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In der Kreisliga bei vielen nicht gern gesehen: Die langen Unterhosen.[Foto: Getty Images, imago, Collage: FUSSBALL.DE]
Fußball-Weisheit #66 „Wäre es kälter gewesen, wäre vielleicht einer meiner Spieler am Boden am Boden festgefroren.“ (Peter Neururer nach einer 0:3-Niederlage seines 1.FC Köln beim MSV Duisburg.)
Da klimpert’s kräftig im Phrasenschwein. Die Winterpause der Bundesliga ist offiziell vorbei, der meteorologische Winter noch lange nicht. Im Süden der Republik stapeln sich schon länger die Schneemassen, mittlerweile haben sich Schneefall und Frost auch ihren Weg bis hoch in den Norden gebannt. Die Wetterlage verspricht somit allerorts einen frostigen Start in die Bundesliga-Rückrunde. Selbst die deutschen Profis werden sich an die Kälte ein Stück weit gewöhnen müssen, schließlich sind viele von ihnen gerade erst aus dem Wintertrainingslager zurück. Ob Katar (Bayern), Südafrika (Werder) oder Südeuropa (viele andere Teams): Die meisten Bundesligisten zog es in Breitengrade mit deutlich milderen Temperaturen als im derzeit eisigen Deutschland. Sonnenschein statt Bodenfrost, T-Shirt statt Winterjacke, Sonnencreme statt Handwärmer. Nun müssen die Kicker aber wieder raus in den deutschen Winter. Da kann der Platzwart die Rasenheizung noch so auf Anschlag drehen, gemütlich wird es im Stadion nicht wirklich.
Während sich die Zuschauer mit Schal und Mütze auf den Tribünen dick einpacken können, bleiben den Profis auf dem Rasen nicht so viele Optionen, um sich warm zu halten. Adidas, Nike und Puma führen bislang keine Winterstiefel mit Schraubstollen in ihrem Katalog, in denen es sich einigermaßen passabel kicken lässt. Dicke Socken passen auch nicht unter die engen Treter, zudem würden diese wohl kaum die Eigenschaften mitbringen, die in Zeiten von atmungsaktiver, schweißabweisender, wasserfester und wärmeisolierender Gore-Tex-High-Tech-Thermo-Multifunktions-Wear aus einem Polyamid- oder Elasthan-Gemisch längst zum minimalen Standard geworden sind. Da liegt die Vermtuung nahe, dass unsere modernen Sportklamotten mittlerweile intelligenter sind als der durchschnittliche Abiturient. Als geeignete Sportkleidung hält auch der von Oma liebevoll selbstgestrickte Wollpulli nicht her, so muckelig dieser bei den jetzigen Temperaturen auch sein mag. Und wenn Großmutter auf dem Weihnachtszettel etwas von „DryTechFit-Irgendwas“ liest, dann wird auch sie schnell einsehen, dass ihre textile Schaffenskraft endgültig an Grenzen stößt.
Die Bundesliga-Profis können sich problemlos an der gesamten winterlichen Angebotspalette ihrer Ausrüster bedienen – und das tun sie ausgiebig. Es fängt ganz harmlos mit dem langärmligen Unterzieh-Shirt an. Hier bedarf es keiner weiteren Erklärungen: Bei Minusgraden darf man sich auch als Sportler, der sich (im besten Fall) über 90 Minuten in Bewegung hält, etwas über die Arme ziehen. Die kurze und hautenge Unterzieh-Hose gehört bei vielen ohnehin zum Standardprogramm.
Bei der Frage, was darüber hinaus noch gegen die Kälte an Rüstung angelegt wird, scheiden sich die Geister. Einige greifen zu Sporthandschuhe, um die Finger warmzuhalten. Andere nutzen einen dünnen Halswärmer, damit die Kälte nicht in den Nacken kriecht. Die lange Unterhose wird häufig belächelt, kommt beim ein oder anderen Profi aber auch zum Einsatz. Fragen werfen vor allem die teils abenteuerlichen Kombinationen auf, in denen die vorgestellten Kleidungsstücke getragen werden: Sind wir hier noch im Fußballstadion oder schon auf der Fashion Week? Kurze Ärmel und Handschuhe wirken auf den ersten Blick zumindest eigenartig. Kurze Ärmel, keine Handschuhe, dafür lange Unterhose und Halswärmer ergeben auch einen Hingucker, der auf gewisse Weise inkonsequent wirkt. Aber jeder scheint wohl an anderen Körperteilen schnell zu frieren, verurteilen sollte man dafür niemanden. Wir standen wohl aber alle schon mal kopfschüttelnd an der Bushaltestelle, als ein Mitwartender mit seinem besonderen Stilbewusstsein ins Auge fiel: Untenrum natürlich knöchelfrei, so will es der Trend, dafür aber obenrum ein Strickschal, der eine Fläche von drei Hektar bedecken könnte und trotz zehnfacher Umwicklung noch bis weit unter die Gürtellinie reicht. Der Trend der Knöchelfreiheit ist glücklicherweise noch nicht bis in die Bundesliga geschwappt, die Statuten lassen diesbezüglich auch keinen Spielraum. Es scheint aber nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Stutzen auf den Markt kommen, in die auf beiden Seiten großzügige Löcher geschnitten wurden, um dem neuen „Schönheitsmerkmal Knöchel“ auch beim Fußball eine angemessene Bühne zu bieten.
In der Kreisliga würden es solche Mode-Trends wohl schwer haben. Natürlich gibt es auch hier die „Fashion-Victims“, die mit ihren bunten Bolzern auf Krampf versuchen aufzufallen. Von den restlichen Mitspielern, die keine Follower auf Instagram influencen wollen, werden solche Versuche meist scharf verurteilt. Das gilt besonders für die angesprochene Winterkleidung, schließlich ist die Kreisliga der Ort, in dem bekanntermaßen nur die Harten in den Garten kommen und die Spieler keinen Honig essen, sondern Bienen kauen. Wer sich hier mit langer Thermo-Unterwäsche in das Trikot zwängt und dazu noch Hals und Hände einpackt, hat in der Kabine einen schweren Stand und erhält nicht selten die Empfehlung, in Zukunft doch eher auf einen Hallensport umzusteigen. Außerdem sehen viele der nicht ganz austrainierten Spieler in ihrem hautengen Thermo-Outfit aus wie ein Michelin-Männchen mit Blähbauch. Ob sich damit Instagram-Follower generieren lassen, darf angezweifelt werden.
Die härtesten der Zunft verzichten sogar auf ein normales Shirt unter dem Trikot. Jedes Team hat diesen einen Spieler in seinen Reihen, der selbst bei Frost im (durchgeschwitzten) Shirt zum Training kommt und die lange Trainingshose nur trägt, um nicht den vorgegebenen Dresscode zu brechen und in die Mannschaftskasse einzahlen zu müssen. Mit Thermo-Kleidung kann er genauso wenig anfangen wie mit dem Thermomix seiner Frau: „Alles Schnickschnack.“ Sollte er nicht in der Startelf stehen, brauchen seine Mitspieler nicht um die sonst so umkämpfte Winterdecke fürchten. In kurzer Hose und Trikot macht er sich auf der Ersatzank gemütlich, als säße er gerade an einer Strandbar am Mittelmeer. Fehlt nur noch, dass er seine bibbernden Kollegen auf dem Feld mit Flip-Flops und Sonnenbrille anfeuert. Und sollte einer von ihnen auf dem Boden festfrieren, wie es Kollege Neururer seinerzeit befürchtete, wäre er sofort einsatzbereit. Wer nie kalt wird, der braucht auch kein Warm-Up.
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
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