Landesligist Kaltenkirchener TS: "Nichts zu verlieren" am Finaltag
Die Kaltenkirchener TS fiebert auf den Finaltag der Amateure hin. Dort spielt der Landesligist gegen den VfB Lübeck um den Verbandspokal von Schleswig-Holstein.
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Mit 45 Jahren noch immer in der 5. Liga im Tor: Klaus Schnieber. [Foto: Wolfram Kämpf]
Nach baldigem Abschied klingen seine Worte nicht. „Ich bin topfit und irgendwie macht die Quälerei im Training immer noch Spaß“, sagt Klaus Schnieber. Schnieber ist 45 Jahre alt. Und Schnieber ist Torwart. Immer noch. Nicht irgendwo in den Tiefen der Kreisliga, sondern in der Mittelrheinliga, der fünfthöchsten Spielklasse Deutschlands.
Wer den Keeper bei den Übungseinheiten des VfL Alfter sieht, wird seine Aussage nicht anzweifeln. „Er trainiert immer noch wie ein Besessener“, sagt der Vorsitzende des VfL, Uwe Emons, über den Routinier. Bis zum Ende der vergangenen Serie war Schnieber sogar noch die unumstrittene Nummer eins des klassenhöchsten Klubs aus der gut 20.000 Einwohner zählenden Gemeinde im Westen Bonns. In der Meisterschaft stand er 2610 Minuten auf dem Platz und hatte mit seinen Paraden maßgeblichen Anteil am Erfolg des Klubs, der einige Zähler von den Abstiegsrängen entfernt auf Platz sechs landete. Auch im Bitburger-Verbandspokal sorgten Schnieber und sein VfL für Furore. Der Siegeszug endete erst im Halbfinale, als Alfter am späteren Cupsieger, dem stark besetzten Regionalligisten Viktoria Köln, scheiterte. Das 2:5 im heimischen Waldstadion vor 1000 Zuschauern war trotz Niederlage ein Highlight. Für die Fans in Alfter, die Verantwortlichen des VfL und natürlich auch für Schnieber.
Von solchen Höhepunkten gab es einige in der langen Karriere des Torwarts. Und der Alfterer kramt ganz gerne die eine oder andere Anekdote aus seinem Erfahrungsschatz. Zum Beispiel jene vom letzten Spieltag der Saison 1994/1995. Schnieber stand beim VfL Rheinbach unter Vertrag, seinem Jugendverein, dem Tabellenzweiten kurz vor Ende jener Serie. Sie mussten beim SV Baesweiler antreten, dem Spitzenreiter. Schnieber und Rheinbach brauchten einen Sieg mit zwei Toren Unterschied, um den Ersten zu stürzen und den Aufstieg in die Oberliga zu schaffen. Es sollte die Krönung einer großartigen Saison werden, für Schnieber und für Rheinbach.
"Solche Typen gibt es heute eigentlich gar nicht mehr"
„Ich kann mich noch an jedes Detail erinnern“, sagt der Torhüter. „Wir führen 3:1, aber der Schiedsrichter pfeift einfach nicht ab.“ Es gibt vier, fünf, sogar sechs Minuten Nachspielzeit, und dann einen Elfmeter für Baesweiler. Wenn der Gegner den verwandelt, steigt er auf. Für Rheinbach wäre es vorbei, aus der Traum, Trauer und Enttäuschung. Also muss Schnieber halten. Der Schütze wählt die rechte Ecke, Schnieber springt richtig. Er muss sich strecken, seine Hände berühren den Ball. Und dann hält er ihn fest, den Ball, den Sieg, den Aufstieg.
Was danach passierte, weiß er nicht mehr. Er hat hinterher auf einem Video gesehen, dass sich seine Mitspieler auf ihn gestürzt haben. Alle lagen auf ihm, dem Helden des Spiels. An die Feier danach kann er sich wieder erinnern. Und genau diese Momente waren und sind es, die ihn auch heute noch motivieren, dreimal wöchentlich auf den Trainingsplatz zu kommen und sich zu quälen. „Außerdem ist der Sport der perfekte Ausgleich für meine Arbeit, bei der ich viel Auto fahren muss. Da tut die körperliche Anstrengung gut“, sagt Schnieber, der in der Verwaltung der Bundeskunsthalle tätig ist. Dass sein Körper die Belastung immer noch so gut wegsteckt, wundert den 45-Jährigen inzwischen selbst ein wenig. Natürlich sei die Regenerationszeit heute länger als in jungen Jahren, aber sonst hat er in Sachen Fitness noch keine allzu großen Veränderungen wahrgenommen.
Doch irgendwie scheint Schnieber den Signalen des eigenen Körpers nicht mehr ganz zu trauen. Noch während der abgelaufenen Serie beschloss er jedenfalls, sich selbst ein wenig zurückzunehmen. Er überzeugte den Klubchef Emons davon, mit Tim Rudersdorff einen neuen, 24 Jahre jüngeren Keeper zu verpflichten. Er selbst wollte als Ersatzmann in seine neunte Saison beim VfL gehen. „Das war definitiv seine Entscheidung. Von mir aus hätte er gerne Nummer eins bleiben können“, sagt Emons.
Schnieber, der nun zusätzlich als Torwarttrainer arbeitet, bringt sein Entschluss in eine ungewohnte Situation. Wenn sonntags vor dem Ligaspiel das Warmmachen endet, geht es für ihn nicht ins Tor, sondern auf die Bank. „Ans Zuschauen muss ich mich noch gewöhnen“, sagt der Schlussmann, der 16 Jahre für den VfL Rheinbach spielte. Unterbrochen wurde das Engagement nur von einem einjährigen Gastspiel beim damaligen Regionalligisten Bonner SC. Trotz einiger Angebote, nicht länger höherklassig gespielt zu haben, wurmt ihn nicht. Denn Schnieber liebt den Amateurfußball, den besonderen Zusammenhalt und den lockeren Umgang. Vor mehr als acht Jahren hat Schnieber genau das in Alfter gefunden und er ist geblieben. Wenn es nach Emons geht, soll sich das nicht so schnell ändern. „Solche Typen gibt es heute eigentlich gar nicht mehr“, sagt der Klubchef. „Er ist ein Vorbild für alle und tut dem VfL Alfter gut.“
Der Vorsitzende dürfte froh darüber sein, dass Schnieber das Ende seiner aktiven Zeit noch nicht gekommen sieht. Ganz im Gegenteil. „Im Fußball kann so viel passieren“, sagt der Torhüter, „Verletzungen, Sperren. Wer weiß, vielleicht stehe ich schon bald wieder im Tor. Das kann schnell gehen.“ Schnieber muss es wissen. Denn an Erfahrung mangelt es ihm nicht.
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