Frauen-Derby BVB gegen Schalke elektrisiert Fans: "Das pusht wahnsinnig"
Ein Frauen-Derby elektrisiert den Ruhrpott. BVB-Kapitänin Marie Grothe und Schalke-Torjägerin Jennifer Moses sprechen über das Topspiel der Westfalenliga.
Mehr lesen
Aktuell technische Probleme bei FUSSBALL.DE.
An der Lösung des Problems wird mit Hochdruck gearbeitet.
Wir bitten um euer Verständnis.
Volles Haus: In den Kabinen von Amateurvereinen kann es schon mal etwas enger zugehen.[Foto: imago/foto2press]
Die Spielerkabine ist ein geschützter Raum, ein Zufluchtsort. Im Profibereich normalerweise sehr geräumig, gleicht sie einer kleinen Wohlfühloase. Es sei denn, man blickt zum SSC Neapel, wo der Kabinentrakt aktuell eher einer Baustelle gleicht. Amateurkicker kennen das, in ihren Kreisligakabinen tummeln sie sich mitunter auf einer Handvoll Quadratmetern;es entsteht eine ganz besonders gemütliche Atmosphäre für alle Beteiligten. Die neuesten Ausgabe der FUSSBALL.DE-Kolumne Amateur-Alltag.
Fußball-Weisheit #75: " Es eskaliert ganz dezent." (Sagte der ehemalige Mainzer Verteidiger Leon Balogun über die Kabinenstimmung nach einem Sieg gegen den FC Bayern)
Da klimpert's kräftig im Phrasenschwein. Der Kabinentrakt ist so was wie der Backstage-Bereich der Profifußballer. Während der 90 Minuten auf dem Rasen stehen sie im Scheinwerferlicht, wobei jede ihrer Handlungen durch unzählige Kameras eingefangen wird. Das führt soweit, dass sie sich teilweise sogar die Hände beim Sprechen vor den Mund halten, um potenziellen Lippenlesern die Arbeit zu erschweren. Die Kabine dient hingegen als geschützter Raum, als Zufluchtsort, in dem jeder Spieler noch frei von der Leber weg auftreten kann. Vor dem Anpfiff gibt es hier die letzten taktischen Anweisungen und feurige Motivationsreden des Coaches, in der Halbzeit wird sich an selber Stelle gesammelt und bei Bedarf nachjustiert, nach Abpfiff wird gemeinsam gefeiert oder gefrustet.
Wir kennen alle die Bilder der geräumigen Profikabinen, in denen jeder ausreichend Platz hat und die Trikots schon fein säuberlich bereitliegen, wenn die Spieler sie betreten. Ihnen wird eine kleine Wohlfühloase geboten, schließlich sollen sie sich voll und ganz auf den Fußball konzentrieren können. Diese Rahmenbedingungen kann der italienische Spitzenclub SSC Neapel seinem Team im eigenen Stadion derzeit nicht bieten. Dort, wo heute Abend das erste Heimspiel der Saison ausgetragen werden soll, stehen Baugeländer und Farbeimer. Es sind keine Waschbecken installiert, der Boden ist nicht fertig und offene Stromleitungen ragen aus der Wand. Trainer Carlo Ancelotti ließ seinem Unmut kürzlich freien Lauf: Ich sah den Zustand der Kabinen im Stadio San Paolo. Ich bin sprachlos und empört. Ich habe der Bitte des Vereins entsprochen, die ersten beiden Spiele auswärts zu bestreiten, damit die Arbeiten abgeschlossen werden können. Man kann in zwei Monaten ein ganzes Haus bauen – und die haben es nicht mal hinbekommen, die Kabine zu renovieren."
"Man kann in zwei Monaten ein ganzes Haus bauen - und die haben es nicht mal hinbekommen, die Kabine zu renovieren"
Es wäre schon eine absurde Vorstellung, wie sich die millionenschweren Top-Stars in staubiger Baustellen-Atmosphäre umziehen und es nach dem Spiel heißt: "Duschen funktionieren noch nicht. Lasst sonst einfach eben die Sachen an und duscht schnell zuhause." Für Amateurfußballer gehören erschwerte Bedingungen in den Katakomben zum Alltag. "Na immerhin haben sie in Neapel genug Platz und ein Dach über dem Kopf", wird sich viele Kreisligakicker da denken. Das ist schließlich keine Selbstverständlichkeit. Auf den Dorfsportplätzen muss regelmäßig improvisiert werden, was den Backstage-Bereich der Amateure angeht.
Nicht jede Kabine mag sich hier im Zustand eines Rohbaus befinden, dafür ergibt sich in erster Linie ein Platzproblem. Die Räume sind teilweise kaum größer als heimische Abstellkammern. Doch hier werden keine Bälle oder Trainingsmaterialien gelagert, hier soll sich eine Herrentruppe in voller Mannstärke gleichzeitig für ein Spiel fertigmachen. Die Spieler sind so zusammengepfercht, dass es wohl nur eine Frage der Zeit zu sein scheint, bis "Amnesty International" öffentlich auf diese Missstände hinweist. Kreisligakicker müssen das Ganze mit Galgenhumor ertragen. Wenn der 100-Kilo-Libero im Trikotkoffer nach Stutzen wühlt, muss der Hintermann auf der Bank schon ausweichen, um nicht sein Hinterteil ins Gesicht zu bekommen. Wenn der Libero am Ende seine Bolzer anziehen will, kann er das dann auch direkt auf dem Schoß seines Mitspielers machen, bei dem so immerhin die Durchblutung der Oberschenkel als eine Form des Warm-Ups gefördert wird.
