Frauen-Derby BVB gegen Schalke elektrisiert Fans: "Das pusht wahnsinnig"
Ein Frauen-Derby elektrisiert den Ruhrpott. BVB-Kapitänin Marie Grothe und Schalke-Torjägerin Jennifer Moses sprechen über das Topspiel der Westfalenliga.
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Kann alles tragen: National- und Bayern-Spieler Bastian Schweinsteiger. [Foto: Getty Images]
Fußballer sind Vorbilder. Nicht nur in ihrem ursprünglichen Metier. Körpersprache, Torjubel, Gesten, Frisuren bis hin zu Kleidungsfragen bestimmen die bekanntesten Spieler. Sie finden Nachahmer in den Amateur- und Jugendligen. Warum das so ist, darüber hat FUSSBALL.DE im Rahmen der Themenwoche Nachahmer mit dem Trendforscher Thomas Huber gesprochen. Er ist ausgebildeter Kommunikationsdesigner und Geschäftsführer des Münchner Zukunftsinstituts.
FUSSBALL.DE: Herr Huber, spielen Sie Fußball?
Thomas Huber: Nicht mehr.
Haben Sie denn zu Ihrer aktiven Zeit, die Stutzen über das Knie gezogen, Handschuhe zum Kurzarmtrikot getragen oder ein Langarmshirt und dem Kurzarmtrikot getragen?
Huber: Nein. Das gab es damals alles noch nicht.
Warum wird so etwas heute gemacht, wie finden solche Dinge Verbreitung?
Huber: Zwei Komponenten kommen dabei zusammen. Zum einen gibt es Vorbilder, denen nachgeeifert wird. Das ist eine gängige Methode, sich in Gruppen einzufügen. Zum anderen gibt es speziell im Profi-Fußball die Entwicklung hin zur Selbstpositionierung. Das heißt, es gibt eine ganz klare Markenbildung, die strategisch auf die einzelne Person ausgerichtet ist. Dafür braucht man Sichtbarkeit. Deswegen bedienen sich die Sportler mit extremer Professionalität der Medien. Weil die es an diejenigen transportiert, die dem nacheifern. Bekanntestes und sichtbarstes Beispiel ist sicher Cristiano Ronaldo.
"Es geht darum herauszuragen – nicht nur über die fußballerische Leistung, sondern auch in anderen Dingen"
Aber der Status Vorbild bezieht sich doch eigentlich darauf, was die Personen im Kern machen, nämlich Fußball spielen. Warum wird es derart ausgeweitet?
Huber: Das ist das Mittel, um sich von den anderen zu unterscheiden. Es geht darum herauszuragen – nicht nur über die fußballerische Leistung, sondern auch in anderen Dingen. Das ist vergleichbar mit dem, was man in Konsummärkten erlebt, dort wird auch versucht, ein Produkt unterscheidbar zu machen. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Berichterstattung über den Fußball mittlerweile sehr ausgeweitet ist. Man muss nur überlegen, wie viele Spieler da regelmäßig gezeigt werden. Unterscheidbarkeit ist ein ganz wichtiges Kriterium.
Gibt es noch einen tieferliegenden Grund, warum Spieler so etwas machen?
Huber: Ich glaube schon. Nehmen wir zum Beispiel die Freistoßvorbereitung von Cristiano Ronaldo, die Cowboystellung. Das ist eine Szene, die ist unverwechselbar. Die hat eindeutig eine spezielle Person als Absender. Er lädt damit ein Element des Spiels mit einer unverkennbaren Gestik auf. Ich denke, dass das für viele Fußballer eine Möglichkeit ist, über einen Code zu kommunizieren, den sie in den klassischen Medien, im Fernsehen, im Radio oder auf der Facebook-Seite tendenziell nicht nutzen dürfen. Athleten unterliegen ganz klar dem Druck, dem Gedanken der Fairness Folge zu leisten.
Können Sie konkreter werden?
Huber: Wir sehen da durchaus eine alternative Sprache, die über Gestiken transportiert wird. Da geht es darum, sich über den Gegner lustig zu machen, ihm zu zeigen, dass man besser, stärker, schneller ist. Alles Dinge, die man in einem Interview nicht sagt. Denn da herrscht mittlerweile große Vorsicht. Man braucht also ein Ventil, um die typischen Elemente zu transportieren, die im Wettkampf nun mal eine große Rolle spielen: Schließlich will man ja siegen. Und das funktioniert über diese Gesten ganz gut. Das ist ein spannendes Spiel. Und hat einen hohen Effekt für Nachahmer. Die wollen sein wie ihr Idol. Sie wollen dem Meister nacheifern.
Warum funktioniert das heutzutage so gut?
