Nein, sie sagen nicht Opa oder Legende zu ihm. „Lumpi“ reicht. Nach zwölf Jahren in der ersten Mannschaft von Fortuna Düsseldorf, mit der er von der damals viertklassigen Oberliga bis zur Bundesliga durchmarschierte, und zuletzt drei Spielzeiten bei Dynamo Dresden ist Andreas Lambertz wieder am Rhein. Der 33-jährige Kultkicker soll die U 23 des Bundesliga-Rückkehrers anführen und wie so häufig bei den Profiunterbauten sind auch bei der Fortuna die meisten Spieler in der Regionalliga-Elf nicht älter als 18 oder 19.
Lambertz hat keine Probleme damit, schließlich kann er als zweifacher Vater sehr gut mit Nachwuchs umgehen. Im Interview mit FUSSBALL.DE erzählt "Lumpi", wie weit ihn seine Füße noch tragen und was er von (Damen-) Mode versteht.
FUSSBALL.DE: Andreas Lambertz, Sie sind 14 oder 15 Jahre älter als die meisten Ihrer Mitspieler. Dürfen die Jungs Sie trotzdem duzen?
Andreas Lambertz: (lacht) Natürlich! Ich denke, dass ich immer ein bodenständiger, kumpeliger Typ war und die Jungs trotz des Altersunterschieds nicht zu mir aufschauen müssen. Wir sind eine Mannschaft und haben die gleichen Ziele, da ist das Geburtsdatum egal.
FUSSBALL.DE: Nationalspieler Mats Hummels hat vor der WM in einem Interview Kritik an der jungen Spielergeneration von heute geäußert, 18-Jährige würden nicht verstehen, warum sie das Tor oder die Bälle tragen müssten. Wie ist das bei der Fortuna?
Lambertz: Da hat es schon einen Wandel gegeben, aber es ist ja nicht so, dass die Jungs keinen Respekt vor den älteren haben. Wenn mal ein Spruch kommt, dann ist das, glaube ich, gar nicht böse gemeint. Wichtig ist doch, dass sich junge Spieler nicht auf ihrem Talent ausruhen, sondern grundsätzlich eine hohe Leistungsbereitschaft und Teamfähigkeit mitbringen, sonst kommen sie im Mannschaftssport Fußball eh nicht weit. Bei mir war es ja anders herum, alles was ich im Fußball erreicht habe, musste ich mir erabeiten.
"Die gemeinsame Zeit genießen wir sehr, das hat mir in Dresden total gefehlt"
FUSSBALL.DE: Wieso sind Sie eigentlich nach drei Jahren in Dresden zur Fortuna zurückgekehrt – und dann ‚nur‘ für die zweite Mannschaft?
Lambertz: Das hat mehrere Gründe, der wichtigste ist, dass ich jetzt wieder bei meiner Familie bin. Meine Frau und unsere beiden Kinder sind schon letztes Jahr zurück nach Düsseldorf gezogen, weil unser Sohn Collin in die weiterführende Schule gekommen ist und unsere Tochter Caitlin eingeschult wurde. Und sportlich war es so, dass der U 23 in der letzten Saison ein älterer Spieler, der die Mannschaft führen kann, gefehlt hat. Wir haben schon vor einem Jahr Gespräche darüber geführt, ob ich zurückkomme, aber ich wollte meinen Vertrag in Dresden erfüllen.
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FUSSBALL.DE: Gab es keinen anderen Angebote?
Lambertz: Das hätte für mich keine Rolle gespielt, denn ich bin ein Düsseldorfer Junge und wollte, wie schon erwähnt, zu meiner Familie zurück. Ich muss auch zugeben, dass ich nach fast 15 Jahren im Profifußball den Verschleiß merke und die Füße nicht mehr so wie früher tragen. Ganz ehrlich: Für die erste oder zweite Liga hätte es nicht mehr gereicht.
FUSSBALL.DE: Sie ruhen sich auf Ihre alten Tage also in der Regionalliga noch ein wenig aus...
Lambertz: Haha, ganz bestimmt nicht! Wenn ich nicht in jedem Training 100 Prozent Gas gebe, dann kann ich hier meine Rolle, so wie es der Verein, das Trainerteam um Nico Michaty und ich selber es geplant haben, nicht erfüllen. Deshalb habe ich mich in der Vorbereitung auch wieder richtig reingehauen, so wie man mich kennt, auch wenn die letzten Wochen durch den Umzug ziemlich stressig waren.
FUSSBALL.DE: Fortunas U 23 war sportlich eigentlich abgestiegen und darf nur weiterhin in der Regionalliga mitmachen, weil der KFC Uerdingen in die 3. Liga aufgestiegen ist. Welche Ziele haben Sie sich mit der Mannschaft für die nächste Woche startende Saison gesetzt?
Lambertz: Wir wollen eine bessere Rolle spielen als im letzten Jahr, aber was möglich ist, kann man gerade bei einer zweiten Mannschaft schwer planen. Wir hatten in der Vorbereitung bereits einige Verletzungen und mussten nun auch fürs Trainingslager wieder Spieler zu den Profis abgeben, weil oben ebenfalls einige Ausfälle zu beklagen sind. Da wird die Vorbereitung auf den Saisonstart schwierig, aber wir werden das beste aus der Situation machen und gegen Lippstadt hoffentlich einen guten Start hinlegen.
FUSSBALL.DE: Wie wird es denn darüber hinaus mit Ihnen weitergehen? Gibt es schon Überlegungen, das Fortuna-Urgestein Andreas Lambertz an anderer Stelle in den Verein einzubinden?
Lambertz: So weit sind wir noch nicht. Es ist auch noch nicht klar, ob ich nur ein Jahr hier in der U 23 spiele oder vielleicht länger. Nach meiner aktiven Karriere könnte ich mir sicher eine andere Funktion bei der Fortuna vorstellen, einige meine früheren Mitspieler wie Profi-Teammanager Sascha Rösler oder Jens Langeneke, der die U 17 trainiert, sind ja weiter im Verein tätig. Robert Palikuca und Christian Weber sind Scouts, andere sind im Marketing beschäftigt, da gibt es also einige Möglichkeiten.
FUSSBALL.DE: Eine späte Karriere im Modebusiness – Ihre Frau betreibt ja in Kaarst eine Boutique – ist also nicht angedacht?
Lambertz: Lieber nicht (lacht) ! Da kennt sich meine Frau wirklich viel besser aus, zumal es um Damenmode geht. Ich bin allerdings ab und zu im Laden, gerade jetzt, da Ferien sind und ich mit unseren Kindern mal schnell ins Geschäft fahren kann, um die Mama zu besuchen. Die gemeinsame Zeit genießen wir sehr, das hat mir in Dresden total gefehlt.
Autor/-in: Heiko Buschmann