Tipps: So gründe ich Frauen- und Mädchenteams
Wie gründet man eine Frauen- oder Mädchenmannschaft? FUSSBALL.DE gibt euch praktische Tipps und Informationen zu dem Thema an die Hand.
Mehr lesen
Aktuell technische Probleme bei FUSSBALL.DE.
An der Lösung des Problems wird mit Hochdruck gearbeitet.
Wir bitten um euer Verständnis.
Erfolgsduo: Michael (links) und Dirk Tönnies. [Foto: www.appeltundhuth.de]
Nach Schonnebeck kommen Touristen höchstens, wenn sie sich verfahren haben. Der Stadtteil im Essener Norden versprüht einen rauen Ruhrgebietscharme. An vielen Häuserfassaden bröckelt der Putz. Dirk und Michael Tönnies lieben diese Ecke trotzdem. Die Brüder kamen in Schonnebeck zur Welt und wollen der Gegend auch nicht mehr den Rücken kehren.
„Ich habe mal ein Jahr in Bayreuth gelebt. Das war schlimm, und ich wollte ganz schnell wieder zurück in mein Revier“, sagt Michael Tönnies. Zu seinem Revier gehört auch der Schetters Busch. Dort bestreitet die Spielvereinigung Schonnebeck , der Jugendverein der beiden Brüder, seine Heimspiele. Am Pfingstmontag stieg am Schetters Busch eine kleine Familienparty. Schonnebeck feierte den Aufstieg in die Oberliga Niederrhein - mit dem Trainer Dirk Tönnies und dem Sportlichen Leiter Michael Tönnies. Es war ein verdienter Aufstieg, Schonnebeck sicherte sich durch einen 3:0-Erfolg über den Duisburger SV 1900 bereits zwei Spieltage vor Schluss den Landesliga-Titel.
Und doch war es ein außergewöhnliches Ereignis. Dass Dirk und Michael Tönnies gemeinsam einen sportlichen Erfolg feiern, konnte sich vor drei Jahren niemand vorstellen. Da kämpfte der ältere Bruder um sein Leben.
"Ich habe mal ein Jahr in Bayreuth gelebt. Das war schlimm"
Michael Tönnies hatte zuvor die schönen Seiten des Profigeschäftes erlebt. Der Angreifer war Publikumsliebling beim MSV Duisburg. Mit 29 Treffern schoss er die Zebras in der Saison 1990/1991 fast im Alleingang zum Bundesliga-Aufstieg. Zurück im Oberhaus gelang Tönnies Historisches: Er erzielte am 27. August 1991 gegen den Karlsruher SC den schnellsten Hattrick der Bundesliga-Geschichte. Drei Tore in fünf Minuten - der damalige KSC-Torwart Oliver Kahn wusste gar nicht, wie ihm geschah. Am Ende des Abends leuchtete der Name Tönnies als Torschütze sogar fünfmal auf der Anzeigetafel auf.
Damals neigte sich die Karriere des Angreifers aber langsam dem Ende entgegen. Tönnies spielte noch beim Wuppertaler SV, 1994 war Schluss. Er kehrte später nach Schonnebeck zurück, übernahm die Sportliche Leitung bei den Grün-Weißen und verpflichtete seinen Bruder. „Ich wollte meine Karriere in Schonnebeck beenden und dort später ins Trainergeschäft einsteigen“, erzählt Dirk Tönnies. Es lief gut für den Rückkehrer, 2008 stieg er mit Schonnebeck in die damals sechstklassige Niederrheinliga auf.
Und dennoch litt Dirk Tönnies. Er litt, weil er seinen 14 Jahre älteren Bruder leiden sah. Michael Tönnies, der nach eigenen Angaben bis zu 80 Zigaretten am Tag geraucht hat, erkrankte schwer. Die Ärzte diagnostizierten ein Lungenemphysem im schlimmsten Stadium. Tönnies‘ Krankheit war lebensbedrohlich, nur eine Spenderlunge konnte ihn helfen. Seinem Bruder machte die Situation zu schaffen. „Ich habe ihn als Jugendlicher in den großen Stadien spielen sehen. Da strotzte er noch vor Kraft. Ihn dann mit einer Sauerstoffmaske zu sehen, das war schon hart“, erzählt Dirk Tönnies.
Er begleitete seinen Bruder nach Hannover in die Uniklinik. Es war eine Zeit voller Hoffen und Bangen. Schließlich fanden die Ärzte eine geeignete Spenderlunge, die Transplantation glückte. Diesen 4. April 2013 wird Michael Tönnies deshalb genauso wenig vergessen wie die fünf Tore gegen Oliver Kahn.
Er fand zurück ins Leben. Der MSV Duisburg engagierte den ehemaligen Torjäger als zweiten Stadionsprecher. Und auch die Spielvereinigung band den Schonnebecker Jungen wieder ein. „Von seinen Kontakten und seiner Erfahrung konnten wir nur profitieren“, sagt Dirk Tönnies. Gemeinsam bastelten die Brüder 2014 an einem neuen Kader. „Wir galten immer als Fußballballett. Von diesem Image wollten wir loskommen und haben die Mannschaft entsprechend zusammengestellt“, sagt Michael Tönnies. Der Erfolg gab ihm Recht.
Nun misst sich der kleine Familienverein aus Schonnebeck nach der Sommerpause mit großen Namen. Die Oberliga-Saison wird für die Brüder Tönnies zu einer Reise in die Vergangenheit. Es geht gegen Schwarz-Weiß Essen, den Ex-Verein des Trainers. Gegen den 1. FC Bocholt, für den Michael Tönnies einst auf Torejagd ging. Und gegen den Wuppertaler SV, bei dem beide Brüder schon unter Vertrag standen.
Sie freuen sich auf die Saison, auf das Treffen mit alten Weggefährten. Michael Tönnies wird ihnen dann auch erzählen, was er all seinen Gesprächspartnern erzählt. „Wenn ich daran denke, was die vergangenen Jahre war, dann kann ich sagen: Es geht mir gut.“
Lieber Fußballfreund,
du möchtest gern einen Beitrag, z.B. Musik, Fotos, Videos, Daten oder einen Zeitungsartikel (nachfolgend „Inhalte“) hochladen? Wir möchten dich an dieser Stelle gern nochmal daran erinnern, dass die Verantwortung für die von dir hochgeladenen Inhalte bei dir liegt. Bitte vergewissere dich also zunächst, ob die Inhalte unseren Vorgaben entsprechen (siehe die ausführlichen Bestimmungen unter „Community-Spielregeln“) und insbesondere ob du über die entsprechenden Nutzungsrechte an den Inhalten verfügst. Diese liegen in der Regel bei Dritten und nicht bei dir, wenn du Inhalte aus dem Internet (z.B. Fotos bekannter Personen, Videos oder Zeitungsartikel) kopierst und hochlädst.
Bitte beachte: Wenn du die Nutzungsrechte an den Inhalten nicht berücksichtigst, kann es zu kostspieligen Abmahnungen und weiteren Forderungen gegen dich kommen. Sofern wir hiermit direkt konfrontiert werden, sind wir berechtigt, deine Daten zum Zwecke der Rechtsverfolgung herauszugeben und mögliche Forderungen an dich weiter zu berechnen.