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Mr. 100 Prozent: Didi Schacht garantiert auch in der Bezirksliga vollen Einsatz. [Foto: Imago]
Einst waren die Bundesliga-Trainer Christoph Daum, Horst Heese und Rolf Schafstall für die Sportfreunde Hamborn 07 am Ball. Jetzt wird die Geschichte umgedreht. Denn Dietmar „Didi“ Schacht war unter anderem für Schalke 04, den MSV Duisburg, Arminia Bielefeld und Alemannia Aachen im Profi-Fußball aktiv – und nun übernimmt der 52-Jährige zum 1. Juli das Traineramt bei den „Löwen“.
Ein Transfercoup für die Sportfreunde. Denn vom Profi-Fußball sind sie mittlerweile weit entfernt. Bis in die Bezirksliga ist der Traditionsverein abgerutscht. Warum also wechselt Schacht, der bis zum Saisonende noch für den SV Bergisch Gladbach 09 in der Mittelrheinliga tätig sein wird, in die 7. Liga und unterschreibt gleich einen Dreijahresvertrag? Wie stemmt der über viele Jahre klamme Klub die prominente Verpflichtung? Und welche Perspektiven eröffnen sich für Trainer und Klub?
Alles begann mit einem eher zufälligen Treffen im Spätherbst 2014. Helmut Wille, 2. Vorsitzender von Hamborn 07, sprach Dietmar Schacht einfach auf der Straße an. Die beiden wohnen im Duisburger Norden „fast Tür an Tür“. Über dieses Gespräch kam es zum Gedankenaustausch und letztlich zur Überzeugungsarbeit. Schließlich konnten Wille und seine Mitstreiter um den langjährigen Vereins-Chef Ernst Schneider den Ex-Profi für sich gewinnen und ihn zum Wechsel in die Niederungen des Amateurfußballs bewegen.
„Demnächst werde ich die Spieler zu persönlichen Gesprächen nach Hause einladen, um sie besser kennenzulernen“
Auf den ersten Blick kurios: Seinen Abschied beim SV Bergisch Gladbach 09, mit dem Schacht vor einigen Jahren in die Regionalliga West aufgestiegen war, hatte der Fußball-Lehrer unter anderem mit seinen sportlichen Ambitionen begründet. „Ich will nicht auf die Dauer um die Plätze sechs bis zehn mitspielen“, sagte er zu seiner Vertragsauflösung zum Saisonende.
In Hamborn sind die Ziele höher gesteckt – allerdings zwei Klassen tiefer. „Ich will um den Aufstieg mitspielen - egal in welcher Spielklasse. Deshalb verstehe ich den Weg zu einem Bezirksligisten nicht als Abstieg“, argumentiert Schacht.
Erst recht nicht, wenn der neue Klub eine große Tradition besitzt und für ihn praktisch vor der eigenen Haustür liegt. „Nach einer langen Odyssee - insgesamt habe ich 14 Jahre bei anderen Vereinen gearbeitet - bin ich ab Sommer wieder in der Stadt tätig, in die ich gehöre“, sagt Schacht, der unter anderem den Frauen-Bundesligisten SC Bad Neuenahr, in Düsseldorf den SC Unterbach, in Liechtenstein den FC Vaduz und in Siegen den 1. FC Kaan-Marienborn trainiert hatte.
Seit 2011 pendelt er fast täglich nach Bergisch Gladbach, 75 Kilometer pro Strecke. „Das ist auch kein Vergnügen“, so Schacht, der deshalb auch ein Angebot aus der Regionalliga Nord ausschlug. „Dafür hätte ich wieder meinen Lebensmittelpunkt ändern müssen. Bis zum Beginn des Trainings wäre mir daher wohl nichts anders übrig geblieben, als den ganzen Tag mit meinem Hund spazieren zu gehen.“
Ganz anders sieht das demnächst in Hamborn aus. „Ich wohne nur fünf Minuten von der Sportanlage entfernt, bin deshalb schon jetzt ganz nah dran“, erzählt der Ex-Profi, der seine künftige Mannschaft – aktuell auf Platz vier in der Bezirksliga – auch schon selbst unter die Lupe genommen hat. „Demnächst werde ich die Spieler zu persönlichen Gesprächen nach Hause einladen, um sie besser kennenzulernen“, kündigt er an.
