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Trotz zweimaliger Führung, über weite Strecken überlegenem Spiel und einem engagierten Auftritt vor 5.212 Zuschauern an der Gellertstraße hat der Chemnitzer FC in der Regionalliga Nordost gegen den formstarken Greifswalder FC einen sicher geglaubten Heimsieg verpasst.
Joker Jongmin Seo brachte die Himmelblauen in der 85. Minute erneut in Front, doch nur zwei Minuten später glich der ebenfalls frisch eingewechselte Elias Cosak für die Gäste aus. Ein bitteres 2:2-Unentschieden für den CFC, der nicht nur mehr Ballbesitz und höhere Spielanteile hatte, sondern auch zweimal Aluminium traf – und letztlich erneut die Effektivität im Abschluss vermissen ließ. Greifswald hingegen zeigte sich wie schon im Hinspiel als unangenehmer, nie aufgebender Gegner und blieb mit dem späten Punktgewinn zum neunten Mal in den letzten zehn Ligaspielen ungeschlagen.
Die Gastgeber begannen mit hoher Präsenz im Zentrum, pressten situativ und fanden über Mergel, Damer und Tobias Müller früh in die Halbräume. Greifswald stand tief, versuchte über Lämmel und Vogt Ordnung ins Spiel zu bringen, wirkte aber vor allem in der Rückwärtsbewegung anfällig. In der 29. Minute wurden die Bemühungen der Chemnitzer erstmals zählbar belohnt: Nach einem weiten Diagonalball an den langen Pfosten ging Greifswalds Farr zu ungestüm zu Werke, spielte den Ball mit dem Arm – Schiedsrichter Franz Wien entschied ohne Zögern auf Strafstoß. Dominik Bozic ließ sich die Chance nicht nehmen und verwandelte souverän flach unten links zur 1:0-Führung (30.).
Für den Serben war es bereits der sechste Treffer im achten Einsatz – eine bemerkenswerte Quote, insbesondere angesichts seiner langen Leidenszeit mit Schambeinentzündung. Der CFC blieb dran, setzte nach, doch in der 36. Minute kam Greifswald mit der ersten gelungenen Kombination zum Ausgleich – eine kalte Dusche für die Himmelblauen.
Was sich wie eine beruhigende Führung anfühlte, war binnen sechs Minuten wieder egalisiert. Nach einem feinen Steckpass von Brandt ließ Kratzer den Ball clever durch, Griebsch bediente von der Grundlinie mustergültig in den Fünfmeterraum, wo Felix Müller beim Versuch, Benyamina zuvorzukommen, das Leder unglücklich ins eigene Tor lenkte (36.). Die Partie war damit wieder offen – und Greifswald hatte plötzlich Oberwasser.
Chemnitz hingegen ließ sich nicht beirren. Noch vor der Pause verzeichnete Zickert nach Ecke von Lihsek einen wuchtigen Kopfball an die Latte (40.), kurz darauf grätschte Hollenbach eine Hereingabe an den eigenen Querbalken (45.+2). Zwei Aluminiumtreffer innerhalb weniger Minuten unterstrichen die Ambitionen der Hausherren – der Halbzeitstand von 1:1 war aus Chemnitzer Sicht schmeichelhaft für die Gäste.
Auch nach dem Seitenwechsel diktierte der CFC über weite Strecken das Geschehen. Greifswalds tiefe Staffelung zwang die Himmelblauen zu geduldigem Positionsspiel. Bozic blieb im Zentrum eng bewacht, suchte wiederholt Ausweichbewegungen, während über die Flügel vor allem Damer für Tempo sorgte. In der 60. Minute brachte Trainer Benjamin Duda mit Seo einen frischen Offensivimpuls – ein Wechsel, der sich später noch auszahlen sollte.
Greifswald dagegen lauerte auf Umschaltsituationen, blieb offensiv aber lange ohne klare Zielstrebigkeit. Erst zwischen der 58. und 62. Minute geriet Chemnitz mehrfach ins Wanken: Benyamina verpasste nach Konter nur um Zentimeter, Adamczyk musste gegen Kocer und erneut Benyamina zweimal am kurzen Pfosten klären.
Doch dann schien der CFC den Widerstand zu brechen. In der 85. Minute setzte Seo zum Sololauf an, ließ Farr mit einem schnellen Richtungswechsel stehen und traf aus halbrechter Position mit einem flachen Schuss ins lange Eck zum 2:1 – großer Jubel an der Gellertstraße, der jedoch nur kurz währte.
Denn nur zwei Minuten später schlug Greifswald eiskalt zurück. Eine Flanke von Griebsch wurde an den langen Pfosten verlängert, dort kam ein Chemnitzer nicht entscheidend zum Klären, legte unfreiwillig für Cosak ab – der Joker der Gäste nahm Maß und drosch den Ball unter die Latte (87.). Es war der zweite Abschluss auf das Tor in der zweiten Halbzeit – und der zweite Treffer.
In der Nachspielzeit versuchte Chemnitz noch einmal alles, Bozic prüfte Jakubov aus 18 Metern, doch der frühere CFC-Torwart parierte sicher (90.+3). So blieb es beim 2:2, das für die Himmelblauen trotz ordentlicher Leistung wie eine gefühlte Niederlage wirkte. Auch Trainer Duda dürfte die verspielte Führung ärgern, zumal seine Elf erneut zu wenig aus ihrer Dominanz machte.
Chemnitz ist weiter auf der Suche nach der Balance zwischen Spielkontrolle und Zielstrebigkeit. Gegen einen effektiv konternden und in den entscheidenden Momenten cleveren Greifswalder FC reichte es trotz klarer Überlegenheit und zweimaliger Führung nur zu einem Remis. Die Westsachsen zahlen erneut Lehrgeld im Umgang mit späten Spielphasen – Greifswald hingegen bleibt durch das späte 2:2 moralisch stabil und unterstreicht seine Position im oberen Tabellenmittelfeld.