Erst im August 2020 war Stürmer Samuel Adeniran von Kickers Emden aus der Oberliga Niedersachsen zum Regionalliga Nord-Aufsteiger SV Atlas Delmenhorst gewechselt. Nur wenige Monate und sieben Einsätze später ist das Engagement des gebürtigen Texaners beim DFB-Pokalteilnehmer 2019/2020 (1:6 gegen Werder Bremen in der ersten Hauptrunde) schon wieder beendet. Der entscheidende Grund dafür ist die Corona-Pandemie und der daraus resultierende Saisonabbruch in der Regionalliga Nord.
Bereits im November flog der 22 Jahre alte Angreifer in sein Heimatland. In Houston verweilte er bei seiner Familie, die der "Weltenbummler" in den zurückliegenden Jahren selten gesehen hatte. Denn vor seiner Zeit in Deutschland war Adeniran auch schon in Portugal und Spanien aktiv. "Samuel ist ein sehr gläubiger und harmoniebedürftiger Mensch", erklärt Delmenhorsts Cheftrainer Key Riebau. "Der Kontakt zu seiner Familie gibt ihm viel Kraft."
Dennoch war ursprünglich geplant, dass Samuel Adeniran zu Beginn dieses Jahres nach Deutschland und Delmenhorst zurückkehren sollte. Nicht zuletzt die anhaltende Fußballpause sorgte jedoch dafür, dass sich der junge Offensivspieler anders entschied und entgegen der Absprache mit seinem Verein lieber in den Staaten bleibt.
Corona bremst Karriere aus
"Samuel ist ein talentierter Spieler - schnell, robust und stark im Abschluss. Natürlich hätten wir ihn gerne behalten"
Schließlich hat der 1,96 Meter große Hüne in den USA trotz der auch dort erheblichen Auswirkungen der Corona-Pandemie die Möglichkeit, weiter Fußball zu spielen, während in Deutschland die meisten Klubs unterhalb der 3. Liga auf eine Fortsetzung des Spielbetriebs warten müssen oder die Spielzeiten sogar schon abgebrochen sind. Trotz teilweise sehr hoher Infektionszahlen sind die Beschränkungen in den USA lockerer. Es darf trainiert und gespielt werden.
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Samuel Adeniran löste deshalb seinen Vertrag im kleinen Delmenhorst auf und geht künftig in der US-Hauptstadt Washington für den Zweitligisten Tacoma Defiance auf Torejagd. Mit dem Franchise-Team des Major League Soccer-Klubs Seattle Sounders startet der Linksfuß noch im April in die neue Saison der USL Championship.
"Samuel war es wichtig, weiter Fußball zu spielen. Grundsätzlich war es ihm erst einmal egal, wo das möglich ist", betont der erst 30 Jahre alte Delmenhorst-Trainer Riebau, der den SV Atlas 2020 erstmals seit vielen Jahren zurück in die 4. Liga führte. Für die Entscheidung seines Stürmers zeigt der Inhaber der A-Lizenz daher auch Verständnis. "Für seine Fußballerkarriere hatte Samuel in seinem Leben viel aufgegeben", so Riebau. "Deshalb ist die Corona-Pandemie, während der er seine Laufbahn nur stockend vorantreiben kann, gerade für ihn eine sehr schwere Zeit. Die Chance, in den USA trotz aller Widrigkeiten Fußball und Familie miteinander in Einklang zu bringen und auf hohem Niveau spielen zu können, kam für ihn vermutlich wie gerufen."
Riesentalent mit Profitraum
Dennoch macht Key Riebau keinen Hehl daraus, dass der Nord-Regionalligist gerne weiter mit Adeniran zusammengearbeitet hätte: "Samuel ist ein talentierter Spieler - schnell, robust und stark im Abschluss. Natürlich hätten wir ihn gerne behalten. Ich glaube auch, dass er für viele andere höherklassige Vereine in Deutschland ein interessanter Spieler gewesen wäre."
Adeniran entschied sich anders. Nach Stationen in Portugal, Spanien und Deutschland will der Texaner in Washington dort weitermachen, wo er in Delmenhorst aufgehört hatte, und seinen Traum von einer Profikarriere verfolgen. In einer Zeit, in der vieles anders ist als sonst, findet er in den USA auch Halt bei seiner Familie. Ein Gesamtpaket, das mit Familie und Fußball seine beiden Lebenskonstanten enthält, konnte der Ex-Delmenhorster wohl nicht ablehnen.
Autor/-in: Christian Knoth/MSPW