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Roland Grahammer einst als Bundesliga-Profi im Trikot des FC Bayern und heute mit seinem Sohn Philip. [Foto: Fotos imago, privat; Collage FUSSBALL.DE]
Pipinsried, ein Dorf im oberbayerischen Landkreis Dachau, 556 Einwohner. Dass der örtliche Fußballklub einmal gegen den Deutschen Meister von 1966 spielen würde, war lange Zeit nicht sehr wahrscheinlich. Am 6. Oktober 2017 ist es so weit, der FC Pipinsried gastiert bei 1860 München. 12.500 Zuschauer sind an diesem Freitagabend im Stadion an der Grünwalder Straße, die alte Heimat der in die Regionalliga abgestürzten „Löwen“ ist mal wieder ausverkauft. Der Underdog aus Pipinsried hat gegen den TSV keine Chance, auch Philip Grahammer kann an der 0:3-Niederlage nichts ändern. Der 26-Jährige ist der Sohn des früheren Bundesliga-Profis Roland Grahammer – die neueste Folge unserer Serie Familienbande.
Seit viereinhalb Jahren spielt Philip Grahammer in Pipinsried. Dass er einmal in dem kleinen Örtchen landen und dort so lange bleiben würde, hätte er nie für möglich gehalten. „Als ich zum ersten Mal dahin gefahren bin, dachte ich, ich hätte mich verfahren“, erinnert er sich lachend. „Es gibt nur eine Straße, die durchs Dorf führt, rechts und links liegen ein paar Bauernhöfe. Außerdem gibt es eine Kirche und eine Kneipe, das war's.“
Philip Grahammer wächst in Ottobrunn südöstlich von München auf. 1994 beendet Papa Roland, gebürtig aus Augsburg, nach insgesamt 221 Bundesliga-Partien für den 1. FC Nürnberg und den FC Bayern seine Karriere in München. Er wird Spielerberater, vertritt unter anderem die Interessen von Ex-Nationalspieler Carsten Jancker. Heute arbeitet der 54-Jährige mit seinem Sohn Tür und Tür – bei der in München ansässigen Firma Talents & Pros, die nicht nur Sportler, sondern auch Künstler anderer Branchen betreut.
"Als ich zum ersten Mal dahin gefahren bin, dachte ich, ich hätte mich verfahren. Es gibt nur eine Straße, die durchs Dorf führt, rechts und links liegen ein paar Bauernhöfe. Außerdem gibt es eine Kirche und eine Kneipe, das war's."
Die Tür in die Bundesliga bleibt für Philip Grahammer zu, obwohl auch die Bayern mal bei ihm anklopfen. „Das war in der C-Jugend, aber ich habe mich in Unterhaching wohl gefühlt und wollte nicht weg“, erzählt er. Der talentierte Nachwuchs geht schließlich einen anderen Weg, obwohl „mein Vater natürlich immer ein Vorbild für mich gewesen ist, denn wer kann schon von sich behaupten, dreimal Deutscher Meister gewesen zu sein?“
Philip Grahammer fängt mit vier Jahren beim TSV Ottobrunn an. „Der Sportplatz war gleich bei uns in der Nähe, nur ein paar Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad“, berichtet er. „In der E-Jugend bin ich dann zur Spielvereinigung Unterhaching gegangen, auch bis zu unserem Nachbarort war es nicht weit, vielleicht 15 bis 20 Minuten.“ Beim damaligen Bundesligisten spielt er unter anderem mit Michael Hefele, der heute bei Huddersfield Town in England kickt, in einer Mannschaft.
Er bleibt bis zur U 23 in Unterhaching, Trainer Heribert „Harry“ Deutinger hält zwar viel von dem defensiven Mittelfeldspieler, doch zwischenmenschlich passt es am Sportpark nicht mehr. Philip Grahammer wechselt zum SV Heimstetten, steigt mit dem Klub aus Kirchheim von der Bayern- in die Regionalliga auf. Doch dann hat er andere Dinge im Kopf als Fußball. „Ich bin früh Vater geworden und habe mir eine Pause vom Fußball genommen“, verrät Philip Grahammer.
Nach einem halben Jahr Babypause – Sohn Emil ist heute fünf und spielt auch begeistert Fußball, aber noch nicht im Verein – schließt sich der junge Vater dem SC Fürstenfeldbruck an. Eine kurze Episode, denn dann erliegt Philip Grahammer dem Charme des FC Pipinsried. „Konrad Höss, der Vorsitzende des Vereins, hat im Frühjahr 2013 bei mir angefragt. Ich hatte keine großen Profiambitionen mehr und habe mir gedacht, dass ich mir das ja mal anhören könnte“, schildert Philip Grahammer die Anfänge einer schönen sportlichen Beziehung. Sie hält bis heute an: „Das ist ein sehr familiär geführter Verein, in dem alle im Dorf ein wenig mithelfen, unser Präses Konni Höss ist ja sogar Platzwart. Sportlich passte auch alles, als ich in Pipinsried angefangen habe, war das ja schon in der Bayernliga und mit dem Aufstieg in diesem Jahr in die Regionalliga ging es noch einmal ein Stück weiter nach oben.“
Als im Sommer dieses Jahres die Nachricht die Runde macht, dass bei dem neuen Viertligisten vom Dorf nur zweimal die Woche trainiert wird, gilt das kleine Pipinsried natürlich sofort als Kanonenfutter für die unter Profibedingungen arbeitenden Gegner wie die „Sechzger“ oder die U 23-Abteilungen aus Nürnberg, Augsburg, Ingolstadt und des FC Bayern. „Klar, wir wurden anfangs etwas belächelt und auf jeden Fall unterschätzt“, sagt Philip Grahammer.
Aus den ersten fünf Partien in der Regionalliga Bayern holt der absolute Underdog dann auch nur vier Punkte, gewinnt aber dann zweimal hintereinander, sogar beim Bayern-Unterbau. „Unsere Truppe ist richtig gut zusammen gestellt, viele unserer Jungs sind ja in der Jugend von Bayern, 1860, Unterhaching, Ingolstadt oder Augsburg ausgebildet worden. Spielerisch können wir mit den meisten Gegnern gut mithalten oder sind ihnen sogar überlegen“, erklärt Philip Grahammer. „Rein konditionell und manchmal auch vom Kopf her merkt man den Unterschied aber doch – zum Beispiel in Burghausen, wo wir 2:0 geführt haben, aber am Ende noch das 2:2 kassiert haben.“ Mit 29 Punkten verabschiedet sich der FC Pipinsried auf Platz 14 und somit einem Nichtabstiegsplatz in die Winterpause.
Für Philip Grahammer ist der Verein ideal, um höherklassigen Fußball, Beruf und Familie gut unter einen Hut bringen zu können. Nach dem Fachabi studiert er an der Uni München BWL und schließt sein Studium mit dem Bachelor ab. Danach arbeitet er zunächst in der Firma seiner Mutter, die eine Eventagentur führt und unter anderem eine Loge in der Allianz-Arena betreibt. Vor einem Jahr steigt er dann bei Talents & Pros ein, wo sein Vater bereits als Spielervermittler tätig ist. Er selbst ist für die Spielersichtung und -betreuung zuständig.
Sein Vertrag beim FC Pipinsried läuft zum Saisonende aus – Verlängerung nach dann fünf Jahren nicht ausgeschlossen. Dass es in dem Dorf immer noch nicht mehr als ein paar Bauernhöfe, eine Kirche und eine Kneipe gibt, daran hat sich Philip Grahammer längst gewöhnt.
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