Finaltag: Diese Paarungen stehen fest
Der Finaltag der Amateure steht an. Am 24. Mai finden die Pokalendspiele in 20 Landesverbänden statt - nur in Westfalen später, da Bielefeld im DFB-Pokalfinale steht.
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[Foto: imago images / Mika Volkmann]
Die Bundesliga ist wieder gestartet. Zeit für alle Ergebnistüftler und Hobbymanager, ihre Tipps abzugeben oder ihr Dreamteam zusammenzustellen. Joel Grandke mit seiner neuesten Ausgabe der Kolumne Amateur-Alltag.
Fußball-Weisheit #8: "Dass wir hier in München keinen Dreier mitnehmen, hätte man vielleicht tippen können." (Ex-Nürnberg-Spieler Hanno Balitsch nach einer Niederlage gegen die Bayern)
Da klimpert’s kräftig im Phrasenschwein. Mit einem Tipp kann man natürlich mal danebenliegen. Die Wenigsten haben den Herthanern am Freitagabend beispielsweise einen Punktgewinn in München zugetraut. Den Blick in die Glaskugel werden Fußball-Fans aber häufig. Wie oft sitzen wir zuhause vor dem Fernseher und schlagen bereits vor dem Spiel unserer Lieblingsmannschaft die Hände über dem Kopf zusammen? Wenn eine Stunde vor Anpfiff die Startaufstellungen herausgegeben werden, wird vielerorts bereits die verbale Keule geschwungen. Frei nach dem Motto: "Wie kann Kovac bei diesem Spiel auf Goretzka verzichten? Und Martinez ist viel zu defensiv! Bei dem tiefstehenden Gegner müssen wir doch das Spiel und Druck machen." Oder auch: "Kimmich als zweiter Sechser? Der gehört doch auf die rechte Abwehrseite! Dort kann er seine Stärken viel besser ausspielen."
Die Expertenrunde auf dem heimischen Sofa erörtert auf dieser Grundlage bereits im Vorfeld, warum der Coach den offensichtlich falschen Matchplan für diese Partie gewählt hat. Die steilen Thesen sorgen natürlich für hitzige Diskussionen. Der Sitznachbar springt für Kovac in die Bresche. Kimmich würde hervorragend mit Martinez harmonieren, außerdem würden sich beide auch abseits des Platzes bestens verstehen, wie er tags zuvor in der "Sport Bild" gelesen hätte. Dort sei ebenfalls geschrieben worden, dass die beiden einen guten Eindruck als Doppelsechs im Trainings-Abschlussspielchen gegeben hätten. Mit welcher Akribie Fußballfans ihrer Leidenschaft nachgehen, beeindruckt (oder verstört) Außenstehende immer wieder aufs Neue. Dass dabei viel Halbwissen im Umlauf ist und über Trainer geurteilt wird, obwohl man weder von der taktischen Ausrichtung weiß noch auch nur eine Sekunde des täglichen Trainings verfolgt, muss natürlich erwähnt werden.
"Dafür habe ich mich mal was getraut, ihr langweiligen Sicherheitstipper"
Aber das ist ja das Schöne am Fußball: Jeder knallt seine "fundierte" Meinung auf den Tisch – und am Ende haben alle irgendwie recht. Denn selbst für den Fall, dass Martinez und Kimmich in dem Spiel brillieren und eine fehlerfreie Leistung auf den Rasen bringen, sieht sich unser Kritiker keinesfalls im Unrecht. Goretzka und Tolisso hätten gegen diesen "brutal schwachen Gegner" noch mehr Offensivkraft entfaltet und wahrscheinlich für einen "zweistelligen Sieg" gesorgt. So sehr man bei dieser Prognose auch mit den Augen rollen mag: Das Gegenteil kann man ihm am Ende nicht beweisen.
Umso größer ist der Reiz für Fußballbegeisterte, mal Schwarz auf Weiß ausfechten zu können, wer denn nun der wahre Experte im Freundes- und Bekanntenkreis ist. In Kreisligavereinen werden oftmals zwei Varianten geboten. Im ersten Schritt richtet der Betreuer erstmal das klassische Bundesliga-Tippspiel ein – natürlich mit dem obligatorischen Zehner Einsatz.
