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Erfolgreich in der Heimat: Jürgen Klinsmann mit Miro Klose bei der Heim-WM 2006. [Foto: Getty Images]
Aus ihren kleinen Heimatvereinen zogen sie einst aus, um die große Fußballwelt zu erobern und die Nationalmannschaft als Kapitäne aufs Feld zu führen. FUSSBALL.DE stellt die Heimathäfen der Kapitäne vor. Heute: Jürgen Klinsmann fällt in Gingen als Vollstrecker auf – und als Sturkopf.
In der Vereinschronik sucht man den prominenten Namen vergeblich. Vielleicht, weil in Gingen an der Fils, auf halber Strecke gelegen zwischen Stuttgart und Ulm, doch nicht König Fußball regiert, sondern hinter den Turnern zurückstehen muss. Die trägt der Turnerbund Gingen 1870 schließlich schon im Namen – und es dauerte nach der Gründung des Vereins mehr als ein Dreivierteljahrhundert, bis die Turner überhaupt Fußballer in ihrer Mitte aufnahmen. Ski- und Handballabteilungen gab es da schon längst.
Heimkehrer aus dem Krieg und neu in der Gemeinde aufgenommene Flüchtlinge hatten die Fußballleidenschaft mit nach Gingen gebracht. Es sollten weitere 25 Jahre vergehen, bis der berühmteste Sohn das erste Mal auf dem Rasenplatz an der Hohensteinhalle gegen den Ball trat. „So eine Karriere wie Jürgen Klinsmann legt wohl keiner aus Gingen mehr hin. Der ist schon ein Phänomen“, sagt der damalige Leiter und heutige Kassierer der Fußballabteilung, Manfred Schurr.
„Jürgen Klinsmann war schon in der E-Jugend ein sehr talentierter Stürmer und geborener Vollstrecker“
Die Herrenmannschaft des TB Gingen steckt seit mehr als einem Jahrzehnt im Mittelfeld der Kreisliga B fest, es geht nur noch eine Klasse tiefer. Mehr als 30 Jahre lang hatte sie sich bis zum Abstieg in der Kreisliga A gehalten. Drei Jugendteams hat der TB derzeit noch. „Wir tun uns sehr schwer im Jugendbereich mit dem Nachwuchs, der dann auch durchhält bis in den aktiven Bereich“, sagt der heutige Abteilungsleiter Wolfgang Donabauer. In der F-Jugend kooperiert der Verein mit dem benachbarten FTSV Kuchen, um überhaupt genügend Spieler zusammenzubekommen.
Ein prominenter Name wie Klinsmann könnte dem bodenständigen schwäbischen Klub etwas Glanz verleihen. Aber in Gingen hat man ein eher reserviertes Verhältnis zum späteren Weltmeister, der die Nationalmannschaft in seinen insgesamt 108 Länderspielen 36 Mal als Kapitän auf das Feld führte, zuletzt im verlorenen WM-Viertelfinale gegen Kroatien 1998, der später Bundestrainer wurde und heute das Team USA trainiert. Vielleicht nicht unbedingt, weil er eben Fußballer war und kein Turner. Sondern weil sie ihn als eigenwilligen Charakter in Erinnerung behalten haben. „Seinen sprichwörtlichen Ehrgeiz übertrieb er auch zuweilen, sodass daraus Eigensinn wurde, der dem Mannschaftsspiel natürlich schadete“, erinnert sich Schurr an seinen früheren Spieler. Der wurde als Kind mehrfach ausgewechselt, „damit er sich auf der Auswechselbank darüber Gedanken machen konnte, was er falsch gemacht hatte“.
Mit acht Jahren hatte sich Klinsmann dem TB Gingen angeschlossen. In der Lindenstraße des Ortes betrieben die Klinsmanns eine Bäckerei. Vater Siegfried war Turnwart beim TB, dort leitete er das Kinderturnen. Auch der kleine Jürgen musste turnen. „Der Bub war schon im Vorschulalter an Bewegung und Sport sehr interessiert“, erinnert sich Schurr. „In der Turnstunde war er eifrig bei der Sache. Noch mehr Spaß bereitete ihm aber der Fußball. Mit dem Ball unter dem Arm war er zusammen mit seinen Brüdern und Freunden fast immer auf dem relativ kurzen Weg von zu Hause zum Gingener Sportgelände zu beobachten.“ Klinsmann schließt sich der E-Jugend der TB Gingen an – Co-Trainer und Betreuer ist Vater Siegfried. Das Talent des Blondschopfs ist von Beginn an offensichtlich. In einem Spiel schießt er 16 Tore. „Jürgen Klinsmann war schon in der E-Jugend ein sehr talentierter Stürmer und geborener Vollstrecker“, sagt Schurr.
Eine Belohnung der besonderen Art gibt es für die Nachwuchsfußballer des TB Gingen im Erfolgsfalle im Hause Klinsmann. Dann dürfen die jungen Kicker mit in die Backstube und sich süße Stückchen aussuchen. Schurr: „Das war das höchste und schönste für die Buben.“ Derart gestärkt wird die Gingener E-Jugend in der Saison 1973/74 Staffelmeister – Klinsmann schießt allein in dieser Runde mehr als 100 Tore.
Wer so erfolgreich ist, weckt das Interesse der größeren Klubs aus der Umgebung. Mit zehn Jahren unternimmt Klinsmann den nächsten Schritt auf dem Weg zu einer Weltkarriere und wechselt zum SC Geislingen. Er geht nicht unbedingt im Guten. Heißsporn Jürgen wird wieder einmal ausgewechselt und ist damit nicht einverstanden, der Trainer schickt ihn daraufhin nach Hause. Es sei „ganz normal“, dass begabte Spieler seinen Verein verließen, relativiert Schurr. Er hat sich damit abgefunden.
Klinsmann, der später eine Lehre in der elterlichen Bäckerei absolviert, schließt sich im Herbst 1974 dem SC Geislingen unter seinem neuen Trainer Werner Gass an – auch einer, der aus der Gingener Fußballjugend hervorging und den TB mit größeren Zielen im Sinn verlassen hatte. Für Klinsmann aber ist auch Geislingen nur eine Etappe – Stuttgart, die benachbarte Landeshauptstadt, ruft. 1981 wird er mit dem Wechsel zum damaligen Zweitligisten Stuttgarter Kickers Profi. Der mächtige Lokalrivale VfB wirbt Klinsmann drei Jahre später ab - der Beginn einer einzigartigen Karriere, die 1990 mit dem Gewinn des Weltmeistertitels gekrönt wird.
Fast zeitgleich weiht der TB Gingen seine neue Sportanlage ein – Mitte der neunziger Jahre zählt der Klub aus der 4000-Seelen-Gemeinde schon längst mehr als 1000 Mitglieder, auch Leichtathletik und Ballett bietet der TB mittlerweile an. Das eigene Vereinsheim ist schon lange abbezahlt. Das Herzstück des Klubs bleibt aber die Turnabteilung. Auch wenn der berühmteste Sportler des Vereins wohl für immer ein Fußballer bleiben wird.
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