Wer nämlich glaubt, der ehrgeizige Schacht werde den Kader der Hamborner gründlich umkrempeln und zahlreiche Neuzugänge zum Holtkamp locken, der dürfte - zumindest für die erste Spielzeit - falsch liegen. „In unserer Mannschaft steckt einiges Potenzial. Mehr als zwei oder drei Neuverpflichtungen sind nicht geplant“, betont der Vorsitzender Ernst Schneider.
Er bescheinigt dem aktuellen Trainer und Sportlichen Leiter Ali Güzel, der seine Ämter aus beruflichen Gründen nicht über das Saisonende hinaus fortführen kann, gute Arbeit und hofft, ihn künftig in die Vorstandsarbeit einbinden zu können.
Auf finanzielle Abenteuer, wie nicht selten in der wechselhaften Historie des Klubs, will sich der selbständige Kaufmann Ernst Schneider, dessen Bruder Uwe einst gemeinsam mit Dietmar Schacht für den MSV am Ball war, auf keinen Fall einlassen. Deshalb war der Vertrag mit dem neuen Trainer auch erst perfekt, als sich ein Sponsor bereiterklärte, einen Großteil des Gehaltes zu übernehmen. „Die Kosten bewegen sich für den Verein deshalb in einem akzeptablen Rahmen. Wir halten an unserem Sparkurs fest“, erklärt der Vereins-Chef.
„Ober-Löwe“ Schneider hat fast sein gesamtes Leben bei Hamborn 07 verbracht: Erst als Nachwuchskicker, später als Senioren-Fußballer bis zur Oberliga, als Jugendtrainer und Nachwuchsleiter, ehe er an die Spitze des Vorstandes rückte. Bezeichnend für das große Engagement der Familie im Holtkamp: Sein Schwager Rudi Meyer trat Schneiders Nachfolge als Nachwuchsleiter an.
Während die Erste Mannschaft der Hamborner durch ihren Doppelabstieg aus der Oberliga bis in die Bezirksliga innerhalb von nur zwei Jahren ihren Status als Nummer zwei in Duisburg hinter dem MSV eingebüßt hat, ist die Nachwuchsabteilung nach wie vor ein Aushängeschild des Traditionsklubs. Rund 300 Jugendliche tragen das 07-Trikot, die A-, B- und C-Junioren mischen in der Niederrheinliga und damit fast auf höchster Ebene mit.
Nicht zuletzt mit diesem Pfund wollen die „Löwen“ in den nächsten Jahren wuchern, um auch im Männerbereich wieder Boden gut zu machen. „Das Jugendkonzept des Vereins hat mich überzeugt“, sagt der künftige Trainer, der als ehrgeiziges Ziel ausgegeben hat: „Ich will Hamborn 07 wieder dahin führen, wo der Verein hingehört - in die Oberliga.“
Nach wie vor verlassen können sich die Sportfreunde auf ihre treuen Anhänger. 200 bis 300 Zuschauer kommen zu den Heimspielen, da können selbst einige höherklassige Konkurrenten nicht mithalten. „Innerhalb des Fußballverbandes Niederrhein belegen wir damit - von der Oberliga abwärts - immerhin den 15. Platz. Das kann sich für einen Bezirksligisten schon sehen lassen“, sagt Ernst Schneider nicht ohne Stolz.
Er hofft, dass die Verpflichtung des neuen Trainers noch für zusätzliches Interesse sorgen wird. Von den glorreichen alten Zeiten - unter anderem mit dem ersten Live-Spiel im deutschen Fernsehen überhaupt, dem 4:3 im DFB-Pokal beim FC St. Pauli im Dezember 1952, oder den fünfstelligen Kulissen bei Oberliga-Derbys gegen den MSV - können die Fans und Verantwortlichen im Holtkamp aber wohl auch unter der Regie von „Didi“ Schacht nur träumen.
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