1:0 gegen Hannover II: Würzburg im Vorteil
Die Würzburger Kickers haben gute Chancen den Aufstieg in die 3. Liga perfekt zu machen. Der frühere Zweitligist behielt im Hinspiel gegen die U 23 von Hannover 96 mit 1:0 (1:0) die Oberhand.
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RWE-Coach Karsten Neitzel: "Zusammenstehen und gemeinsam an einer positiven Entwicklung arbeiten".[Foto: MSPW]
Er war als aktiver Spieler U 19-Europameister und Bundesligaprofi, als Trainer viele Jahre Assistent von Trainerlegende Volker Finke in Freiburg sowie selbst Chef beim VfL Bochum und bei Holstein Kiel: Jetzt soll Karsten Neitzel (50) den Traditionsverein Rot-Weiss Essen in der Regionalliga West auf Erfolgskurs bringen. Seit inzwischen schon zehn Jahren kommt der Deutsche Meister von 1955 und DFB-Pokalsieger von 1953 sowie ehemalige Bundesligist nicht mehr über viertklassigen Fußball hinaus. Das soll sich ändern. Im aktuellen Interview mit FUSSBALL.DE spricht Karsten Neitzel mit Mitarbeiter Ralf Debat über seine kurze Auszeit, ein knüppelhartes Auftaktprogramm, die Vorliebe für das Ruhrgebiet und sein zweijähriges Abenteuer in Japan.
FUSSBALL.DE: Ihr Engagement beim Südwest-Regionalligisten SV 07 Elversberg endete erst vor knapp einem Monat. Hat die Zeit gereicht, um den nötigen Abstand zu gewinnen und sich bereits auf eine neue Aufgabe einzulassen, Herr Neitzel?
Karsten Neitzel: Mir reichen vier Wochen auf jeden Fall aus, um mich zu erholen. Jetzt habe ich richtig Bock darauf, mit Rot-Weiss Essen möglichst erfolgreich zu sein. Wer den Fußball liebt, der muss einfach von den Rahmenbedingungen und von den Fans an der Hafenstraße begeistert sein. Hier kann man Fußball noch regelrecht atmen. Es gibt nicht viele Regionalligisten, bei denen ich eingestiegen wäre. Aber RWE ist RWE. Etwas Besonderes.
War es Ihr ausdrücklicher Wunsch, schon vorzeitig die Arbeit bei RWE aufzunehmen, um noch mehr Einfluss auf die Planungen für die neue Saison nehmen zu können? Oder hätten Sie lieber noch einige Zeit im Hintergrund gearbeitet?
"Dass unser Programm in den nächsten Wochen in der Tat schwierig ist, erhöht bei mir nur den Bockfaktor"
Neitzel: Es ist richtig, dass es eigentlich geplant war, erst zur neuen Saison voll einzusteigen. In unseren Gesprächen gab es aber auch immer die zweite Option eines vorzeitigen Amtsantritts, wenn es die Situation erfordern und es meine vertragliche Situation in Elversberg zulassen würde. Das war nun der Fall, weil sich mein bisheriger Verein auch sehr kooperativ verhalten hat. Nun habe ich die Möglichkeit, mir bei der täglichen Arbeit ein noch genaueres Bild von der Mannschaft und den einzelnen Spielern zu machen, kann mich bereits intensiv mit den Jungs austauschen. Von daher sehe ich bei der jetzigen Konstellation eigentlich nur Vorteile.
Nach Sven Demandt und Argirios Giannikis sind Sie bereits der dritte Cheftrainer in dieser Saison. Wie problematisch ist das?
Neitzel: Ich sehe das nicht als Problem an. Es ist vielmehr meine Aufgabe und das Ziel des gesamten Trainerteams, dass wir es schnell hinbekommen, gut mit der Mannschaft zusammenzuarbeiten und möglichst erfolgreich zu sein. Was vor meiner Zeit gelaufen ist, kann und will ich nicht beurteilen. Jeder Trainer hat sicher seine eigenen Vorstellungen. Ich glaube aber nicht, dass es zu Irritationen kommen wird.
Welchen Eindruck hat die Mannschaft in den ersten Trainingseinheiten auf Sie gemacht?
