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In Dortmund einst "Pöhler", in Liverpool "The Normal One": Jürgen Klopp.[Foto: Getty Images]
Trainer Jürgen Klopp steht heute mit seinem FC Liverpool im Endspiel der Champions League. Mit einem Sieg im „englischen Finale“ gegen Tottenham Hotspur könnte sich der Ex-BVB-Coach bei den „Reds“ unsterblich machen. Doch auch bei manchem Kreisligisten stünde "Kloppo" sicherlich hoch im Kurs. Joel Grandke mit seiner neuesten Ausgabe der Kolumne Amateur-Alltag
Fußball-Weisheit #59: „Mit schlechtem Fußball habe ich mich lange genug rumgeschlagen – und zwar mit meinem eigenen.“ (Jürgen Klopp)
Da klimpert’s kräftig im Phrasenschwein. Jürgen Klopp gehört zu der Sorte Trainer, die sich durchaus selbst auf die Schippe nehmen kann. Unvergessen ist beispielsweise sein Interview mit Sportjournalist Arnd Zeigler aus der Dortmunder Meistersaison 2010/2011, in dem er nach einem glatten 4:0-Auswärtssieg in Hannover über seinen mangelhaft besetzten Kader, der gegen den Trainer zu spielen scheine, und einen Roman Weidenfeller im Tor spricht, den man sich ab und an schönsaufen müsste, da er vor allem morgens nach dem Aufstehen ein „schreckliches Bild“ abgebe. Die Liste an unterhaltsamen Sprüchen lässt sich bei „Kloppo“ beliebig erweitern. Auf die Frage, wie man gegen die Bayern bestehen wolle, gab er vor einigen Jahren augenzwinkernd zu Protokoll, dass man die Münchner auf das eigene Niveau herunterziehen wolle. Die Bundesliga-Zeiten sind für den 51-Jährigen mittlerweile Vergangenheit – genauso wie schlechter Fußball. Nach seiner Ära beim BVB wird er nun auch in Liverpool für seine Art und seinen Offensiv-Fußball geliebt. Dass es mit 97 Punkten in der abgelaufenen Saison nicht zum Premier-League-Titel gereicht hat, ist an Bitterkeit kaum zu überbieten. Am heutigen Abend könnte er sich bei den „Reds“ dennoch unsterblich machen, sollte er später die Champions-League-Trophäe in den Madrider Nachthimmel strecken. Beim „englischen Finale“ gegen Tottenham Hotspur wird Klopp den Kontrahenten gewiss nicht auf sein Niveau herunterziehen müssen.
„The Normal One“, wie er sich in Abgrenzung zum divenhaften „Special One“-Star-Coach José Mourinho mal scherzhaft selbst bezeichnete, gehört zweifellos zu den beliebtesten Trainern der Gegenwart. Oftmals wurde schon die Frage in den Raum gestellt, wie sich internationale Top-Trainer wohl an der Seitenlinie eines Kreisligisten machen würden: Was könnte ein Jürgen Klopp aus der Zweitherren-Mannschaft der SG Castrop-Rauxel herausholen? Wie wahrscheinlich es ist, dass wir eine solche Konstellation in Zukunft nochmal erleben werden, kann sich jeder wohl selbst ausrechnen. Dennoch: Es lässt sich zumindest ansatzweise überprüfen, wie viel Klopp in eurem Kreisliga-Trainer steckt. Blicken wir auf ein paar seiner Eigenheiten und schauen, wie nah euer Coach dran ist…
Oh Herr, schick‘ Talent vom Himmel!“
Identifikation: Jürgen Klopp gelingt es wie kein zweiter Trainer, seinen Verein zu verkörpern. Zwischen dem vergleichsweise beschaulichen Mainz, dem schmuddeligen Ruhrpott und der englischen Hafenstadt Liverpool liegen Welten, dennoch gelang es ihm überall gleichermaßen, sich mit dem jeweiligen Umfeld nicht nur vertraut, sondern eins zu machen. Er spricht die Sprache der Fans und weiß um die Mentalität, die in der Region vorherrscht. Trotz seines Abgangs aus Dortmund wird ihm kein BVB-Fan absprechen, dass er seine „Pöhler“-Kappe nicht stets mit Stolz getragen hätte. In Sachen Identifikation können viele Kreisliga-Coaches aber locker mit dem Kollegen Klopp mithalten. Im Amateurfußball gibt es unzählige Trainer, die ihrem Verein schon seit ihrer Kindheit die Treue halten. Wer schon im Bambini-Trikots seines Heimatclubs über den Platz gestolpert ist und 50 Jahre später noch als Trainer der Senioren aktiv ist, ist hier jedem Vergleich gewachsen. Die Klopp-Skala wird bei diesem Aspekt oftmals gesprengt.
