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Das waren noch Zeiten: Für nur 25.000 D-Mark holte „Hansi“ Wüst einen gewissen Mario Basler von Kaiserslautern zu Rot-Weiss Essen.[Foto: Jörn Duddeck]
Egal ob Ente Lippens, Mario Basler oder Uli Hoeneß - Kreisliga-Trainer Johannes "Hansi" Wüst arbeitete bereits mit einigen Fußballgrößen zusammen und kennt von der Kreis- bis zur Bundesliga alle Seiten des Fußballs. Unter anderem war er für den FC Bayern, Borussia Dortmund und Rot-Weiss Essen in verschiedensten Positionen tätig. Der 65-jährige Coach des Essener A-Kreisligisten RuWa Dellwig ist unsere FUSSBALL.de-Kultfigur der Woche.
Zahlreiche Stars schnürten bereits für Rot-Weiss Essen die Schuhe. Auch für Mario Basler war Essen die erste richtige Profistation. 1989 zahlte Rot-Weiss Essen gerade mal 25.000 D-Mark (umgerechnet etwa 13.000 Euro) an den 1.FC Kaiserslautern. Essens damaliger Manager "Hansi" Wüst steht heute in der Kreisliga A an der Seitenlinie. Der Trainer von RuWa Dellwig erinnert sich im Gespräch mit FUSSBALL.de noch genau daran, wie er den Wechsel einfädelte: "Ich bin nach Kaiserslautern gefahren und habe mir beim Training ein paar Tipps von den anwesenden Rentnern geholt. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen." Basler sagte schnell zu. Schließlich benötigte er Spielpraxis.
Später ging Wüst mit "Super-Mario" auf Wohnungssuche. Natürlich zeigte er ihm nur die schönsten Gegenden von Essen, zum Beispiel Rüttenscheid. Dort kann man Basler übrigens heute noch regelmäßig in der 11 Freunde-Bar treffen. Seinerzeit zog es ihn jedoch in den Essener Norden "Das war besser für ihn, denn da war der Trainingsplatz nicht so weit weg. Er war ja bekanntlich nie der Erste beim Training", denkt Wüst schmunzelnd an die Zeit zurück. Auf den heute 49-Jährigen lässt er nichts kommen: "Er ist ein sehr toller und vor allem ehrlicher Typ." Beide haben noch immer Kontakt. Wüst erklärt, warum Basler erst in Bremen zum echten Star-Spieler reifte: "Otto Rehhagel hatte eine klare Linie und duldete keine Diskussion. In Essen konnten wir Basler nicht so gut erziehen."
"Ich bin nach Kaiserslautern gefahren und habe mir beim Training ein paar Tipps von den anwesenden Rentnern geholt."
Hinter die Kulissen des Geschäfts schaute Wüst erstmals in den Siebziger Jahren in der Kupferdreher Sportkaserne. Dort arbeitete er als Verwaltungsmitarbeiter bei der Sportfördergruppe. Alle Spitzensportler wurden damals noch nach Essen eingezogen - darunter illustre Namen wie Felix Magath, Klaus Allofs und Klaus Augenthaler. Sogar Militärweltmeister darf Wüst sich nennen. Die Deutschen holten im syrischen Damaskus den Titel. Wüst durfte sogar im Rahmen eines Testspiels ein paar Minuten mitspielen.
Mit 24 erhielt er ein Angebot von Preußen Münster, wo er dann ein Jahr lang als Geschäftsführer tätig war. Später wechselte er zu Borussia Dortmund als stellvertretender Geschäftsführer. Kein Geringerer als "Ente" Lippens vermittelte ihm die Stelle. Wüst kletterte die Karriereleiter bis zum Manager nach oben - und war für alles zuständig, außer für Transfers. "Heute würde man Mannschaftsbetreuer dazu sagen", erklärt er. Wüst suchte Wohnungen für die Spieler und Arbeitsstellen für deren Frauen. Zudem organisierte er in Zusammarbeit mit den insgesamt 15 Cheftrainern (u.a. Erich Ribbeck und Pal Csernai) die Auswärtsfahrten. "Ich habe die Zeit genossen", sagt er.