Neitzel: Zu Beginn stand das gegenseitige Beschnuppern und Kennenlernen im Vordergrund. Ich kann aber schon sagen, dass mir bei meinen Spielbeobachtungen in den vergangenen Wochen beispielsweise sehr positiv aufgefallen ist, wie sich alle Spieler nach Torerfolgen zusammen freuen. Das kenne ich - gerade in der jetzigen Saisonphase, wo bei vielen die eigene Zukunft noch ungeklärt ist - auch anders. Ich denke, ich kann auf ein in sich geschlossenes Team zurückgreifen, mit dem man etwas erreichen kann.
Ihr Auftaktprogramm ist mit fünf Spielen in 16 Tagen, darunter gegen vier Teams aus dem oberen Tabellendrittel, äußerst anspruchsvoll, könnte schwerer kaum sein. Ist das eher Risiko oder Chance?
Neitzel: Klare Antwort: Große Chance! Die Worte ‚Risiko‘ oder gar ‚Angst‘ können Sie schon mal getrost streichen. Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Und nicht, um es nicht zu verlieren. Selbstverständlich gehören Niederlagen zum Fußball dazu, deshalb sind sie gedanklich auch immer eine Option. Aber sofort danach muss es wieder darum gehen, im nächste Spiel erfolgreich zu sein. Dass unser Programm in den nächsten Wochen in der Tat schwierig ist, erhöht bei mir nur den Bockfaktor. Auch dass wir sechs unserer verbleibenden acht Spiele auswärts bestreiten, macht mir überhaupt nichts aus. Es gibt doch nichts Schöneres, als nach einem Auswärtsspiel im Bus zu sitzen und gemeinsam einen Sieg zu genießen. Am besten schon heute in Wuppertal.
Der aktuelle zwölfte Tabellenplatz korrespondiert nicht mit den Ansprüchen des Vereins. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation?
Neitzel: Dass der Saisonverlauf nicht den Vorstellungen des Vereins und seiner geilen Fans entspricht, versteht sich von selbst. Umso wichtiger ist es, zusammenzustehen und gemeinsam an einer positiven Entwicklung zu arbeiten. Dabei helfen uns mittel- und langfristige Zielsetzungen zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiter. Wir wollen die Saison in der Liga und im Verbandspokalfinale am 21. Mai bestmöglich abschließen.
Wo sehen Sie Ihre größten „Baustellen“, speziell mit Blick auf die Kaderplanung für die kommende Saison?
Neitzel: Seit wir über ein Engagement gesprochen haben, war ich schon bei fünf RWE-Partien live im Stadion dabei, allerdings weitgehend unerkannt. Dadurch habe ich von den Spielern, die regelmäßig zum Einsatz gekommen sind, schon ein recht klares Bild. Die anderen werde ich mir im Training noch genauer anschauen. Dabei kann sich jeder aufdrängen. Grundsätzlich haben wir vereinbart, dass wir in zwei oder drei Wochen soweit sein wollen, um die personellen Weichenstellungen für die nächste Saison vorzunehmen.
Sie sind gebürtiger Sachse, sind während Ihrer Laufbahn aber in Deutschland schon weit herumgekommen. Wo fühlen Sie sich zu Hause?
Neitzel: Dresden ist meine Heimatstadt, ich habe mich auch in Freiburg und Kiel sehr wohl gefühlt. Zu Hause bin ich jetzt aber in Bochum.
Beim VfL waren Sie 2011 bis 2013 Co- und Cheftrainer. Warum hat es Ihnen das Ruhrgebiet seitdem so angetan?
Neitzel: Als Standort für einen Fußballtrainer ist das Revier geradezu ideal. Hier kommt man schon in wenigen Minuten an drei oder vier Stadien vorbei. Das ist schon ein großer Unterschied zum Breisgau oder zu Schleswig-Holstein. Mit meiner direkten, unverblümten und emotionalen Art passe ich auch als Typ ganz gut zu den Menschen im ‚Pott‘.
Sie wirken im Gespräch meistens eher ruhig. Täuscht der Eindruck, dass Sie auch mal zum „Vulkan“ werden können?
Neitzel: Mag sein. Ich taktiere nicht, bin kein Schauspieler. Mir ist es immer wichtig, authentisch zu sein. Als Mensch und als Trainer. Was mich umtreibt, lasse ich raus.