Huber: Der Grund dafür liegt in der Entwicklung unserer Kommunikationskultur. Man muss es sich vor Augen halten: Die jungen Menschen, die jetzt anfangen Sport zu treiben, die E- oder F-Jugendlichen, die kennen keine Welt ohne digitale Kommunikation. Sie sind sich immer schon bewusst, dass es unterschiedliche Kanäle gibt, in denen man unterschiedliche Botschaften sendet. Dazu gehört der Look, der Style. Und weil sie schon von kleinauf in den Social-Media-Communitys eingebunden sind, lernen sie auch von Anfang an, dass es darauf ankommt, wie mein Bild beim anderen wirkt. Und deswegen ist dieses Bewusstsein so groß, dass man mit bestimmten Köperhaltungen, Gesten oder Accessoires bestimmte Zugehörigkeit, fast schon eine Weltsicht transportiert.
Welche Kriterien muss ein Spieler erfüllen, um als Vorbild geeignet zu sein?
Huber: Das ist sehr weit ausdifferenzierbar. Es gibt die Möglichkeit, unterschiedliche Vorbilder zu haben. Ein Vorbild schließt schließlich nicht automatisch alle anderen aus. Das sieht man auch im kleinen Umfeld. Es gibt die Lokalhelden. Auch daraus werden Elemente übernommen. Das schließt nicht aus, dass man Messi, Ronaldo oder Müller gut findet.
Kann es wirklich jeder sein?
Huber: Die Wirkung hängt natürlich stark von der Sichtbarkeit ab. Aber es spielen immer auch andere Werte mit rein, zum Beispiel wie sympathisch oder authentisch der Spieler ist. Bei Ronaldo gibt es ja auch extreme Ablehnung. Je stärker sich jemand stilisiert, desto mehr gerät er in Gefahr, dass das als übertrieben oder affektiert eingestuft oder zu großspurig empfunden wird. Das Alter des Nachahmers spielt auch eine Rolle. Im jüngeren Alter kann es auch sein, dass ein Knirps die Spieler aus der Ersten Mannschaft im Dorfverein großartig findet.
Wie komplex darf oder einfach muss denn eine Sache sein, die imitiert werden soll?
Huber: Eine Klarheit der Aussage ist hilfreich. Zum Beispiel die extreme Imponierhaltung, die Ronaldo vor einem Freistoß einnimmt, ist unheimlich stark. Die funktioniert, ohne dass man etwas erklären muss. Wenn Spieler nach einem Tor ihre Spezialzeichen machen, die in dem Moment Bezug auf konkrete, aktuelle Ereignisse nehmen, hat das natürlich eine kürzere Verfallszeit.
Auf welchen Trend warten Sie im Fußball noch?
Huber: Ich würde mir wünschen, dass im Fußball eine höhere Authentizität zurückkommt. Ich will mehr von dem, was man eigentlich vom Sportler sehen möchte: seine Begeisterung, aber auch seine Enttäuschung oder Trauer. Das wird dem Sport ein Stück abtrainiert. Inszenierung ist ein wichtiger Teil des Ganzen. Aber weniger in Form von Reglementierung auf der Ebene dessen, was der Sportler darf oder nicht.
Warum sind solche Leute wie Cristiano Ronaldo auch Modeikonen?
Huber: Es gibt derzeit generell eine starke Wirkung vom Sport auf unser Kleidungsbild. Ganz wichtig ist heutzutage, Fitness, Gesundheit, Vitalität auszustrahlen. Das funktioniert über die Sportler und ihren ausdifferenzierten Kleidungsstil recht gut. Das passt zum großen Trend gesund und aktiv sein, gut zu altern. Für den Wunsch eines vitalen, kräftigen Selbstbildes ist sportliche Mode natürlich ein gutes Vehikel.
Und wie ist es auf die Sportkleidung selbst bezogen. Warum ziehen sich denn Spieler plötzlich die Stutzen über die Knie?
Huber: Da verändern sich Grenzen. Denken Sie auch mal an die Triathleten. Die tragen Kompressionsstrümpfe. Im Grunde nichts anderes als Stützstrümpfe. Das ist ein modisches Statement, über das man diskutieren kann. Da wird der Wert der Energie, der so etwas ausstrahlt, höher bewertet, als die ästhetische Anmutung.
Das heißt, viele sagen, wenn der Schweini das macht, dann muss das cool sein, dann mache ich das mit. Egal, wie es aussieht.
Huber: Genau. Weil er generell cool ist. Schweinsteiger ist einer, der sicherlich eine hohe Wirkung erzielen kann. Vor allen Dingen, weil er viele Erfolge vorweisen kann. Und wir wissen alle: Erfolg macht attraktiv. Wenn dann noch die Bereitschaft da ist, dieses Lebensgefühl in alle Bereiche zu übertragen, dann macht man das auch auf dem Platz als Mode mit.
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