Motivation: „Kloppo“ gehört taktisch sicher nicht zu den Meistern unter den großen Trainern, wobei er in diesem Bereich deutlich zugelegt hat. Vor allem ist er aber ein brillanter Motivator. Es gelingt ihm immer wieder aufs Neue, seine Truppe bis in die Haarspitzen heiß zu machen. Selbst diejenigen, die bei ihm eigentlich in zweiter Reihe stehen und aufgrund fehlender Spielzeit nicht unbedingt vor Selbstvertrauen strotzen dürften, jagt er nach seiner Ansprache mit breiter Brust aufs Feld. Sein ehemaliger BVB-Weggefährte Oliver Kirch dazu: „Er schafft es, mit nur einem Satz und seiner Präsenz, seinem Gesichtsausdruck dafür zu sorgen, dass du komplett begeistert bist.“ Bei den Kreisliga-Coaches trennt sich an dieser Stelle schon die Spreu vom Weizen. Auch hier gibt es die großen Redner, die ihr Team so einstellen, als würde es fünf Minuten später in die Schlacht um Troja ziehen. Aber Obacht: Nicht immer gilt die Regel „Viel hilft viel“. Solch eine Ansprache kann vor dem Freundschaftsspiel gegen die eigene A-Jugend auch schnell unfreiwillig komisch werden. Andere Trainer gehören eher zur introvertierten Sorte. Auch mit reiner Kompetenz, Sachlichkeit und guter Analyse lässt sich ein Team zweifelsohne entwickeln – einen hohen Klopp-Faktor gibt es dafür aber nicht.
Jubel: Wer an Tore des FC Liverpool denkt, hat wohl direkt diesen einen Klopp-Gesichtsausdruck vor Augen, bei er mit voller Entschlossenheit die Zähne zusammenbeißt und dazu auf Hüfthöhe die Fäuste schwingt. Authentischer und emotionaler geht es nicht: Hier wird keine Choreografie abgespult, wie sie beispielsweise seine Ex-Schützlinge Aubameyang oder Reus nach einem Tor aufgeführt haben. Kloppo entlädt seine Anspannung sichtbar, bei besonderen Treffern bricht er auch gern mal aus seiner Coaching-Zone aus und führt den Platzsturm seiner Ersatzbank wie ein Feldherr an. Auf den Dorfsportplätzen der Republik wird meist etwas gediegener gefeiert. Auch hier gibt es natürlich die komplette Bandbreite – vom impulsiven Jubler, der nach dem Last-Minute-Treffer auf den Knien bis zur Mittellinie rutscht und dem Mannschaftsbetreuer vor lauter Freude die Glatze küsst, bis zu dem, der maximal zufrieden nickt und die Faust in seiner Jackentasche ballt. Faustregel ist allerdings: Je mehr du aus dir herauskommst, desto höher der Klopp-Faktor. Wer kontrolliert und schweigend am Spielfeldrand stehen will, sollte lieber zur Schach-WM gehen.
Schutz der Mannschaft: Den deutschen Star-Trainer zeichnet aus, dass er sich auch nach schlechten Spielen schützend vor seine Mannschaft stellt. Das gilt auch für einzeln Spieler: Selbst nach dicken Böcken in wichtigen Partien stärkt er dem Betroffenen danach öffentlich den Rücken. Mit dieser Art gelingt es ihm, vor allem junge Spieler in Ruhe zu entwickeln und ihnen den Druck zu nehmen. Auch in der Kreisliga gibt es die Vertreter, die nach Abpfiff erstmal den Spieler ansteuern, der kurz zuvor mit seinem fatalen Rückpass für die Niederlage gesorgt hat. An dieser Stelle wird direkt psychologische Aufbauarbeit geleistet – ganz im Stil des Großmeisters. Auf der anderen Seite kennen wir genauso die cholerischen Schreihälse, die nach dem ersten Fehlpass ihres Spieler auf die Knie sinken und die Arme hilfesuchend gen Himmel strecken: „Oh Herr, schick‘ Talent vom Himmel!“ Sicherlich kommen verschiedene Spielertypen unterschiedlich gut mit solchen verbalen Motivationsspritzen klar, doch an der Anfield Road wird man den Heim-Coach derzeit gewiss nicht auf diese Weise beobachten.
Fakt ist: Der Großteil Fußball-Deutschlands wird am heutigen Abend den „Reds“ die Daumen drücken. Unsere Kreisliga-Trainer können ihm vom heimischen Sofa dann nicht nur zujubeln, wenn er – so hoffen wir einfach mal ganz parteiisch – die verdiente Trophäe in den Händen hält. Sicherlich können sie sich von ihm während des Spiels noch einige Kniffe für das eigene Coaching abschauen. Wer mit Spielern Meisterschaften gewinnen kann, die ein „schreckliches Bild“ abgeben wie angeblich der Kollege Weidenfeller am Morgen, der müsste ein optimales Vorbild für Amateurtrainer abgeben.
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
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