwurf gar nicht mehr berührt? FUSSBALL.DE mit den Antworten auf diese und weitere kuriose Regelfragen rund ums Thema Einwürfe.
Torerzielung
Das Eigentor in Stuttgart hätte nicht gezählt, wäre Ron-Robert Zieler weggeblieben. Das Spiel wäre mit einer Ecke für Bremen fortgesetzt worden. Hätte Zieler den Ball mit der Hand aufgenommen, hätte es indirekten Freistoß für Bremen am Ort des Vergehens gegeben. Doch ist es dann überhaupt möglich, auch als angreifende Mannschaft ein Tor per Einwurf zu erzielen?
Auflösung: Nein, aus einem direkten Einwurf kann kein Tor erzielt werden. Wirft die attackierende Mannschaft den Ball per Einwurf ins gegnerische Tor, bekommt die verteidigende Mannschaft einen Abstoß zugesprochen. Die Torlinie wirkt dann quasi wie die Torauslinie. Berührt der Keeper hingegen wie im Fall von Zieler den Ball, zählt der Treffer.
Saltoeinwurf
Es ist wohl die ungewöhnlichste Methode das runde Leder von der Seitenauslinie zurück ins Spiel zu bringen. Der Salto- oder auch Flickflack-Einwurf war immer wieder Gegenstand von Diskussionen. Aber ist er denn erlaubt?
Auflösung: Ja, ist er. Seit der Saison 2009/2010 ist die Ausführung per Salto zu akzeptieren. Selbstverständlich gelten für diese Form des Einwurfs dieselben Regeln wie bei der Standardvariante.
Abstand zur Seitenlinie
Um einen Einwurf auszuführen, holt sich der zum Einwurf berechtigte Spieler den Ball, der bis vor die Werbebande gerollt ist. Da er in diesem Moment sieht, dass sein Mitspieler in einer günstigen Position ist, wirft er den Ball schnell ein. Dabei befindet er sich zwar auf der Höhe, wo der Ball ausgegangen ist, allerdings steht er noch auf der Aschenbahn, ungefähr acht Meter vom Spielfeld entfernt. Wie hat der Schiedsrichter zu reagieren?
Auflösung: Dies ist eine korrekte Ausführung. Der Schiedsrichter hat mittlerweile auch den Einwurf zuzulassen, der mehr als einen Meter hinter der Linie ausgeführt wird. Voraussetzung ist, dass sich zwischen dem Spieler und dem Spielfeld keine Gegenstände oder Hindernisse befinden, wie zum Beispiel eine Auswechselbank oder eine Werbebande.
Falscher Einwurf
Der falsche Einwurf ist immer wieder gern gesehen und sorgt bei Zuschauern und Fans für Lacher. Doch was ist alles zu beachten, dass ein Einwurf korrekt ausgeführt wird?
Auflösung: Beide Beine müssen auf dem Boden bleiben bzw. den Boden nicht verlassen. Der Einwurf muss dort erfolgen, wo der Ball ins Aus gegangen ist. Nach einem falsch ausgeführten Einwurf wird das Spiel mit einem Einwurf für den Gegner fortgesetzt. Gelangt der Ball beim Wurf nicht ins Spielfeld, wird der Einwurf übrigens wiederholt.
Verwarnung bei Verzögerung
Beim Spielstand von 4:3 für die Mannschaft A verzögert der einwerfende Spieler der in Führung liegenden Mannschaft bei einem Einwurf in Höhe der Mittellinie das Spiel auf eine unsportliche Art und Weise. Trotz Aufforderung des Schiedsrichters wirft er den Ball nicht ein. Der Schiedsrichter verwarnt daraufhin den Spieler und spricht der gegnerischen Mannschaft den Einwurf zu. Handelt er richtig?
Auflösung: Der Schiedsrichter handelt richtig, was die Persönliche Strafe betrifft. Die Spielfortsetzung jedoch ist falsch. Da das Zeitspiel und die Unsportlichkeit vor der Spielaufnahme stattfanden, muss das Spiel mit einem Einwurf für die gleiche Mannschaft fortgesetzt werden. Die vergeudete Zeit ist nachzuspielen.
Einwurf nach Einwechslung
Ein Spieler soll ausgewechselt werden. Der neu eingewechselte Spieler hat die Zustimmung vom Schiedsrichter erhalten und möchte nun als erste Aktion einen Einwurf ausführen. Unter welchen Bedingungen ist dies möglich?
Auflösung: Der Spieler muss zuerst das Spielfeld, wenn auch nur kurz, betreten haben und darf dann unmittelbar danach den Einwurf ausführen. Denn: Ein Auswechselspieler wird erst dann zum Spieler, wenn er (erstens) die Zustimmung des Schiedsrichters erhalten und (zweitens) das Spielfeld betreten hat. Somit hat er auch dann erst das Recht, eine Spielfortsetzung auszuführen. Ein zwar etwas kleinlich und bürokratisch anmutender Vorgang, der aber seine Berechtigung hat.
Doppelberührung
Ungewöhnlich, aber möglich. Ein Spieler führt den Einwurf kurz aus und berührt den Ball direkt wieder. Wie entscheidet der Schiedsrichter?
Auflösung: Wirft der einwerfende Spieler korrekt ein und spielt den Ball daraufhin ein zweites Mal, bekommt der Gegner einen indirekten Freistoß zugesprochen. Spielt der Einwerfende den Ball ein zweites Mal mit der Hand, resultiert daraus ein direkter Freistoß für den Gegner.
Autor/-in: Noah Platschko