Der FC Einheit Wernigerode aus der NOFV-Oberliga Süd hat bereits sicher, worauf viele Vereine noch hoffen: Die DFB-Pokal-Teilnahme in der nächsten Saison 2022/2023. Da der 1. FC Magdeburg in der 3. Liga nicht mehr von einem der ersten vier Plätze verdrängt werden kann, reicht dem Fünftligisten die Teilnahme am Endspiel um den Landespokal von Sachsen-Anhalt gegen den FCM - unabhängig vom Ergebnis.
Der Heimatklub von Bundesliga-Rekordjoker Nils Petersen (SC Freiburg) war damit als erster Amateurklub überhaupt für den DFB-Pokal in der kommenden Spielzeit qualifiziert. Einen Tag später folgte die SpVgg Oberfranken Bayreuth als "Bayerischer Amateurmeister" (beste erste Mannschaft in der Regionalliga Bayern ). Fast alle weiteren unterklassigen Pokal-Teilnehmer werden erst am Finaltag der Amateure am 21. Mai ermittelt. Wir sprechen mit BWL-Student Danny Wersig, dem 27-jährigen Kapitän des FC Einheit Wernigerode, über ein neues Kapitel in der Vereinsgeschichte.
FUSSBALL.DE: Der FC Einheit Wernigerode im DFB-Pokal! Haben Sie das schon realisiert, Herr Wersig?
Danny Wersig: Bereits nach unserem sensationellen 2:1-Heimsieg im Halbfinale des Landespokals gegen den Halleschen FC sprach sehr viel dafür, dass unser Endspielgegner 1. FC Magdeburg die Saison in der 3. Liga unter den vier besten Teams beenden wird und wir damit schon als Finalist am DFB-Pokal teilnehmen dürfen. Jetzt auch endgültig Gewissheit zu haben, lässt die Vorfreude aber noch größer werden. Das wird ein Erlebnis, das der Verein so noch nicht gesehen hat.
"Das wird ein Erlebnis, das der Verein so noch nicht gesehen hat"
Haben Sie das spektakuläre 5:4 des 1. FC Magdeburg beim SC Verl verfolgt, mit dem auch die letzten rechnerischen Zweifel beseitigt wurden?
Wersig: Ich habe ab und zu im Liveticker nach dem Zwischenstand geschaut. Da gab es ja jede Menge zu lesen. (lacht) Wir hatten am nächsten Tag Training, daher war die Partie natürlich auch in der Mannschaft ein großes Thema. Dennoch haben wir recht schnell unseren Fokus wieder auf die Meisterschaft gelegt. Bei sieben Punkten Vorsprung auf die Gefahrenzone und teilweise zwei Spielen weniger als die Konkurrenz wollen und müssen wir jetzt erst einmal die nächsten Schritte für den Klassenverbleib gehen, bevor wir uns ernsthaft mit dem Endspiel um den Landespokal und den DFB-Pokal beschäftigen.
Die Qualifikation für den DFB-Pokal beschert dem Verein eine zusätzliche Einnahme. Wurde auch eine Prämie für das Erreichen der Hauptrunde ausgehandelt?
Wersig: Sicherlich spricht der Mannschaftsrat mit dem Vorstand über gewisse Dinge. Vielleicht springt dabei ja ein Teambuilding der besonderen Art heraus. (lacht)
Im Endspiel kommt es für Sie am 21. Mai zum Wiedersehen mit Ihrem ehemaligen Jugendverein 1. FC Magdeburg. Wie sehr fiebern Sie dem Spiel entgegen?
Wersig: Ich hatte vier sehr lehrreiche Jahre in Magdeburg. Als Jugendspieler hat man immer zur ersten Mannschaft aufgeschaut. Jetzt in einem Pflichtspiel selbst gegen die Profis auf dem Platz zu stehen, wird etwas Besonderes sein. Auch nach meiner Zeit beim FCM war ich ab und zu bei Heimspielen dabei. Der Austragungsort des Finales, das Stadion meines Ex-Vereins VfB Germania Halberstadt , macht das Endspiel noch spezieller für mich.
