Die Familie Tiffert kann gut und gerne als verrückt bezeichnet werden – und das im besten Sinne. Ob Großvater Wolfgang, seine Söhne Hans-Jürgen und Steffen oder die fünf Enkel, unter ihnen Ex-Bundesligaprofi Christian Tiffert - in dieser Familie liegt der Fußball in den Genen.
FUSSBALL.DE hat mit dem 77 Jahre alten Wolfgang Tiffert, der bis vor zwei Jahren Präsident des Stadtfachverbandes Fußball in Halle an der Saale war, über sein bewegtes Leben rund um den Fußball und seine Familie gesprochen.
FUSSBALL.DE: Herr Tiffert, Ihre aktive Karriere als Funktionär im Fußball ist seit etwa zwei Jahren vorüber. Auch ihre Zeit als Spieler war facettenreich. Wie hat für Sie alles angefangen?
Wolfgang Tiffert: Im Jahr 1947 habe ich zum ersten Mal die Fußballschuhe geschnürt. Meine Karriere hat bei der SG Gesundbrunnen Halle begonnen, wo schon damals im Jugendbereich nur auf dem Großfeld gespielt wurde. Meine zweite Station war die BSG Einheit Süd, mit 16 Jahren bin ich dann zur SG Motor Halle in die Sonderklasse Junioren gewechselt. Wiederum zwei Jahre später zog es mich zurück zu Einheit Süd.
"Es fand sich kein Präsident, also bin ich da reingeraten"
Schon in der Jugend hatten Sie also viele Stationen. Wie sah es im Seniorenbereich aus?
Tiffert: Im Alter von 22 Jahren bin ich zur SC Chemie Halle, dem heutigen Halleschen FC, gewechselt und habe dort zumeist in der Bezirksliga, aber auch in der Oberliga-Reservemannschaft gespielt. Ich gehörte damals zu den besten Spielern im Bezirk Halle und war Auswahlspieler. Das war eine schöne Zeit. 1964 bin ich erneut zur SG Einheit Süd gewechselt, wo ich jahrelang als Kapitän auf dem Platz stand und danach erste Erfahrungen als Spielertrainer gesammelt habe.
Erste Erfahrungen – das bedeutet, Ihre aktive Karriere mündete dann in ein Traineramt?
Tiffert: Das stimmt. Mein letztes Spiel für die Alte-Herren-Mannschaft der SG Einheit habe ich im Alter von 53 Jahren gemacht. Bereits 1987 habe ich aber in Halle den Lehrgang zum Fußballtrainer absolviert und zunächst als Übungsleiter bei Einheit fungiert, ehe ich kurz darauf als hauptberuflicher Trainer im Halleschen Bezirkstrainingszentrum gearbeitet habe. Dort sind auch einige spätere Bundesligaspieler durch meine Hände gegangen, beispielsweise DDR-Nationalspieler Jörg Stübner oder Darius Wosz. Nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung wurde das frühere Nachwuchsleistungszentrum aufgelöst. Ich habe dann in Halle in der Kinder- und Jugendsportschule als Fußball-Lehrer weitere Talente wie den späteren Stuttgarter Bundesligaprofi Silvio Meißner trainiert und gefördert.
Ein sehr bewegtes Fußball-Leben also. Das hat sich auch auf Ihre Söhne und Enkel übertragen?
Tiffert: Meine beiden Söhne Hans-Jürgen und Steffen sind genau so verrückt nach Fußball wie ich. Steffen hat im Jahr 2004 mein Traineramt beim Landesklasse-Team der ESG Einheit Süd übernommen und dort zehn Jahre lang gute Erfolge gefeiert. Letztendlich musste er sein Amt dort aus beruflichen Gründen aufgeben. Seine beiden Söhne Matthias und Jan sind auch begeisterte Fußballspieler. Mein Sohn Hans-Jürgen fungierte beim Halleschen FC zunächst als Übungsleiter im Nachwuchsbereich, ehe er als DFB-Stützpunkttrainer im Zentrum in Halle gearbeitet hat.
Hans-Jürgens Sohn, Ihr Enkel Christian, hat es in der fußballverrückten Familie Tiffert am weitesten gebracht.
Tiffert: Christian hatte von allen das größte Talent und hat sich durchgesetzt. Er hat in der Bundesliga für den VfB Stuttgart, Kaiserslautern und den MSV Duisburg gespielt, hatte Auslandsstationen bei Red Bull Salzburg in Österreich und den Seattle Sounders in den USA und spielt momentan in der 3. Liga bei Erzgebirge Aue. Dort besuchen wir ihn mit der Familie so oft wie möglich, um die Spiele im Stadion zu verfolgen. Auch Hans-Jürgens beiden anderen Söhne Markus und Thomas hatten zweifelsohne Talent, haben es am Ende jedoch nicht so weit geschafft wie Christian.
Sie waren neben Ihren Tätigkeiten als Trainer nebenbei noch ein Vierteljahrhundert lang Präsident des Halleschen Stadtfachverbandes Fußball. Was haben Sie in dieser Zeit erlebt?
Tiffert: Im Jahr 1989 fand sich zunächst kein Kandidat für die vakante Stelle des Präsidenten, also bin ich da reingeraten. Ich hatte die Verantwortung über die Funktionäre und war der Kopf aller Fußballvereine im Stadtbezirk Halle. Ich denke, dass in meiner Zeit ein ordentlicher Spielbetrieb gewährleistet war. Nach 25 Jahren an der Spitze des Stadtfachverbandes habe ich dann vor zwei Jahren guten Gewissens mein Amt niedergelegt.
Wie würden Sie Ihre aktive Zeit im Fußball – ob als Spieler, Trainer oder Verbandspräsident – resümieren?
Tiffert: Es war eine sehr schöne Zeit, in der ich viel erlebt habe. In Halle und Umgebung bin ich natürlich jetzt bekannt wie ein bunter Hund. Ich bekomme noch oft nette Sprüche zu hören und bin stolz auf die Anerkennung, die mir durch meine Arbeit zuteil kommt. So bin ich beispielsweise seit 2014 Ehrenmitglied des Fußball-Verbandes Sachsen-Anhalt.