Landesligist Kaltenkirchener TS: "Nichts zu verlieren" am Finaltag
Die Kaltenkirchener TS fiebert auf den Finaltag der Amateure hin. Dort spielt der Landesligist gegen den VfB Lübeck um den Verbandspokal von Schleswig-Holstein.
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Adriano Schmidt: "Es spricht für mich zu viel für einen Verbleib in Vietnam und ich denke nicht ernsthaft darüber nach zurückzukehren".[Foto: Vietnam Football Federation]
Adriano Schmidt (27) spielte 2018 noch für den TSV Schwabmünchen in der Bayernliga Süd. Heute kickt der Innenverteidiger in Vietnam für den Erstligisten TopenLand Binh Dinh FC. Und nicht nur das: Der Deutsch-Vietnamese wurde jetzt sogar in die Nationalmannschaft Vietnams berufen. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Schmidt über Erstligafußball in Vietnam und Zukunftspläne.
FUSSBALL.DE: Seit 2018 kicken Sie in Vietnams 1. Liga. Wie kam es damals zum Wechsel aus der 5. Liga in Bayern nach Asien, Herr Schmidt?
Adriano Schmidt: Da muss ich direkt ein wenig ausholen. Vor einigen Jahren haben die Scouts in Vietnam den Fokus daraufgelegt, Spieler nach Vietnam zu holen, die entweder Voll-Vietnamesen oder Halb-Vietnamesen sind. Ich erhielt dann im ersten Schritt eine etwas unseriös klingende Anfrage auf Facebook. Der Scout wollte meinen Lebenslauf und Bilder von meinem Körper sehen. Hintergrund ist, dass die Vietnamesen sehr auf die Körpergröße und den Körperbau achten, um den heimischen Fußball physisch zu verbessern. Ich schickte ihm alles und schien die Kriterien gut zu erfüllen, da ich im Anschluss zu einem Probetraining eingeladen wurde. Dort konnte ich überzeugen. Mir kam sicher zugute, dass viele andere Spieler eher klein und schmächtig waren - die körperlichen Vorteile konnte ich gut ausnutzen.
Geben Sie uns gerne einmal einen Einblick in Ihre Karriere dort als Erstligaspieler - können Sie davon leben?
Schmidt: Absolut - und das sogar sehr gut. Die Lebenshaltungskosten in Vietnam sind sehr niedrig und ich habe ein ordentliches Gehalt als Erstligafußballer. Bei meinem alten Verein Hai Phong FC lag mein monatlicher Verdienst bereits im guten vierstelligen Bereich. Seit November spiele ich nun für TopenLand Binh Dinh FC - dort verdiene ich mittlerweile Geld im fünfstelligen Bereich. Das ist generell bereits sehr gut, in Vietnam ermöglicht mir mein Gehalt einen sehr hohen Lebensstandard. Dazu muss ich aber sagen, dass es nicht die Regel ist, fünfstellig zu verdienen. Mein Klub ist so etwas wie das Paris Saint-Germain Vietnams. Es wird viel Geld in den Verein gepumpt, wovon natürlich auch die Spieler profitieren.
Das klingt so, als würde der Fußball mittlerweile in Vietnam einen hohen Stellenwert genießen?
Schmidt: Das ist auch so und hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Spätestens seit 2018, als die vietnamesische U 23-Nationalmannschaft den AFF Suzuki Cup (Südostasienmeisterschaft, Anm. d. Red.) gewonnen hat, ist der Fußball in Vietnam sehr beliebt. Die Cafés sind vor allem bei Länderspielen voll. Aber auch die Ligapartien werden von immer mehr Menschen verfolgt. Der Nationalstolz ist riesig und bei den Spielen der Nationalmannschaft wird immer mitgefiebert.
Was für ein Fußball wird in Vietnam gespielt?