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Was trauen Sie Ihrer Mannschaft gegen das Spitzenteam aus der 3. Liga zu?
Wersig: Das sind solche Spiele, in denen man über sich hinauswachsen muss. Es gilt, alles in die Waagschale zu werfen, um die kleine Chance auf die Überraschung zu nutzen. Wir wollen das Spiel ganz ähnlich wie gegen den Halleschen FC angehen und dafür sorgen, dass auch die Magdeburger unruhig werden. Nach dem Finale stehen zwar noch einige Meisterschaftsspiele an. Wir können unserem Trainerteam mit Frank Rosenthal und Tino Leßmann, die den Verein nach dem Vertragsende im Sommer verlassen werden, aber auch schon gegen den FCM einen Teil des Abschieds bereiten, den sie verdienen.
Schon im Alter von 18 Jahren kamen Sie für Halberstadt in der vierthöchsten Spielklasse zum Einsatz. Ist die Rückkehr in die Regionalliga ein Ziel von Ihnen?
Wersig: Klar, als Fußballer will man schon so hoch wie möglich spielen und seine Grenzen austesten. Ob sich die Gelegenheit ergibt, noch einmal in der Regionalliga aufzulaufen, weiß ich nicht. Darüber mache ich mir aber auch keine großen Gedanken, weil ich mich in Wernigerode sehr wohl fühle. Ich hatte mich ganz bewusst für den damaligen Wechsel zum FC Einheit in die Landesliga entschieden. Da ich aus der Gegend komme, hatte ich den Verein schon immer ein wenig verfolgt. Der Umgang miteinander hatte mich beeindruckt. Zum Zeitpunkt meines Wechsels kannte ich schon einen Großteil der Mannschaft. Ich bereue diesen Schritt überhaupt nicht. Schließlich ist es uns gelungen, hier einiges aufzubauen. Dies gilt es jetzt zu festigen und weiter voranzutreiben.
Sie sind seit 2017 im Verein. Seitdem ist der FC Einheit schon zweimal aufgestiegen. Jetzt kommt noch die Teilnahme am DFB-Pokal dazu. Wie ist das möglich?
Wersig: Bei uns wird das "Einheit" im Vereinsnamen gelebt. Einen solchen Zusammenhalt habe ich sonst noch nicht erlebt. Beim Aufstieg in der zurückliegenden Saison war wegen dem von der Corona-Pandemie verursachten vorzeitigen Saisonende vielleicht auch ein wenig Glück dabei. Nach zehn Begegnungen muss man aber auch erst einmal unbesiegt sein. Ich bin stolz darauf, die beiden Aufstiege mit dem Verein miterlebt zu haben.
Als Innenverteidiger tragen Sie die eher ungewöhnliche Rückennummer "7". Was hat es damit auf sich?
Wersig: Das ist durch einen Zufall entstanden. Die "17" und die "20", die ich bei meinem vorherigen Verein VfB Germania Halberstadt getragen hatte, waren in Wernigerode bereits vergeben. Die "7" war noch frei und hatte meine Größe. (lacht)
Haben Sie bereits ein Wunschlos für das Erstrundenspiel im DFB-Pokal?
Wersig: Ein Duell mit dem FC Bayern München oder Borussia Dortmund wäre das Größte. Auf jeden Fall aber hoffen wir auf einen Erstligisten. Unabhängig vom Gegner wird aber allein schon die Teilnahme am DFB-Pokal ein Erlebnis, das uns keiner mehr nehmen kann. Es wäre toll, wenn wir in unserem Mannsberg-Stadion spielen könnten. Allerdings wissen wir auch, dass die Umsetzung problematisch werden könnte.
Autor/-in: Dominik Dittmar/MSPW