Woche für Woche darf aufs Neue orakelt werden, wie der Spieltag wohl laufen wird. In der Tippszene besonders verrufen: der 2:1-Sicherheitstipp. Jedem steht natürlich völlig frei, jedes Ergebnis der Welt zu tippen, doch wer einen knappen Sieg für das zuvor favorisierte Team abgibt, bekommt in der Kabine was von den Kollegen zu hören. Auf der anderen Seite sind diese Beschwerden zumeist nichts als schwache Ausreden. Wer selbst darauf setzt, dass Freiburg mit 3:0 in München triumphiert und sich später wundert, dass der Kollege mit dem Sicherheitstipp am Ende näher am richtigen Ergebnis liegt, braucht nun wirklich nicht erwarten, für seine Risikobereitschaft auch noch gefeiert zu werden.
Nach wenigen Tippspielwochen trennt sich oftmals bereits die Spreu vom Weizen. Der Grund dafür ist nicht etwa eine Zwei-Klassen-Gesellschaft bezüglich des Fußballfachwissens, sondern vielmehr der Umstand, dass eine Reihe der Teilnehmer mal wieder verpennt hat, einen Spieltag zu tippen. Spätestens nach zwei bis drei verpassten Wochenenden nützen einem auch die besten Prognosen herzlich wenig. Wer in der Runde erst einmal weit abgeschlagen ist, gerät schnell in den berühmten Teufelskreis: Um irgendwie noch aufzuholen, braucht man neben der nötigen Portion Glück auch ein paar Volltreffer, die sonst keiner hat. Das zwingt wiederum zu unpopulären Risiko-Tipps, die oftmals ins Leere laufen. Der klassische Abwärtsstrudel, bei dem man am Ende der Saison immerhin betonen kann: "Dafür habe ich mich mal was getraut, ihr langweiligen Sicherheitstipper!"
Die zweite Alternative, das Bundesligawissen teamintern auf die Probe zu stellen, bieten die Managerspiele. Von der Kicker- bis zu Comunio-Variante gibt es verschiedene Varianten, im Kern zielen sie auf das gleiche Ziel ab: Aus dem Pool aller Bundesliga-Spieler können sich die Hobbymanager ihr Team zusammenstellen. Die Spieler werden auf Grundlage ihrer realen Leistungen auf dem Platz benotet, was wiederum in ein Punktesystem umgerechnet wird. Bei der Kaderplanung ist also viel Geschick gefragt: Welche Teams werden in der kommenden Saison eine gute Rolle spielen? Welche Kicker spielen sich dabei in den Vordergrund? Das Budget ist natürlich begrenzt, so dass nicht einfach der komplette Bayern- oder Dortmund-Kader verpflichtet werden kann. Ein gutes Händchen ist vor allem bei den Spielern gefragt, die am Anfang der Saison noch keiner so wirklich auf dem Zettel hat. Erfahrene Manager erinnern sich beispielsweise an einen Leon Bailey in der vorletzten Spielzeit, der als großes Schnäppchen so einige Manager auf den Thron ihrer Liga katapultierte.
In der vergangenen Woche wurde in den Kreisliga-Kabinen heiß diskutiert, welche Taktik am erfolgreichsten ist: Viel Geld für einen Lewandowski, Reus oder Havertz in die Hand nehmen und die Elf dafür mit zahlreichen Spielern auffüllen, die wenig Wert haben? Oder sollte man sich einen ausgeglichenen Kader basteln? Braucht es einen Ersatzkeeper oder nicht? Bei letzter Frage sind wir wieder bei der Risikobereitschaft: Das Geld für den Ersatzkeeper lässt sich auch in anderen Mannschaftsteilen anlegen – aber wehe, der Stammtorwart verletzt sich langfristig… Jeder Manager hat natürlich seinen eigenen Masterplan und lässt sich nur ein Stück weit in die Karten schauen. Die Geheimtipps tauscht man natürlich nur mit denjenigen, die nicht mit einem in derselben Liga spielen. Und selbst diesen Leuten wird ein Schweigegelübde abgenommen, damit die Namen bloß nicht die Runde machen. Die besten Schnäppchen sind in Managerkreisen das größtmögliche Staatsgeheimnis.
Und wenn es am Ende der Saison dann doch wieder nicht gereicht hat und man mit seinem Kader irgendwo im Mittelfeld herumdümpelt, liegt die Erklärung auf der Hand. Selbstkritik? Fehlanzeige! Nicht die eigene Kaderzusammenstellung war falsch, sondern die Aufstellungen der Bundesliga-Trainer. Hätten diese doch einfach mal auf die Spieler aus dem eigenen Manager-Team gesetzt, dann wäre für alle auch eine bessere Saison herausgesprungen…
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
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