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Auch mit 90 Jahren ist Rudi Gutendorf noch ein gefragter Mann. [Foto: privat]
"Die Vorfreude auf die neue Aufgabe ist groß. Mal schauen, was mich erwartet." Rudi Gutendorf ist gespannt. Von Koblenz aus führte sein Weg einst über die USA und Südamerika durch die halbe Karibik bis nach Asien, Australien und Afrika. Nun kehrt er zu seinem Heimatverein TuS Koblenz zurück und tritt die 56. Station seiner beispiellosen Trainerkarriere an. Er wird Ehren-Coach der neu gegründeten dritten Mannschaft des Regionalligisten. Das Besondere an dem Team: Es besteht ausschließlich aus Flüchtlingen.
"Natürlich weiß ich, dass das Ganze mit viel Aufsehen verbunden ist. Ein 90-Jähriger als Trainer – ja, wo gibt es denn sowas?"
Etliche Medienvertreter sind zum ersten Training unter der Leitung von Rudi Gutendorf gekommen. „Natürlich weiß ich, dass das Ganze mit viel Aufsehen verbunden ist. Ein 90-Jähriger als Trainer – ja, wo gibt es denn sowas?“, fragt Gutendorf in die Runde und bahnt sich seinen Weg vorbei an den Kameraleuten: „Nun lasst mich aber mal zu meinen Jungs gehen.“ Dass Gutendorf von ‚seinen Jungs‘ spricht, ohne dass er sie zuvor überhaupt gesehen hat, verwundert nicht. „Fußball macht aus Fremden Freunde“, sagt er. Entsprechend herzlich fällt die Begrüßung aus, Berührungsängste gibt es keine. „Ich war auf der ganzen Welt zuhause und wurde überall mit Respekt aufgenommen. Davon möchte ich etwas zurückgeben. Es wäre eine Frechheit, wenn ich bei dieser tollen Sache nicht mithelfen würde“, erklärt Gutendorf.
Initiator des Flüchtlingsteams, das den Namen „TuS Koblenz International“ trägt, ist Markus Breitbach. Der Trainer der Koblenzer U 17 hat das Projekt im vergangenen Jahr zusammen mit seinem Bruder Thomas ins Leben gerufen. Seither wird einmal pro Woche trainiert. „Unser Grundgedanke war, Flüchtlinge zum gemeinsamen Training einzuladen, um ihnen ein Stück weit Ablenkung vom Alltag zu ermöglichen. Die Menschen haben ihr ganzes Leben hinter sich lassen müssen. Wir wollen ihnen eine Perspektive geben“, erzählt Markus Breitbach. Die Idee kam an. Rund 40 Flüchtlinge versammelten sich vor einem Jahr zum ersten Training. „Das waren weitaus mehr als wir uns im Vorfeld erhofft hatten“, erinnert sich Breitbach. „Die Resonanz war einfach überwältigend, wir hatten gar nicht so viele Leibchen.“ Heute besteht die Mannschaft aus 15 bis 20 Spielern, die regelmäßig am wöchentlichen Training teilnehmen. Es sind junge Männer, die aus ihren Heimatländern fliehen mussten. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan und Eritrea.
Wie Integration und der Umgang mit Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen funktioniert, weiß Rudi Gutendorf nur zu gut. Er war auf fünf Kontinenten aktiv, hat in insgesamt 29 Ländern als Fußballtrainer gewirkt. „Alle Stationen bekomme ich gar nicht mehr zusammen, meine bedeutendste war aber sicherlich Ruanda“, berichtet Gutendorf. In dem vom Völkermord gezeichneten ostafrikanischen Land trug der Weltenbummler Ende der 90er-Jahre zur Versöhnung der verfeindeten Volksgruppen Hutu und Tutsi bei. „Ich habe mit Spielern beider Stämme, deren Väter sich gegenseitig die Hälse abgeschnitten haben, am Lagerfeuer gesessen und ihnen vermittelt, dass Rache nichts bringt“, so Gutendorf. „Das erfüllt mich auch heute noch mit unglaublichem Stolz.“
17 Jahre nach seiner erfolgreichen Mission in Ruanda kehrt Rudi Gutendorf nun also in Deutschland auf die Trainerbank zurück. Und auch dieses Mal verfolgt er ein klares Ziel: „Ich will den Flüchtlingen dabei helfen, sich in unserer Kultur zurechtzufinden. Über den Sport wird die Integration erleichtert. Fußball kennt keine Grenzen und fragt nicht, woher du kommst oder was du bist.“
Trotz seiner mittlerweile 90 Jahre kann sich die Trainerlegende auf dem Fußballplatz noch gut Gehör verschaffen. Immer wieder unterbricht Rudi Gutendorf das Trainingsspiel der Flüchtlingself, gibt seiner Mannschaft klare Anweisungen. „Enger am Mann stehen“, ruft er beispielsweise einem Spieler nach einem verlorenen Kopfballduell zu. „Es gibt tausend Kniffe, auf die es im Fußball ankommt. Nicht alles steht im Lehrbuch, vieles hat auch einfach mit Erfahrung zu tun“, sagt Gutendorf. Sein erster Eindruck von der Flüchtlingsmannschaft stimmt ihn positiv: „Markus hat zusammen mit seinem Bruder gute Vorarbeit geleistet, einige Spieler haben Talent. Aber es sind auch blutige Anfänger dabei. Denen muss ich in den nächsten Wochen erst noch zeigen, wie sie den Fuß hinhalten müssen, damit die Bälle nicht verspringen.“
Nach Trainingsende versammelt Rudi Gutendorf die Spieler um sich. „Im Fußball wie auch im alltäglichen Leben kommt es auf das Miteinander an“, gibt der wahrscheinlich älteste aktive Trainer der Welt ihnen mit auf dem Weg. Und obwohl er nicht ihre Sprache spricht, lauschen die Flüchtlinge aufmerksam seinen Worten. So wie damals die Hutu und Tutsi in Ruanda am Lagerfeuer.
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