Sie hatten als Profi und zu Beginn Ihrer Trainerkarriere viele Jahre mit Volker Finke zusammengearbeitet. Wie sehr hat Sie das geprägt?
Neitzel: Wir haben insgesamt fast 16 Jahre zusammengearbeitet. Das war schon eine sehr prägende Zeit. Speziell, als ich von 1999 bis 2007 gleichzeitig Volkers Assistent bei den Profis und Trainer der U 23 war. Da waren wir über mehrere Jahre mit nur drei Leuten für zwei Teams verantwortlich. Da musste ich mich beispielsweise auch um Trainingslager, den Mannschaftsbus oder Wohnungen für die Spieler kümmern. Das war schon mehr als ein Full-Time-Job, hat aber immer großen Spaß gemacht. Grundsätzlich muss jeder Trainer seinen eigenen Weg finden. Es ist die große Kunst, für seine Karriere die Dinge mitzunehmen, die gut sind, aber auch die weniger guten wegzulassen.
Unter anderem waren Sie auch rund zwei Jahre gemeinsam bei den Urawa Red Diamonds in Japan tätig. Was haben Sie aus dem Land der aufgehenden Sonne mitgenommen?
Neitzel: Es war ein kleines Abenteuer und eine wunderbare Erfahrung, in diesem phantastischen Land zu arbeiten. Wie dort die Menschen miteinander umgehen, war für mich extremes Neuland. Dazu war das Engagement - das will ich nicht verhehlen - finanziell sehr lukrativ. Während ich in Deutschland für viel Arbeit vergleichsweise weniger verdient habe, war es in Japan umgekehrt.
Würden Sie sich wünschen, auch mal bei einem Verein eine solche Ära zu prägen wie Finke über mehr als ein Jahrzehnt in Freiburg?
Neitzel: Ich glaube, das ist im heutigen Profifußball kaum mehr möglich. Die Vereine, die es praktizieren, sind damit aber nach wie vor erfolgreich. Genau wie damals mit Volker Finke ist der SC Freiburg auch mit Christian Streich ab- und dann wieder aufgestiegen. Wo gibt es so etwas sonst noch?
Bei Holstein Kiel waren Sie immerhin mehr als drei Jahre Cheftrainer, formten in der 3. Liga aus einem Aufsteiger eine Spitzenmannschaft, die 2015 nur hauchdünn den Sprung in die 2. Bundesliga verpasste. Das schaffte dann neun Monate nach Ihrer Beurlaubung Ihr Nachfolger Markus Anfang. Sehen Sie die positive Entwicklung in Kiel noch als Bestätigung Ihrer Arbeit? Oder schmerzt es eher?
Neitzel: Ich bin überhaupt nicht neidisch, wenn Sie das meinen. Ich hatte beruflich in Kiel über drei Jahre eine sehr gute Zeit. Dass es dann irgendwann zu Ende geht, ist normal. Dass die Mannschaft auch nach meinem Weggang so erfolgreich war und ist, freut mich.
Viele Spieler waren schon unter Ihrer Regie dort aktiv. Trauen Sie dem Team sogar den Sprung in die Bundesliga zu?
Neitzel: Absolut. Ich denke mal, die Relegation wird Holstein bestimmt erreichen. Und dann ist alles möglich. Das haben wir ja auch damals zwischen der 3. und 2. Liga gegen den TSV 1860 München erlebt, als uns am Ende nur eine Minute zum Aufstieg gefehlt hatte.
Warum hat es zuletzt in Elversberg nicht wie gewünscht funktioniert? Hat der zuvor zweimal erst in der Aufstiegsrunde verpasste Sprung in die 3. Liga eine Rolle gespielt?
Neitzel: Es wurde zwar zu Beginn der Saison anders kommuniziert. Dennoch war von Beginn an alles andere als Platz eins oder zwei eine herbe Enttäuschung. Das hatte sich einfach in den Köpfen festgesetzt. 41 Punkte aus 26 Spielen sind ja eigentlich kein Grund, durch ein Tal der Tränen zu gehen. In Elversberg wurde es jedoch als Misserfolg bewertet.
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