Wie kann der Amateurfußball einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten? Zahlreiche Vereine engagieren sich bereits mit kreativen Ideen. Auf FUSSBALL.DE möchten wir diese Best-Practice-Beispiele regelmäßig vorstellen, um Aktivitäten anzuregen, aber auch Ängste vor Überforderung abzubauen.
Heute im Blickpunkt: A-Kreisligist SV Zellhausen aus dem Landkreis Offenbach, der unter anderem beim Bau seines neuen Kunstrasenplatzes eine nachhaltige Kork-Sand-Füllung statt Plastik-Granulat verwendet hat.
Für den SV Zellhausen, dessen erste Mannschaft in der Kreisliga A Offenbach (Gruppe II) die Tabelle anführt, besitzt Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert. Ob es die Nutzung einer Solaranlage auf dem Dach des Vereinsheims zur Einspeisung von Sonnenenergie oder die Umstellung der Flutlicht-Anlage von Halogen auf LED ist: Der Klub aus dem südhessischen Offenbach hat schon einiges getan, um der Umwelt etwas Gutes zu tun.
Im vergangenen Jahr erfüllte sich Zellhausen einen großen Traum und ersetzte den in die Jahre gekommenen Hartplatz durch eine Kunstrasenanlage. Auch dabei bewies der Verein seine Leidenschaft für den Klimaschutz. Der SV Zellhausen verwendete beim Bau des Kunstrasenplatzes eine nachhaltige Kork-Sand-Füllung statt Plastik-Granulat. FUSSBALL.DE hat mit dem Vereinsvorsitzenden Jens Leonhardt über Herausforderungen und Kosten bei dieser Umweltmaßnahme gesprochen.
"Hätten wir Mikroplastik, wäre alles in den Wald geflossen"
Das Ziel: Es ist absolut nachvollziehbar, einen Hartplatz durch einen Kunstrasen ersetzen zu wollen. Schließlich lässt sich auf dem Kunstrasen wetterunabhängig besser Fußball spielen. Auch Ihr wollt einen neuen Kunstrasenplatz bauen? Dann nehmt Euch ein Beispiel am SV Zellhausen und nutzt eine Kork-Sand-Füllung statt Plastik-Granulat. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Kork und Sand sind deutlich umweltfreundlicher als Plastik-Granulat. Je mehr wir alle auf Plastik verzichten, desto besser.
{{photo.caption}}
{{photo.copyright}}
Das ist zu beachten: Beachten solltet Ihr beim Bau eines Kunstrasenplatzes, dass der Untergrund eben und frei von sonstigen Störfaktoren ist. Gerade bei extremem Regen kann es passieren, dass die Füllung aus Kork und Sand vom Platz gespült wird. Das tritt allerdings bei Mikro-Granulat-Verfüllungen ebenso auf. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied: Das Kork-Sand-Gemisch ist nicht umweltschädlich und kann notfalls auch auf dem Erdboden liegen bleiben, sofern sich Eure Platzanlage - wie die des SV Zellhausen - an einem Waldrand befindet. "Bei uns gab es einmal über mehrere Tage Starkregen", erinnert sich der Vereinsvorsitzende Jens Leonhardt: "Hätten wir Mikroplastik, wäre alles in den Wald geflossen. So konnte das verbliebene Kork einfach wieder mit einem großen Besen auf dem Platz verteilt werden."
Kosten- und Zeitaufwand: Euch sollte bewusst sein, dass die Umsetzung eines solchen Umweltprojektes viel Zeit und Geld kostet. Beim SV Zellhausen hat der Bau des Kunstrasenplatzes (inklusive der Planung) insgesamt rund 1.000 Arbeitsstunden in Anspruch genommen. Etwa 80 ehrenamtliche arbeitende Vereinsmitglieder - darunter auch Spieler, Trainer, Vorstand, Jugend und Eltern - packten bei der vom Vorstand des Vereins initiierten Maßnahme mit an.
Arbeiten, die anfielen, waren das Mulchen von Gestrüpp, das Setzen von Randsteinen, das Stellen neuer Zäune inklusive der Fangzäune sowie Erdarbeiten zum Begradigen der Oberfläche. Die Kosten beliefen sich auf circa 150.000 Euro. "Zum Großteil wurden die Kosten durch den Verein getragen", erklärt Leonhardt: "Land, Kreis und Gemeinde haben sich jeweils mit den entsprechenden Fördermitteln beteiligt."
Während der Bewerbungsphase erhielten wir bei unserem Umwelt-Gewinnspiel mehr als 300 beeindruckende Einsendungen, die zeigen: Der Amateurfußball geht beim Umweltschutz mit gutem Beispiel voran. Die Auslosung brachte schließlich den SuS Merklinde als Gewinner hervor, der Plastikmüll deutlich reduziert hat, indem der Verein sämtliche Plastik- und Pappbecher abgeschafft und auf nachhaltigere Tassen umgestellt hat. Vielen Dank an alle Vereine, die an unserem Gewinnspiel teilgenommen haben!
Autor/-in: hristian Knoth/MSPW