Prominente Namen für einen neuen D-Ligisten. Im Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) wird in der kommenden Saison der Klub GSK Galatasaray Köln in der Kreisliga D an den Start gehen. Sportdirektor wird Wolfgang Jerat sein, der bereits den 1. FC Köln in der Bundesliga trainiert hat. 1993 war das, seitdem hat Jerat viel erlebt. Nach einigen weiteren Stationen in Deutschland war der 61-Jährige unter anderem noch für den FK Pristina im Kosovo sowie beim FK Most in Tschechien tätig. Und nun also Galatasaray Köln. Eine neue Herausforderung, ein neues Abenteuer.
Es mag zunächst nach einer kuriosen Idee klingen, die gerade in Köln umgesetzt wird. Besonders dann, wenn man sich den Facebook-Account des Klubs anschaut und dort auf das deutsche Model und ehemalige Castingshow-Teilnehmerin Gina-Lisa Lohfink trifft, die im Trikot von Galatasaray Köln posiert. Auch Lukas Podolski habe sich sehr interessiert gezeigt. Trainiert wird Galatasaray Köln von Adama Niang (41), einem früheren senegalesischen Junioren-Nationalspieler, der für Eintracht Braunschweig in der 2. Bundesliga spielte.
Eine andere Anekdote ist jene, wie Jerat überhaupt dazu gekommen ist, Sportdirektor des neuen Klubs zu werden. Vereinsgründer Göksel Bilgin erzählt immer wieder gerne die Geschichte, wie Wolfgang Jerat in seine Bar kam, um eine Shisha zu rauchen. Sie seien ins Gespräch gekommen, es sei eine Freundschaft entstanden. Und nun solle Jerat mit seiner Erfahrung dabei helfen, dem jüngsten Baby der Kölner Fußballfamilie bei seinen ersten Schritten zu helfen.
Start in der 11. Liga
"Unsere Kollegen in Istanbul wollen uns so gut es geht unterstützen"
Gina-Lisa Lohfink? Lukas Podolski? Shisha in einer Bar? Ein senegalesischer Junioren-Nationalspieler? Vielleicht doch alles nur eine Schapsidee? „Nein, nein“, beteuert Sportdirektor Jerat nachdrücklich: „Wir meinen es ernst. Wir wollen hier etwas aufbauen. Die Jugendarbeit ist uns besonders wichtig. Wir wollen in Bocklemünd spielen. In unserer direkten Nachbarschaft gibt es einige soziale Brennpunkte. Vielleicht gelingt es uns mit dem Fußball, die Kinder von der Straße zu holen und ihnen eine Perspektive zu bieten. Im Optimalfall wollen wir hier Jungs und Mädchen ausbilden, die später in der Bundesliga spielen. Wir wollen einen Star herausbringen. Das ist ein langer Weg, das ist uns klar. Mit dieser Idee treten wir jedoch an.“
Wie weit der Weg dorthin tatsächlich ist, zeigt die Tatsache, dass die erste Mannschaft ganz unten anfangen muss, in der elften Spielklasse. Bereits in wenigen Wochen soll das neue Team in einer Staffel der Kreisliga D mitspielen können. Zunächst natürlich ohne Wertung. Nur zum Spaß, nur zum Eingewöhnen. Die Jugendabteilung soll dann nach und nach ins Leben gerufen werden, wie Jerat betont: „Das geht leider nicht von heute auf morgen. Wir mussten und müssen viele bürokratische Hindernisse überwinden. Aber wir machen das gerne und mit Leidenschaft, weil es für eine gute Sache ist. Davon sind wir überzeugt.“
Das Fundament ist gelegt, nun soll die Kür folgen. Und das bedeutet im Optimalfall ein Aufstieg nach dem nächsten. Nach den Wünschen der Verantwortlichen soll sich Galatasaray Köln in zehn bis 15 Jahren auf Augenhöhe mit Viktoria und Fortuna Köln befinden. Ist Galatasaray also wirklich auf dem Weg in die Regionalliga oder gar die 3. Liga? „Der FC ist die ganz klare und unangefochtene Nummer eins in unserer Stadt“, sagt Jerat. „Seine Heimat mit dem Geißbockheim und dem Stadion ist im Westen. Viktoria ist im östlichen Teil fest verankert, Fortuna in der Südstadt. Wir wollen uns im Norden etablieren.“
Nicht das erste Projekt in Köln
Es ist nicht das erste Mal, dass ein türkischstämmiger Verein solche Ambitionen hegt. Vor einigen Jahren hatte es Yurdumspor Köln bis in die Spitzengruppe der damals viertklassigen Oberliga geschafft. Als dann aber einige Geldgeber absprangen, brach das ganze Projekt zusammen wie ein Kartenhaus. Der Verein ist inzwischen nur noch Geschichte. Dieses Schicksal wollen die Verantwortlichen von Galatasaray Köln vermeiden. Im ersten Schritt soll neben der Seniorenmannschaft eine deutsch-türkische Fußballakademie entstehen.
Erst im Januar war Jerat persönlich in Istanbul und hat dort mit Entscheidungsträgern des großen, des echten Galatasaray gesprochen. Es ging dabei um eine Kooperation, um die Namensrechte und um ein gemeinsames Kennenlernen. „Unsere Kollegen in Istanbul wollen uns so gut es geht unterstützen“, sagt Jerat. „Wir hatten dort wirklich gut Gespräche. Vielleicht bekommen wir es irgendwann hin, dass beide Seiten voneinander profitieren.“
Zunächst ist diese Kooperation allerdings vor allem für den neuen Kölner Verein extrem hilfreich. „In unserer schönen Stadt gibt es eine riesige türkische Fußballgemeinde. Die meisten sind Fans von Galatasaray“, sagt Jerat. „Sie identifizieren sich voll mit unserem Verein.“ Es ist wahrscheinlich so, dass alle den Traum haben, einmal das Galatasaray-Trikot in einem Pflichtspiel tragen zu können. Wenn das schon nicht mit dem von Galatasaray Istanbul klappt, dann wenigstens von Galatasaray Köln.
Autor/-in: Martin Schwartz