Essens damaliger Präsident Rolf Neuhaus war es, der ihm dann den Wechsel vom BVB zu RWE schmackhaft machte, wo Wüst Geschäftsführer wurde. "Als gebürtiger Essener habe ich damals natürlich nicht so lange darüber nachgedacht", erzählt Wüst, der zweieinhalb Jahre für Essen arbeitete.
Besucht er heute noch die Spiele? "Nein, ich habe mit Rot-Weiss komplett abgeschlossen", sagt er klar und bestimmt: "Es war eine schöne Zeit. Allerdings habe ich auch zwei Lizenzentzüge miterlebt. Zudem habe ich manche Leute anders wahrgenommen, als sie in den Medien dargestellt wurden." Enger ist der Draht zum BVB. Eine WhatsApp-Gruppe um Norbert Dickel und Michael Zorc veranstaltet regelmäßige Treffen in Dortmund.
Seine eigentliche Liebe ist ohnehin der FC Bayern München, für den er nach dem Abschied von Rot-Weiss siebeneinhalb Jahre arbeiten sollte. Im Oberhausener Centro leitete er siebeneinhalb Jahre den Bayern-Fanshop. "Als ich das erste Mal mit Uli Hoeneß telefonierte, war ich total nervös. Er ist aber ein korrekter Mensch und behandelt jeden Angestellten gleich", erinnert er sich. Wüst ist dem FC Bayern immer noch dankbar, denn nach seiner Essner Zeit litt er an einer schweren Krebserkrankung. Die Münchner halfen ihm zurück ins Arbeitsleben. Den Kontakt zu Uli Hoeneß stellte Thomas Helmer her, den Wüst noch aus seiner Dortmunder Zeit kannte. Die Freundschaft zum Ex-Nationalspieler ist bis heute nicht abgerissen. Helmer schenkte ihm sogar sein EM 96-Siegertrikot.
Obwohl er glühender Bayern-Fan ist, leitete er später auch den BVB-Fanshop im Centro. Ein paar Gewissensbisse hatte er 2013, als der Fanshop zum Champions League-Endspiel zwischen Bayern und Dortmund ein Public Viewing in der Essener Grugahalle veranstaltete. "Als Bayern gewann, durfte ich leider nicht jubeln. Es war aber bekannt, dass ich FCB-Fan bin. Damit hatte niemand ein Problem ”, blickt er zurück: "Mein Sohn und "Blochi” waren im London beim Spiel. Ich musste arbeiten."
Mit "Blochi” meint er seinen RuWa-Schützling Matthias Bloch, der ebenfalls zeitweise im Fan-Shop arbeitete und mit den Bayern mitfiebert. Beide kennen sich noch aus Zeiten, als Wüst Trainer von Union Frintrop war und Bloch dort in der Jugend spielte. Der 27-Jährige wechselte vor der Saison von der SpVg Schonnebeck an den Rhein-Herne-Kanal und macht bei RuWa nun eine Ausbildung zum Sportfitnesskaufmann. Seinen Trainer beschreibt der ehemalige Schonnebecker Oberligaspieler als "positiv verrückten Spaßvogel”, der "immer offen und verbindlich” sei.
Seit über 20 Jahren trainiert Wüst verschiedene Amateurvereine, unter anderem die Essener SG 99/06 und die Spvgg. Sterkrade-Nord. In Dellwig formte er in den letzten Jahren aus einem Abstiegskandidaten einen Aufstiegspiranten. Auf den Profibereich spekuliert der Trainer nicht mehr. "Ich bin ja nun nicht mehr der Jüngste", erklärt er und möchte sich Jupp Heynckes gar nicht erst zum Vorbild nehmen: "Der ist doch nochmal ein anderes Kaliber." Aber wer weiß. Vielleicht fragt ja doch irgendwann mal wieder der FC Bayern bei ihm an.
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