Die Ehrenamtler und Ehrenamtlerinnen der DJK Grün-Weiß Erkenschwick sind die Hauptdarsteller des Spots der neuen DFB-Kampagne "#EhrenamtIstUnbezahlbar".
Miteinander erzählen, ganz egal, was einem in den Kopf kommt. Der Flachs blüht. Fünf Minuten Ball im Kreis und gleich auf die Tore. Beim Bier nochmal über den Schuss in die Wolken lachen. Wer irgendwann mal im Verein Fußball gespielt hat, kennt solche Abende.
Timo Ostdorf ist 34 Jahre alt und spielt bei den Alten Herren von Grün-Weiß Erkenschwick. "Das fehlt doch brutal momentan", sagt Ostdorf. "Das Runterkommen beim gemeinsamen Fußball und das Rumrennen auf dem Platz, mal ohne Maske zusammenstehen, die Gemeinschaft", sagt er. Sonst bewegt er andere. Ostdorf ist Trainer der Oberliga-Mannschaft von TuS Haltern, dort wo die Karriere etwa von Benedikt Höwedes begann.
Der Pädagoge arbeitet in der Suchtberatung der Caritas. Das zehrt, Abschalten ist wichtig. Bei den Alten Herren von Grün-Weiß Erkenschwick sind einige seiner Mitspieler schon ein paar Tage jenseits der 50. Denen fehle die Bewegung noch mehr. Vergangenen Samstag kamen sie doch mal wieder alle auf die Anlage.
Der Grund? Die Männer und Frauen des kleinen Vereins dort am nördlichen Rand des Ruhrgebiets sind die Stars des neuen DFB-Spots "Der wertvollste Kader der Welt". "#EhrenamtIstUnbezahlbar" heißt die Kampagne, die ganz den 1,59 Millionen ehrenamtlich tätigen Menschen im deutschen Fußball gewidmet ist. DFB-Präsident Fritz Keller stellte gemeinsam mit UEFA-Vizepräsident Karl-Erik Nilsson und SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil Spot und Kampagne sowie die UEFA GROW Studie über die soziale Wertschöpfung des Fußballs am vergangenen Mittwoch der Öffentlichkeit vor.
Der wertvollste Kader der Welt
"An alle, die immer eine Hand am Pokal haben, die aus Flasche leer wieder Akku voll machen. An alle 1,6 Millionen im Ehrenamt. Ihr vermittelt Werte in eurem Klub und seid selbst der wertvollste Kader der Welt." Der von der Agentur Raphael Brinkert produzierte Spot, das sind 60 Sekunden voller Power, eine Hommage an das Ehrenarbeit - voller Wortwitz und Originalität. Leider aber braucht Qualität Zeit. Viel Zeit.
"Um 8 Uhr morgens ging es los, um 20 Uhr war die letzte Kameraeinstellung gedreht, das alles bei vier Grad", berichtet Timo Ostdorf. "Aber keiner unserer Leute hat sich beschwert, oder auch nur gefragt, wie lange das noch dauert. Weil alle mit dem Herzen dabei sind. Und das ist ja nicht nur bei uns so. Das macht das Fußball-Ehrenamt in Deutschland aus."
Das Shooting des Kampagnenmotivs brauchte eine Stunde. Ganz vorne sieht man Thomas Synowczik, den Trainer der Männermannschaft, die in der Kreisliga A spielt. "Thomas hat eine gute Ansprache und einen klaren Plan. Er trainiert die Erste schon bestimmt elf Jahre", erzählt Ostdorf. Rechts außen Vorstand Ronny Bartusch, der "bei jedem Spiel dabei ist, bei den Frauen, der Jugend, unserer zweiten Mannschaft, selbst bei Auswärtsspielen." Susanne Kurmann trägt nicht umsonst eine Schürze. "Sie kümmert sich bei unseren Heimspielen um den Wurstverkauf, ohne Susanne geht verpflegungstechnisch gar nichts. Der mit dem Ballsack, das ist Ferhat Muzaffer, und als jüngster Spieler der ersten Mannschaft muss er sich um Bälle und Leibchen kümmern."
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Ein Verein, sieben Leistungsträger, aufgestellt fürs Mannschaftsfoto. So und ähnlich schaut es bei 24.500 Vereinen im Land aus. Die UEFA-Studie hat für das Fußball-Ehrenamt in Deutschland eine jährliche soziale Wertschöpfung von 13,9 Milliarden Euro errechnet. Zehn Universitäten waren an Forschung und Erstellung der Studie beteiligt. Die gewaltige Summe ergibt sich aus den Erträgen und Einsparungen für die Wirtschaft, die Gesundheit und die Gesellschaft. Ein Beispiel: Durch die Studie wird belegt, dass es durch den Amateurfußball zu weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommt. Ersparnis für das öffentliche Gesundheitssystem: 465 Millionen Euro jährlich.
"Fast 14 Milliarden Euro", sagt Timo Ostdorf, "das ist schwer zu greifen. Aber natürlich erleben wir hier bei Grün-Weiß, dass der Fußball etwas für die Gesellschaft und für die lokale Wirtschaft leistet. Wegen des Lockdowns leider momentan nicht."
Der Fußball fehle allen. "Aber es gibt auch noch Wichtigeres, zum Beispiel die Gesundheit. Jeder muss jetzt verantwortungsbewusst bleiben. Wir warten ab, auf den Tag, an dem es endlich wieder richtig losgeht." Ronny Bartusch wird dann an der Seitenlinie stehen und Susanne Kurmann am Grill.
Mitmach-Aktion #EhrenamtIstUnbezahlbar
Am 5. Dezember ist der "Tag des Ehrenamts". Anlässlich dieses besonderen Tages bedankt sich ganz Fußballdeutschland im Zeitraum vom 4. bis 13. Dezember – über alle Ligen hinaus - beim Ehrenamt. Um diesen Anlass gebührend zu feiern, startet der DFB eine Social Media Mitmach-Aktion, an der sich jede*r beteiligen kann.
Hierzu laden wir ganz Fußballdeutschland ein, an der Aktion teilzunehmen: Durch den Upload eigener Fotos auf ihren Social-Media-Profilen. Während der Aktionswoche freuen wir uns über viele teilnehmende Vereine aus der ganzen Fußballfamilie. Jeder Verein kann ganz einfach mitmachen:
1. Nutzt das offizielle DFB-Motiv oder veröffentlicht ein eigenes #EhrenamtIstUnbezahlbar-Motiv mit Ehrenamtlern aus eurem Verein.
2. Nutzt gerne den Schriftzug "Sein/ihr Marktwert: 13,9 Mrd.". Die Zahl steht sinnbildlich für die Sozialrendite des deutschen Amateurfußballs und jede*r Ehrenamtliche trägt dazu bei, dass dieser Wert erwirtschaftet wird.
3. Veröffentlicht das Motiv mit dem Hashtag #EhrenamtIstUnbezahlbar auf euren Kanälen und werdet Teil der großen Mitmach-Aktion.
Autor/-in: Thomas Hackbarth