Schmidt: Früher war das Spiel viel auf lange Bälle ausgelegt und der Fußball war extrem körperbetont. Wichtig war es, schnelle Spieler zu haben, die man ständig mit langen Bällen "füttern" konnte. Mittlerweile ist das anders. In den vergangenen Jahren ist der Fußball europäischer und damit attraktiver geworden. Es wird mehr Wert auf ein gutes Aufbauspiel und ein schnelles Kurzpassspiel gelegt. Auch daran merkt man, dass die Vereine mehr und mehr Spieler aus dem Ausland verpflichten und es längst nicht mehr so ist, dass nur noch Vietnamesen auf dem Platz stehen.
Wie sieht der Saisonkalender aus?
Schmidt: Die Saison startet im Februar oder im März und endet im Oktober. Zwischendrin gibt es aber einige Unterbrechungen. Neben einer kurzen Sommerpause, die nur zwei bis drei Wochen dauert, wird die Spielzeit regelmäßig für Länderspiele der A-Nationalmannschaft und der U 23 unterbrochen. So auch aktuell, weshalb ich in den zurückliegenden Wochen in meiner Heimat Augsburg bei meiner Familie war. Ich bin erst vor ein paar Tagen wieder zurückgeflogen.
Kürzlich wurden Sie erstmals in die vietnamesische Nationalmannschaft berufen. Was bedeutet das für Sie?
Schmidt: Die Nationalmannschaft war für mich schon immer ein Thema. Da ich beim FC Ingolstadt 04 und beim FC Augsburg eine professionelle Fußballausbildung genossen habe, war ich immer davon überzeugt, dass es irgendwann klappen kann. Es gab immer wieder Gerüchte, dass ich nominiert werde. Lange Zeit wurde daraus aber nichts und ich war sehr enttäuscht. Genau das hat mich danach aber lockerer gemacht und ich habe mich nicht mehr allzu viel mit dem Nationalteam beschäftigt. Als dann zuletzt die Einladung kam, war ich deshalb sogar überrascht. Ich habe mich sehr gefreut und bin stolz, für das Heimatland meines Vaters aufzulaufen.
Vietnam ist für viele Deutsche ein beliebtes Reiseziel. Bleibt Ihnen viel Zeit zum Reisen?
Schmidt: Tatsächlich nicht, weil wir täglich Training haben. Aber kleinere Ausflüge, die nur ein bis zwei Tage in Anspruch nehmen, mache ich schon hin und wieder. Es ist auf jeden Fall mein Ziel, auch außerhalb von Vietnam noch deutlich mehr von Asien zu sehen. Bisher war ich in Thailand und Japan und ich freue mich darauf, viele weitere Länder zu bereisen.
Das klingt nicht nach einer baldigen Rückkehr nach Deutschland, um vielleicht auch hier Profi zu werden. Was sind Ihre Pläne?
Schmidt: Ich hatte bereits mehrere Angebote aus der 3. Liga. Sicherlich wäre es auch reizvoll, in Deutschland Fußballprofi zu sein. Aber ich bin ehrlich: Es spricht für mich zu viel für einen Verbleib in Vietnam und ich denke nicht ernsthaft darüber nach, nach Deutschland zurückzukehren. Ich verdiene in Vietnam mehr Geld und kann durch die niedrigen Lebenshaltungskosten auch mehr damit anfangen. Außerdem bin ich medial als Erstligafußballer in Vietnam mehr im Fokus als in der 3. Liga in Deutschland. Hinzu kommt, dass ich mir neben dem Fußball in Vietnam weitere berufliche Standbeine aufbaue. Gemeinsam mit zwei Kollegen habe ich bereits eine Bar in Hai Phong eröffnet, außerdem stehen wir kurz vor dem Einstieg ins Modegeschäft mit einer eigenen Marke. Außerdem investiere ich in Land. Ich habe mir schon zu viel in Vietnam aufgebaut, so dass es sich für mich nicht lohnen würde, wieder in Deutschland zu leben und Fußball zu spielen.
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