Kamen trägt Trauer. Mit nur 26 Jahren ist Fatih Dündar verstorben. Der Mittelfeldkicker des Türkischen Sportclubs erlitt nach dem Relegationsmatch am vergangenen Donnerstag gegen die IG Bönen (7:8 nach Elfmeterschießen) einen Herzinfarkt. Fatih Dündar hatte nach der Partie über Schmerzen im Brustbereich geklagt und sich zu Hause nach einem gemeinsamen Essen mit der Familie übergeben. Die rief einen Krankenwagen, doch in der Nacht zu Freitag erlitt der junge Mann im Krankenhaus einen Herzstillstand.
"Es hat uns viel Kraft gegeben, wie viele Menschen ihre Anteilnahme gezeigt und Fatih verabschiedet haben"
Auf den schrecklichen Verlust ihres Teamkollegen reagieren die Mitspieler und der gesamte Verein zunächst geschockt, doch nun nehmen sie beim TSC Kamen ihr Herz in beide Hände: Auf dem Fußballplatz will der Kreisligist ein Zeichen der Stärke zeigen – in zwei weiteren Entscheidungsspielen um den Aufstieg am Freitag (19 Uhr) und Sonntag (15 Uhr) gegen Alemannia Scharnhorst aus Dortmund.
Wir sprachen mit dem TSC-Vorsitzenden Oktay Sönmez über den Umgang mit dem Tod und den Fußball als Sinnstifter.
FUSSBALL.DE: Oktay Sönmez, wie sind die Familie Dündar, der TSC Kamen und die erste Mannschaft in den letzten Tagen mit dem Verlust umgegangen?
Oktay Sönmez: So schwer es uns allen gefallen ist, Fatihs Tod zu begreifen: Wir sind alle noch enger zusammengerückt. Der TSC Kamen ist eine große Familie und kann als Gemeinschaft gerade in solch einer unglaublich schwierigen Situation viel Kraft geben. Jeden Tag waren Vertreter des Vereins bei der Familie, um ihr in diesen dunklen Stunden beizustehen. Mit den Spielern haben wir viele Einzelgespräche geführt und ihnen natürlich auch selbst die Entscheidung überlassen, ob sie am Freitag antreten wollen.
Eigentlich hieß es, dass Fatih Dündar in der Türkei beigesetzt werden sollte. Aus welchem Grund hat die Beerdigung nun am Montag in Niederaden stattgefunden?
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Sönmez: Die Familie Dündar hat das so entschieden, um ihren geliebten Sohn und Bruder hier in ihrer Nähe zu haben und auf dem Friedhof besuchen zu können. Das wäre in der Türkei natürlich viel schwieriger geworden. Und so schwer dieser Tag auch war: Es hat uns unglaublich viel Kraft gegeben, wie viele Menschen ihre Anteilnahme gezeigt und Fatih verabschiedet haben. Viele Spieler von anderen Vereinen waren da, unter anderem von unserem letzten Gegner IG Bönen und von Fatihs früheren Vereinen wie dem SuS Kaiserau.
Was war Fatih für ein Mensch?
Sönmez: Ein ganz lieber! Er war immer für seine Mitmenschen da und hatte ein großes Herz. Auch die vielen Spieler von anderen Vereinen, die in den letzten Tagen ihre Anteilnahme gezeigt haben, haben gesagt, dass er ein ganz besonderer Mensch war.
Natürlich tritt der Sport in solch einer Ausnahmesituation in den Hintergrund, er kann aber auch viel Positives bewirken. Mit welcher Einstellung geht der TSC Kamen die beiden Partien gegen Scharnhorst nun an?
Sönmez: Im ersten Moment nach dieser unfassbaren Nachricht ist so ein Fußballspiel ganz weit weg. Als wir von Fatihs Tod im Krankenhaus erfahren haben, haben alle nur geweint. Doch dann haben wir uns zusammengesetzt und gesagt: Wir spielen für Fatih! Für ihn wollen wir den Aufstieg schaffen. Seine beiden älteren Brüder Orhan und auch Okay, der gegen Bönen ja noch auf dem Platz dabei war, haben uns versichert, dass Fatih es auch so gewollt hätte: Dass wir auf den Platz gehen und diese letzte Aufgabe für ihn meistern!
Sein Bruder Okay spielt auch?
Sönmez: Ja, zumindest hat er das gesagt, als wir uns am Mittwochabend noch einmal mit der gesamten Mannschaft getroffen und über das Spiel gesprochen haben. Ob wir auf dem Platz dann tatsächlich mit den Gedanken beim Fußball sein können, wird man sehen. Wir haben Scharnhorst gebeten, das Spiel um noch eine weitere Woche zu verlegen, doch das ging aus organisatorischen Gründen nicht. Das Hinspiel sollte ja eigentlich schon am vorigen Sonntag stattfinden, daher sind wir dem Klub dankbar, dass er unserer Bitte nach einer Verlegung auf diesen Freitag nachgekommen ist.
Wie wird beim TSC Kamen der Rahmen für dieses besondere Fußballspiel aussehen?
Sönmez: Wir treten mit Trauerflor an, und vor dem Anstoß wird es eine Schweigeminute in Gedenken an Fatih geben. Außerdem haben wir ein Plakat vorbereitet, auf dem steht: 'Fatih, du bist immer in unserem Herzen!' Und ich weiß von den Spielern der IG Bönen, dass sie schwarze T-Shirts mit einem Bild von Fatih vorne drauf bestellt haben, die wir vor dem Spiel zum Aufwärmen bekommen werden. Wir erwarten an der Gutenbergstraße 800 bis 1.000 Zuschauer, es wird Gegrilltes und Getränke geben, obwohl wir Ramadan haben beziehungsweise am Abend um 21.50 Uhr mit dem Fastenbrechen unsere Fastenzeit endet. Obwohl wir fast alle Muslime sind, haben in der Mannschaft aber nur einige Spieler streng gefastet, ich finde auch, dass sollte jeder für sich selbst entscheiden, wie er das handhabt. Viel wichtiger ist, dass wir als Gemeinschaft zusammenstehen, gerade jetzt!
Autor/-in: Heiko Buschmann