Die Not macht allerdings auch erfinderisch: Es gibt einige Kreisliga-Clubs, die sehnsüchtig auf eine Neuauflage von "Wetten, dass…?" warten. Ihre Wette: Der gesamte 20-Mann-Kader der Seniorenmannschaft soll es schaffen, sich in kompletter Besetzung in unter zwei Minuten in einer Telefonzelle umzuziehen– eine ausführliche Traineransprache wäre in dieser Zeit noch inklusive.
Diese Fähigkeiten perfektionieren die Teams zwangsläufig dann, wenn sich mal wieder zu viele Teams auf zu wenige – ohnehin schon viel zu kleine – Kabinen aufteilen müssen. Während die 2. Herren noch draußen auf dem Spielfeld steht, muss die 1. Herren sich bereits fertigmachen. Hinzu kommt noch eine Ladung Taschen der B-Jugendlichen, die bereits am Morgen gespielt hatten und ihre Sachen nun bis zum Abend trocken zwischengelagert haben. So wird es auf der Handvoll Quadratmetern natürlich besonders gemütlich für alle Beteiligten.
Wenn die Sportanlage es hergibt, kann Abhilfe geschaffen werden, indem man Teams zum Umziehen in die benachbarte Sporthalle verfrachtet. Das Platzproblem wäre damit gelöst, dennoch birgt auch diese Regelung Schwierigkeiten. Trotz klarer Ansage des Heim-Betreuers hält sich das Gästeteam nicht an die Auflage, die Bolzer erst draußen anzuziehen. So kommt es schon in der Halbzeit zwischen den Betreuern beider Teams zum Eklat, weil keiner aus dem Gästeteam die Fußballschuhe ausgezogen hat, sodass der halbe Sportplatz auf dem Hallenboden verteilt wurde. Die Diskussion, ob nun die Heim- oder Auswärtspartei für das lästige Fegen nach der Partie in der Pflicht steht, wird selbst Stunden nach Abpfiff noch hochemotional geführt.
Unabhängig davon wären Kreisligaspieler froh, wenn bei den Sanitäranlagen lediglich fehlende Waschbecken wie im Napoli-Stadion das Problem wären. Die Duschen mögen zwar vorhanden sein und funktionieren, doch spätestens bei der Einstellung einer angenehmen Wassertemperatur steht der Nutzer vor einem unlösbaren Rätsel. Bewegt man den Hahn einen Mikrometer nach rechts, ist das Wasser in Sekundenschnelle so kalt wir ein morgendliches Bad in einer Arktis-Bucht. Bewegt man ihn um einen Mikrometer nach links, übergießt man sich quasi mit flüssiger Lava. Es ist weitaus einfacher, blind einen Zauberwürfel zu lösen, als hier eine erträgliche Temperatur zu finden. Und nach fünf Minuten Duschzeit ist die Messe sowieso gelesen: Der Durchlauferhitzer kommt beim hohen Wasserverbrauch nicht hinterher, sodass sich die halbe Truppe ohnehin nur noch unter Eiswürfeln einseifen kann.
Die Probleme, die sich für Ancelotti und sein Team in Neapel also gerade auftun, würden bei Amateurkickern maximal für ein müdes Schulterzucken sorgen. Und wenn eine Kabinenfeier auf dem Dorfsportplatz mal "ganz dezent" eskaliert, wie es beim Sportsfreund Balogun und seinen Mainzern damals der Fall war, dann wird der Raum ohnehin in seine Einzelteile zerlegt. Mit dem feinen Unterschied: Wenn die gesamte Truppe anpackt, würde hier in den zwei Monaten, die die neapolitanischen Bauarbeiter Zeit hatten, ein komplett neuer Kabinentrakt hochgezogen sein.
Joel Grandke, Buchautor und aktiver Amateurkicker aus Hamburg, spürt in seiner wöchentlich auf FUSSBALL.DE erscheinenden Kolumne der Faszination Amateurfußball nach. Stets mit einem Augenzwinkern.
Lieber Fußballfreund,
du möchtest gern einen Beitrag, z.B. Musik, Fotos, Videos, Daten oder einen Zeitungsartikel (nachfolgend „Inhalte“) hochladen? Wir möchten dich an dieser Stelle gern nochmal daran erinnern, dass die Verantwortung für die von dir hochgeladenen Inhalte bei dir liegt. Bitte vergewissere dich also zunächst, ob die Inhalte unseren Vorgaben entsprechen (siehe die ausführlichen Bestimmungen unter „Community-Spielregeln“) und insbesondere ob du über die entsprechenden Nutzungsrechte an den Inhalten verfügst. Diese liegen in der Regel bei Dritten und nicht bei dir, wenn du Inhalte aus dem Internet (z.B. Fotos bekannter Personen, Videos oder Zeitungsartikel) kopierst und hochlädst.
Bitte beachte: Wenn du die Nutzungsrechte an den Inhalten nicht berücksichtigst, kann es zu kostspieligen Abmahnungen und weiteren Forderungen gegen dich kommen. Sofern wir hiermit direkt konfrontiert werden, sind wir berechtigt, deine Daten zum Zwecke der Rechtsverfolgung herauszugeben und mögliche Forderungen an dich weiter zu berechnen.